ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax stabilisiert sich dank der Wall Street
FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Stabilisierung der US-Börsen hat dem Dax
am Freitag einen recht versöhnlichen Wochenabschluss
beschert. Der deutsche Leitindex ging 0,09 Prozent tiefer bei 15
557,29 Punkten ins Wochenende, nachdem er zeitweise unter die Marke
von 15 500 Punkten gerutscht war. Auf Wochensicht verlor der Dax 2,1
Prozent, hielt sich letztlich aber knapp über der gleitenden
200-Tage-Durchschnittslinie, einem wichtigen Gradmesser für den
längerfristigen Trend. Die Aussicht auf höhere Zinsen für längere
Zeit hatte den Anlegern im Verlauf der Woche die Stimmung verhagelt.
Der MDax fiel am Freitag um 0,15 Prozent auf 26
536,25 Zähler.
An der Wall Street wurde nach den Verlusten der vergangenen drei
Handelstage eine zaghafte Erholung von den Technologiewerten
getragen, die besonders unter den jüngsten Zinssignalen der
US-Notenbank Fed gelitten hatten. Seit Mittwochabend müssen sich die
Anleger auf ein noch länger hohes Zinsniveau zur
Inflationsbekämpfung einstellen. Obwohl die Investoren vorsichtig
bleiben, greifen sie nun auch bei einigen deutschen Aktien wieder
zu. "Der Verkaufsdruck bei den Dax-Unternehmen hat etwas
nachgelassen und die ersten Schnäppchenjäger sind erschienen",
kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow.
Dabei bewegten hierzulande vor allem Analystenkommentare die
Einzelwerte. An der Dax-Spitze gewannen Siemens Healthineers
3,8 Prozent. Der Medizintechnikkonzern dürfte gut
durch sein Schlussquartal 2022/23 gekommen sein, erwartet
JPMorgan-Analyst David Adlington. Er rechnet zudem mit einem guten
Start samt starker Auftragsdynamik für das neue Geschäftsjahr.
Ebenfalls von einer JPMorgan-Studie gestützt, gewannen die
Allianz-Papiere 1 Prozent auf gut 232 Euro. Analyst
Farooq Hanif bleibt für die Versicherungsbranche positiv gestimmt,
wobei die Allianz unabhängig von der Wirtschaftslage ihre selbst
gesteckten Ziele erfülle. Diese Fähigkeit, Schocks zu verkraften,
werde vom Markt ebenso übersehen wie die attraktive Kapitalrendite,
schrieb er und empfiehlt die Aktie nun zum Kauf bei einem um 30 Euro
höheren Kursziel von 270 Euro.
Die Volkswagen-Vorzugsaktien profitierten derweil von
einer Kaufempfehlung der Investmentbank Stifel und gewannen 2,6
Prozent. Im Oktober und November seien wieder bessere Nachrichten
vom Autobauer zu erwarten, beispielsweise zur Kosteninitiative,
schrieb Analyst Daniel Schwarz. VW bleibe angesichts kurzfristig
mauer Bestellungen und langfristiger Herausforderungen eine riskante
Empfehlung, die Stimmung sei aber bereits am Boden.
Die zeitweise deutlichen Gewinne der MTU-Anteilsscheine
bröckelten letztlich auf 0,3 Prozent bei rund 162
Euro ab. Hier war es die Citigroup, die nach dem jüngsten
Kurseinbruch ein Kaufurteil aussprach. Zwar senkte Analyst Charles
Armitage sein Kursziel auf 217 Euro, das würde aber immer noch
großes Kurspotenzial bedeuten. Die Verluste der Aktie des
Triebwerksbauers infolge der GTF-Triebwerksprobleme seien überzogen,
urteilte er. Auch Metzler-Analyst Stephan Bauer sieht noch
Kurspotenzial bis 208 Euro und bekräftigte daher seine
Kaufempfehlung.
Ein Bericht über die Commerzbank ließ deren Aktien um
3,4 Prozent ans Dax-Ende rutschen. Laut "Handelsblatt" rechnet das
Geldhaus bis 2026 mit steigenden Gewinnen und peilt im Rahmen einer
neuen Strategie eine Mindestausschüttung von 50 Prozent an die
Aktionäre an. Die hatten sich offensichtlich mehr erhofft, wobei die
Strategie Finanzkreisen zufolge noch nicht beschlossen sei. Die
Commerzbank wollte sich der Zeitung gegenüber nicht äußern.
Im MDax legten Jungheinrich nach einem Kommentar der
britischen Investmentbank Barclays um 2 Prozent zu. Analyst Timothy
Lee nahm das Papier des Gabelstaplerherstellers mit "Overweight"
auf. Die Aktie biete eine attraktive Bewertung. Lee verwies auf das
Potenzial aus dem wachsenden Geschäft mit Lagerautomatisierung und
lobte außerdem die starke Bilanz. Für Wettbewerber Kion
ging es trotz "Equal Weight"-Einstufung um 0,7
Prozent nach oben.
Der EuroStoxx 50 verlor 0,13 Prozent auf 4207,16
Punkte. Der französische Cac 40 gab 0,4 Prozent nach,
der britische FTSE 100 schloss dagegen knapp im Plus.
In New York legte auch der Dow Jones Industrial zum
europäischen Handelsschluss leicht zu.
Der Euro erholte sich im Tagesverlauf von kräftigen
Verlusten am Morgen und notierte zuletzt bei 1,0659 US-Dollar. Am
Vormittag war die Gemeinschaftswährung noch auf 1,0615 Dollar und
damit den niedrigsten Stand seit März gefallen. Die Europäische
Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0647 (Donnerstag: 1,0635)
Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9392 (0,9402) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,79 Prozent am Vortag auf
2,77 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,27
Prozent auf 122,97 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,04 Prozent auf 129,55 Punkte./niw/jha/