Risikoreduzierung durch Diversifikation

“Lege niemals alle Eier in einen Korb”

Beim Investieren gilt eine der wichtigsten Faustregeln: Setze niemals dein gesamtes Kapital auf eine einzige Karte.

Diversifikation – also die breite Streuung deiner Investitionen – ist die effektivste Methode, um Risiko zu senken und gleichzeitig die Chance auf eine stabile Rendite zu wahren.

Was genau bedeutet Diversifikation?

Die Weisheit „Lege niemals alle Eier in einen Korb“ ist die treffendste Kurzformel für das Prinzip der Diversifikation. In der Finanzwelt bedeutet dieser Begriff, dass du dein Vermögen gezielt auf die Investition in verschiedene Anlageformen, Regionen und Branchen aufteilst, anstatt dich nur auf eine einzige Position zu verlassen.

Das Ziel der Portfoliostreuung ist klar: Sollte ein Teil deines Wertpapierdepots, beispielsweise eine bestimmte Aktie oder eine ganze Branche, einmal schlecht performen, können andere Bereiche diese Verluste ausgleichen oder im besten Fall sogar überkompensieren. Auf diese Weise soll die gesamte Risikostreuung erhöht und das Verlustrisiko im Zaum gehalten werden.

Die Geschichte: Ein Nobelpreis für die Portfoliotheorie

Das Konzept der Diversifikation ist keineswegs neu, sondern wurde bereits in den 1950er-Jahren vom US-amerikanischen Ökonom Harry Markowitz wissenschaftlich untermauert. Seine Moderne Portfoliotheorie (MPT), für die er später den Wirtschaftsnobelpreis erhielt, gilt als revolutionär und bildet bis heute die Grundlage jeder durchdachten Anlagestrategie.

Vereinfacht ausgedrückt besagt die Theorie von Markowitz: Durch eine optimale Kombination verschiedener Anlagegüter lässt sich das Gesamtrisiko eines Depots reduzieren, ohne dass du dafür eine geringere Rendite in Kauf nehmen musst. Es geht darum, Anlagen zu finden, deren Kurse sich möglichst unabhängig voneinander entwickeln – oder idealerweise sogar entgegengesetzt (negative Korrelation).

Warum ist die Diversifikation im Portfolio so wichtig?

Eine gut durchdachte Diversifikation im Portfolio ist das Fundament für langfristigen Anlageerfolg. Sie schützt dein Kapital vor dem sogenannten unsystematischen Risiko.

Das unsystematische Risiko ist das spezifische Risiko, das mit einem einzelnen Wertpapier oder einer kleinen Gruppe von Anlagen verbunden ist. Beispiele für potenzielle Faktoren, die Kursschwankungen verursachen können sind:

  • Ein Unternehmen veröffentlicht schlechte Quartalszahlen.

  • Eine spezifische Region ist von einer Naturkatastrophe betroffen.

  • Eine bestimmte Technologie-Branche wird durch neue Regulierungen belastet.

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Indem du dein Vermögen streust, verhinderst du, dass ein einzelnes Ereignis dein gesamtes Erspartes gefährdet. Du kannst das unsystematische Risiko beinahe vollständig eliminieren. Das verbleibende systematische Risiko (das Risiko des gesamten Marktes, zum Beispiel eine globale Rezession) lässt sich durch Diversifikation des Portfolios zwar nicht gänzlich eliminieren, aber durch die richtige Mischung, kannst du auch dessen Auswirkungen abfedern.

Wichtig zu wissen: Studien belegen, dass die langfristige Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen mit bis zu 90 % für die Schwankungen und Stabilität der Portfolio-Performance maßgeblich ist (vgl. z. B. Studien von Brinson, Hood und Beebower).

Kurz gesagt bedeutet das: Die Entscheidung, was und wo du kaufst, ist weitaus wichtiger als der perfekte Zeitpunkt für den Kauf.

Finanzkrisen und die Korrelation der Märkte

Gerade in extremen Finanzkrisen, wie der globalen Krise von 2008, ist die Diversifikation in der Theorie oft an ihre Grenzen gestoßen, da plötzlich fast alle Anlageklassen gleichzeitig an Wert verloren. Die jüngste Finanzkrise war in ihren Ausmaßen allerdings extrem und der Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarktes hatte komplexere Wechselwirkungen als zunächst angenommen. Zwar sind die Renditen verschiedener Anlageklassen heutzutage in vielen Marktphasen stärker miteinander korreliert als noch vor einigen Jahrzehnten, dennoch bleibt eine breite Streuung des Vermögens in einem normalen wirtschaftlichen Umfeld eines der wirksamsten Mittel, um Kursschwankungen auszugleichen und das Verlustrisiko zu begrenzen.  Langfristig orientierte Anleger:innen halten deshalb an dem Grundsatz fest, nicht alle Eier in einen Korb zu legen.

Diversifikation mit globalen Indexfonds

Gastbeitrag von Invesco 

Eine breite Streuung über verschiedene Unternehmen, Branchen und Länder hinweg ist ein zentrales Prinzip zur Risikominimierung. Ein global diversifiziertes Portfolio kann beispielsweise über 4.000 Unternehmen aus fast 50 Ländern umfassen. Die Mischung aus verschiedenen Wirtschaftssektoren wie Technologie, Finanzen oder Gesundheit kann Marktschwankungen einzelner Regionen oder Branchen abfedern und dazu beitragen, langfristig stabilere Ergebnisse zu erzielen.

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Die drei Dimensionen der Portfoliostreuung

Um eine wirklich breite und effektive Diversifikation zu erreichen, solltest du dein Kapital nicht nur nach einer Dimension streuen. Eine professionelle Risikostreuung im Zuge der Geldanlage betrachtet mindestens drei Bereiche.

1. Nach Anlageklassen (Asset Allocation)

Verteile dein Kapital auf unterschiedliche Vermögenswerte. Jede Anlageklasse reagiert in unterschiedlichen Marktphasen anders und dient als potenzieller Puffer:

  • Aktien (Beteiligungen an Unternehmen): Aktien sind meist renditestärker, aber auch schwankungsanfälliger. Mehr zur Aktienportfolio-Kontrolle erfährst du hier.

  • Anleihen (Schuldtitel): Anleihen gelten oft als stabiler und dienen in der Regel zur Stabilisierung des Portfolios. 

  • Liquidität (z.B. Tagesgeld): Ideal für kurzfristige Notreserven und als Puffer, um bei günstigen Kursen schnell wieder investieren zu können.

  • Immobilien/Rohstoffe: Sachwerte, die zur Ergänzung dienen können und manchmal als Schutz vor Inflation gesehen werden.

Beispiel: Ein Depot, das nur aus Aktien besteht, kann in einer Wirtschaftskrise stark fallen. Wird dieses Depot jedoch mit Anleihen kombiniert, die in Krisenzeiten oft gefragt sind und deren Kurse steigen können, wird der Verlust des Gesamtportfolios stark abgemildert.

2. Nach Regionen und Ländern

Die heimische Börse ist dir vertraut, aber sie bietet nur einen kleinen Ausschnitt der globalen Wirtschaft. Eine weltweite Streuung reduziert das Risiko, von den wirtschaftlichen oder politischen Entwicklungen eines einzelnen Landes zu stark abhängig zu sein.

  • Globale Perspektive: Die Orientierung erfolgt dabei sowohl in etablierte Industrieländer als auch in aufstrebende Schwellenmärkte (Emerging Markets).

Währungs-Diversifikation: Durch internationale Anlagen kann das Depot indirekt auch gegen die Schwankungen der Euro-Währung abgesichert werden.

3. Nach Branchen und Sektoren

Setze nicht alles auf einen Trend oder eine Technologie. Eine kluge Diversifikation streut über viele verschiedene Wirtschaftszweige.

Sektor

Rolle in der Diversifikation

Technologie/

Wachstum

Höheres Wachstumspotenzial, aber anfälliger für Spekulation und Zinsänderungen.

Gesundheit/

Pharma

Oft defensiv, da die Nachfrage nach medizinischer Versorgung unabhängig von der Wirtschaftslage stabil bleibt.

Grundversorgung

Versorger (Energie, Wasser) sind meist stabil und weniger konjunkturabhängig.

Finanzen/

Industrie

Zyklisch, profitieren oft stark von einem Wirtschaftsaufschwung.

Dein Weg zur Portfoliostreuung: Die praktische Umsetzung

Jedes Investment sollte mit gründlicher Recherche beginnen. Die folgenden Schritte dienen rein als Beispiel, wie der Prozess der Diversifikation aussehen kann. 

Step-by-Step zur Diversifikation Beispiel

  1. Lege dein Fundament mit globalen ETFs:

    Starte mit einem oder wenigen global diversifizierten Indexfonds (ETFs), die einen breiten Markt wie den MSCI World Index abbilden. Diese Produkte bilden automatisch Tausende von Unternehmen aus Dutzenden Ländern ab und erfüllen so das Kriterium der regionalen und sektoralen Diversifikation mit nur einem einzigen Kauf.

  2. Bestimme deine Ziel-Asset-Allocation:

    Definiere, wie viel Prozent deines Kapitals in die risikoreicheren Anlagen (z. B. Aktien-ETFs) und wie viel in die stabileren Anlagen (z. B. Anleihen-ETFs oder Tagesgeld) fließen soll. Dies hängt von deinem Risikoprofil und deiner Anlagedauer ab.

  3. Nutze Sparpläne für den Zeitaspekt:

    Diversifikation kann auch über die Zeit erfolgen. Mit einem Sparplan investierst du regelmäßig (z. B. monatlich) in deine gewählten Wertpapiere. Du kaufst automatisch sowohl zu hohen als auch zu niedrigen Kursen und nutzt so den Durchschnittskosteneffekt (Cost-Average-Effekt).

  4. Führe ein regelmäßiges Rebalancing durch:

    Überprüfe und korrigiere dein Portfolio regelmäßig (z. B. einmal pro Jahr). Durch Kursgewinne kann sich die anfängliche Gewichtung verschieben (z. B. der Aktienanteil wird höher als geplant). Beim Rebalancing verkaufst du die gut gelaufenen Teile und kaufst die zurückgebliebenen nach. So stellst du deine ursprüngliche Risikostruktur wieder her.

Fazit: Diversifikation als Fundament für langfristigen Erfolg

Diversifikation ist keine Garantie für Gewinne, aber eines der wirksamsten Mittel, um unvorhergesehene Verluste zu begrenzen, die einzelne Märkte, Branchen oder Unternehmen treffen können. Eine breite Risikostreuung innerhalb des Wertpapierdepots gilt als zentrales Fundament einer langfristig erfolgreichen Anlagestrategie.

Häufig gestellte Fragen zur Diversifikation

Diversifikation ist eine der wichtigsten Methoden innerhalb des Risikomanagements. Unter Risikomanagement versteht man alle Maßnahmen, um Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern. Diversifikation ist dabei ein besonders wirksames Instrument, um das unsystematische Risiko – also unternehmens- oder branchenspezifische Risiken – deutlich zu reduzieren.

Es gibt keine feste Anzahl. Bereits ein Investment in einen einzigen, global diversifizierten ETF kann dein Kapital in Tausende von Unternehmen und dutzende Länder gleichzeitig streuen. Einzelne Aktien können mit einer Auswahl von 10 bis 20 Titeln aus verschiedenen Branchen bereits ein großes Stück Diversifikation erreichen. Für die meisten Anleger:innen ist die ETF-Lösung jedoch der effizienteste Weg zur schnellen und breiten Streuung.

Ja, das Grundprinzip der Diversifikation ist weiterhin gültig und bildet das Fundament jeder soliden Anlagestrategie. Auch wenn es in globalen Krisen zu einer höheren Korrelation zwischen den Märkten kommen kann, belegen langfristige Studien, dass in normalen Marktphasen die breite Streuung das Verlustrisiko signifikant senkt und die Stabilität des Depots erhöht. Das Prinzip bleibt somit die wichtigste Grundlage für langfristig orientierte Anleger:innen.

Ja, eine Über-Diversifikation kann dazu führen, dass dein Portfolio unübersichtlich wird und du durch die schiere Anzahl der Anlagen die Wertentwicklung der einzelnen Positionen kaum noch nachvollziehen kannst. Zudem steigt der Verwaltungsaufwand und die Kosten können höher ausfallen. Konzentriere dich auf die drei Dimensionen (Anlageklassen, Regionen, Sektoren), um eine optimale Balance zu finden.