André Kostolany – der Meister der Börsenpsychologie

André Kostolany gilt als der Gentleman unter den Spekulanten und prägte die Finanzwelt wie kaum ein anderer. Sein Vermächtnis ist eine zeitlose Philosophie, die die Börsenpsychologie als entscheidenden Faktor für langfristigen Anlageerfolg in den Mittelpunkt stellt.

Introbild Blogbeitrag über Andre Kotolany

Die schillernde Figur André Kostolany

Geboren wurde André Bartholomew Kostolany am 09. Februar 1906 in Budapest. Als Kind einer wohlhabenden Industriellen-Familie war seine ursprüngliche Leidenschaft die Kunst. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte mit der Absicht, Kunstkritiker zu werden. Doch sein Vater hatte andere Pläne und verschaffte ihm Mitte der 20er Jahre eine Lehre bei einem Börsenmakler in Paris – der Beginn einer spektakulären Karriere.

Wie gewonnen, so zerronnen – Die frühen Lektionen

In Paris erlebte der junge Börsianer die ersten extremen Hochs und Tiefs. Bereits 1929 setzte er, gegen den Trend, auf fallende Kurse und lag damit goldrichtig – schlagartig war Kostolany reich. Doch er lernte schnell die Volatilität der Märkte kennen, denn eine falsche Spekulation ließ den neu gewonnenen Reichtum ebenso schnell wieder schwinden.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg bewies er erneut sein Gespür und verdiente aus heutiger Sicht Millionen. Dieses Kapital war ihm bei seiner Flucht vor den Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten von großem Nutzen. Nach dem Krieg zog es ihn wieder zurück nach Europa. Bis zu seinem Tod am 14. September 1999 lebte Kostolany als weltgewandter Spekulant, Schriftsteller und Finanzexperte hauptsächlich in Paris und München.

Kostolanys zeitlose Philosophie für Anleger:innen

Für André Kostolany war die Börse kein Ort für reine Mathematik, sondern ein Spiel der Psychologie. Er maß der Börsenpsychologie die größte Bedeutung zu, um das Handeln der anderen Marktteilnehmer:innen zu verstehen und die richtigen eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Volks- und Betriebswirtschaftslehre hielt er im Gegensatz dazu oft für hinderlich.

Sein Ansatz war jedoch kein reines Bauchgefühl. Er betonte immer die Notwendigkeit, sich intensiv mit dem jeweiligen Investment auseinanderzusetzen und es wirklich zu verstehen.

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Die Zyklik der Märkte

Die seiner Meinung nach grundlegenden Mechanismen der Börse stellte Kostolany auch in seinem posthum erschienenen Buch „Die Kunst über Geld nachzudenken“ dar. Er unterteilte die Einflussfaktoren auf die Aktienkurse in drei zeitliche Ebenen:

  • Langfristig: Hier zählt nur das Fundament. Langfristig korrelieren die Aktienkurse von Unternehmen mit deren wirtschaftlicher Entwicklung und Gewinnsituation

  • Mittelfristig: Auf dieser Ebene sind die Geldversorgung der Wirtschaft (die Liquidität) und die alles bestimmende Börsenpsychologie die wichtigsten Determinanten für Aktienkursbewegungen.

  • Kurzfristig: Hier dominieren Emotionen. Kostolany prägte hierfür die Begriffe der „zittrigen Hände“ und der „Hartgesottenen“:

Die Zyklk der Märkte
  • Die „zittrigen Hände“ sind laut Kostolany unerfahrene Anleger:innen, die in euphorischen Phasen schnell kaufen und bei der kleinsten Korrektur in Panik verkaufen. Sie gelten als Verursacher überkaufter Märkte.

  • Die „Hartgesottenen“ sind die erfahrenen Investor:innen, die antizyklisch handeln und in Phasen des Pessimismus (überverkaufte Märkte) den Großteil der Aktien halten oder zukaufen.

Die drei Phasen jeder Markt-Bewegung

Unabhängig von der Dauer sah Kostolany jede große Marktveränderung – ob Hausse (Aufschwung) oder Baisse (Abschwung) – als einen Zyklus, der in drei klar definierbaren Phasen abläuft:

  1. Korrektur: Die erste Reaktion, in der der Markt überzogene Erwartungen oder Panik korrigiert.

  2. Anpassung: In dieser Phase passt sich der Markt an die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung an.

  3. Übertreibung: Die letzte Phase, in der der Markt nach oben (Hausse) oder nach unten (Baisse) überschießt und von Gier bzw. Angst getrieben wird.

Die berühmtesten Kostolany Zitate

Kostolany wurde vor allem durch seine zahlreichen Bonmots und bildhaften Vergleiche zur Börse berühmt, die seine Anlagephilosophie einfach und zugänglich machten.

  • Aktien kaufen und liegen lassen (Buy-and-Hold): Sein wohl berühmtester Ratschlag ist für Langfristanleger:innen die einfachste Richtlinie: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“ Dieser Ansatz unterstreicht die Macht des langfristigen Investierens und die Vermeidung von Hektik und Emotionen in turbulenten Börsenzeiten.

  • Der Schmerz der Spekulation: „Ein Spekulant ist ein Mensch, der die zukünftige Entwicklung vorhersehen und daraufhin handeln muss.“ Er sah Spekulation als eine Tätigkeit, die Wissen, Erfahrung, Mut und die Fähigkeit erfordert, gegen die Masse zu denken.

Häufig gestellte Fragen zu Kostolanys Philosphie

Das Kernelement ist die Börsenpsychologie. Kostolany war überzeugt, dass kurz- und mittelfristige Kursbewegungen primär durch die Emotionen der Anleger:innen (Angst und Gier) bestimmt werden. Er riet dazu, die psychologischen Strömungen des Marktes zu erkennen und gegen die Masse zu handeln, während man langfristig auf die tatsächliche Wirtschaftskraft der Unternehmen setzt.

Ja, das Grundprinzip ist nach wie vor eine solide Richtschnur für Langfristanleger:innen. Es bedeutet, dass du nach gründlicher Analyse in werthaltige Unternehmen oder breit gestreute Anlageformen wie ETFs investierst und dann die Hektik des Tagesgeschäfts ignorierst. Du vermeidest unnötige Transaktionskosten und gibst deinem Kapital Zeit, um zu wachsen. Eine gewisse Kontrolldisziplin zur Überprüfung deiner Investment-These ist jedoch, wie in unserem Blogbeitrag zum Thema “Aktienportfolio kontrollieren” beschrieben, wichtig.

Für Kostolany war der Spekulant das Gegenteil eines Zockers. Er definierte den Spekulanten als einen Menschen, der vorausschauend denkt, Wissen einsetzt und strategisch handelt. Er unterschied klar zwischen Spekulation (gut informiert, langfristig ausgerichtet) und Zockerei (kurzfristiges Glücksspiel).