Aktien Frankfurt: Dax weiter im Minus - Warten auf US-Inflation und EZB
FRANKFURT (dpa-AFX) - Auf den positiven Wochenstart ist am Dienstag
am deutschen Aktienmarkt prompt ein Kursrücksetzer gefolgt. Die
Anleger ließen vor den wichtigen Konjunkturterminen dieser Woche wie
dem EZB-Leitzinsentscheid lieber Vorsicht walten. Auch die jüngsten
ZEW-Daten untermauerten die Zurückhaltung. Der Handel verlief
entsprechend zäh. Der Dax bewegte sich im
Handelsverlauf in einer engen Bandbreite von rund 120 Punkten und
lag am Nachmittag zuletzt mit 0,30 Prozent im Minus bei 15 753,04
Zählern.
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es
zeitgleich um 0,56 Prozent auf 27 050,89 Zähler nach unten. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,12 Prozent
auf 4249,27 Punkte.
Inflationsdaten aus den USA morgen, die Sitzung der Europäischen
Zentralbank (EZB) am Donnerstag und zum Wochenschluss der große
Verfall an den Terminbörsen - "da könnte jedes Engagement am
Aktienmarkt verfrüht sein", fasste Jürgen Molnar von Robomarkets die
Beweggründe für die Anleger zusammen, sich bedeckt zu halten.
Die vor diesem Hintergrund viel beachteten ZEW-Konjunkturdaten waren
derweil durchwachsen ausgefallen. "Der Saldo der
Konjunkturerwartungen ist zwar gestiegen, er liegt aber weiterhin im
negativen Bereich und so bleibt die konjunkturelle Perspektive
getrübt", kommentierten die Volkswirte der Landesbank
Hessen-Thüringen (Helaba). Zudem seien die Lageeinschätzungen
schwächer ausgefallen. Mit Blick auf den EZB-Entscheid bleibe es
daher wohl weiter bei einem engen Rennen - dieser gilt derzeit als
besonders großer Unsicherheitsfaktor am Markt: Unklar ist, ob die
europäischen Währungshüter erneut an der Zinsschraube drehen oder
eine Pause im Erhöhungszyklus einlegen.
Auf Unternehmensseite lief im Tagesverlauf ein Rennen mit vielen
Teilnehmern auf den Spitzenplatz im Dax. Am Nachmittag sicherten
sich Aktien des Konsumgüterherstellers Beiersdorf den
ersten Platz mit rund eineinhalb Prozent Plus. Hier äußerten sich
mit Jefferies und der Exane BNP Paribas gleich zwei
Analysehäuser lobend. Henkel -Papiere schlugen dagegen
mit knapp ein Prozent Minus die entgegengesetzte Richtungen ein, da
die französische Bank wiederum ihr positives Votum für den
Beiersdorf-Konkurrenten gestrichen hatte.
Am Index-Ende knüpften MTU -Aktien mit sieben Prozent
Abschlag an ihren prozentual zweistelligen Kurssturz vom Vortag an,
an dem der Triebwerkshersteller seine Umsatz- und Gewinnprognose
unter Vorbehalt gestellt hatte. Ein Rückruf wegen eines
Materialfehlers bei bestimmten Airbus -Triebwerken, an
denen der Rüstungskonzern und Luftfahrtzulieferer RTX und auch der
deutsche Anbieter beteiligt sind, kostet beide Zulieferer
voraussichtlich Milliarden. Auch Airbus-Papiere verloren weiter und
gaben gut eineinhalb Prozent nach.
Ein Kursrutsch beim US-Softwarekonzern Oracle wegen eines enttäuschenden
Cloud-Wachstums belastete auch SAP - hier betrug das
Minus zuletzt 2,4 Prozent. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen,
nachdem die Aktien zuvor in diesem Jahr rund ein Drittel gewonnen
hatten.
Im MDax waren die Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh
nach einer positiven Einschätzung der US-Bank
JPMorgan mit mehr als fünf Prozent Plus gefragt.
Branchenkenner Marcus Diebel ist optimistisch für die
Kursentwicklung. Er sprach von starker Dynamik bei den wichtigsten
Geschäftskennziffern (KPI), geringen Erwartungen und einer immer
noch attraktiven Bewertung.
Aktien des Verpackungsspezialisten Gerresheimer
brachen hingegen als Schlusslicht im Mittelwerteindex um rund
sechseinhalb Prozent ein. Sie setzten damit den Rückfall vom
kürzlich erreichten Hoch fort und nähern sich wieder der Marke von
100 Euro näher an.
Der Euro gab nach dem positiven Wochenstart wieder
nach und wurde zuletzt zu knapp 1,0713 US-Dollar gehandelt. Die EZB
hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0724 Dollar festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen fielen. Im Rentenhandel stieg die
Umlaufrendite von 2,63 Prozent am Vortag auf 2,65 Prozent. Der
Rentenindex Rex kletterte um 0,01 Prozent auf 123,80
Punkte. Der Bund-Future (Dezember-Kontrakt) legte um
0,12 Prozent auf 130,84 Zähler zu./tav/mis