Aktien Frankfurt: Schwächelnde Industrieproduktion drückt Indizes ins Minus
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag
seinen jüngsten Abwärtstrend fortgesetzt. Enttäuschende
Konjunkturdaten drückten auf die Stimmung. Als Belastung hinzu kam,
dass die US-Börsen wohl ihre Vortagesverluste ausweiten dürften. Der
hiesige Leitindex Dax schaffte nur kurz den Sprung in
die Gewinnzone und gab bis zum frühen Nachmittag um 0,31 Prozent auf
15 692,94 Punkte nach.
Die Aktienindizes aus der zweiten und dritten Reihe mussten
deutlichere Einbußen hinnehmen. Für den MDax der
mittelgroßen Titel etwa ging es um 0,93 Prozent auf 27 181,13 Zähler
nach unten. Der Nebenwerteindex SDax büßte 0,88
Prozent ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
fiel um 0,48 Prozent.
In Deutschland entwickelt sich die Industrie weiterhin schwach.
"Offensichtlich schlägt die schwache Nachfrage mehr und mehr auf die
Produktion durch", kommentierte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. In
den kommenden Monaten dürfte sich die Abwärtstendenz in der
Industrie seiner Meinung nach fortsetzen und mit dazu beitragen,
dass die deutsche Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte schrumpft.
"Es besteht kein Zweifel mehr daran, die deutsche Wirtschaft hat ein
Wachstumsproblem", ergänzte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom
Handelshaus Robomarkets. Und mit dem am Vortag vermeldeten Einbruch
in den Auftragseingängen dürfte eine Erholung auch noch sehr lange
auf sich warten lassen.
Mit Blick auf die Einzelwerte gewannen die Aktien von Airbus
nach der Veröffentlichung der
August-Auslieferungszahlen für Verkehrsflugzeuge 1,6 Prozent und
hatten damit im Dax die Nase vorn. Die Zahlen deuteten auf einen
produktiven Sommer hin, schrieb Analyst Philip Buller von der
Privatbank Berenberg.
Die Anteilsscheine von MTU gewannen 1,1 Prozent. Sie
profitierten von einem positiven Analystenkommentar von Kepler
Cheuvreux. Zudem gab es gute Nachrichten aus der Branche: Melrose
Industries stockte mit dem Halbjahresbericht die
Gesamtjahresziele auf.
Die Papiere des Chipherstellers Infineon fielen um
2,6 Prozent. Als belastend für die Stimmung werteten Börsianer einen
Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach China laut Insidern
neben bestimmten Beamten auch Angestellten staatlich unterstützter
Arbeitgeber und von Staatsunternehmen die Verwendung von Apple
iPhones auf der Arbeit teilweise verbieten will.
An der SDax-Spitze gewannen die Anteilsscheine von Bilfinger
gut drei Prozent. Der Industriedienstleister
übernimmt vom US-Konzern Fluor das Industriedienstleistungsgeschäft
Stork vor allem in den Niederlanden und Belgien. Der Experte Gregor
Kuglitsch von der Bank UBS lobte den attraktiven Kaufpreis für den
nicht zum Kerngeschäft zählenden Bereich der Amerikaner.
Der Euro stand unter Druck und notierte zuletzt bei
1,0694 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung litt unter anderem unter
den schwachen Wirtschaftsdaten aus Deutschland. Zudem wuchs die
Wirtschaft in der Eurozone im zweiten Quartal schwächer als gedacht.
Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am
Mittwochnachmittag auf 1,0745 Dollar festgesetzt.
Im Rentenhandel stieg die Umlaufrendite von 2,63 Prozent am Vortag
auf 2,65 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,20
Prozent auf 123,76 Punkte. Der Bund-Future legte um
0,13 Prozent auf 130,69 Punkte zu./la/mis