ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax schwächelt weiter - Chemiebranche im Fokus
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag
weiter geschwächelt. Nach dem Rekordhoch über 16 400 Punkten am
vergangenen Freitag fehlt es unverändert an positiven Kurstreibern.
Wenigstens aber belasteten die US-Börsen kaum, denn nachdem sie am
Montag feiertagsbedingt geschlossen geblieben waren, gaben sie an
diesem Tag nur moderat nach.
Der deutsche Leitindex Dax verlor letztlich 0,55
Prozent auf 16 111,32 Punkte, nachdem er bereits zu Wochenbeginn
unter Gewinnmitnahmen gelitten hatte. Der MDax der
mittelgroßen Unternehmen büßte 1,71 Prozent auf 26 719,17 Punkte
ein. Hier belastete vor allem der Kursrutsch der Lanxess-Aktie.
Der Spezialchemiekonzern sorgte zudem zeitweise für einen recht
kräftigen Stimmungsdämpfer im gesamten deutschen Chemiesektor, bevor
am Nachmittag dann Gerüchte über ein Übernahme-Interesse am
Kunststoffkonzern Covestro für eine Erholungsbewegung sorgten.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging mit einem
Abschlag von 0,44 Prozent auf 4343,14 Punkte aus dem Tag. Verluste
verzeichneten auch die Leitindizes in Paris und London. Der Dow
Jones Industrial zeigte sich an der Wall Street zum europäischen
Börsenschluss mit rund 0,90 Prozent im Minus.
Nach den jüngsten Rekorden am deutschen Aktienmarkt sei "eine kurze
Sommerpause der Normalfall", schrieben die Experten vom Börsenbrief
Bernecker zu den Verlusten im Dax. Außerdem bereitet den
Marktteilnehmern die schleppende Erholung der chinesischen
Wirtschaft Sorge.
Laut Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC
Partners war das "Durchatmen" am Montag nach dem jüngsten Rekordlauf
"notwendig und absolut gesund". Jetzt müsse sich dann aber zeigen,
wohin die Reise für den Dax gehe. "Solange die 16 vorne steht,
dürfte die Stimmung auf dem Parkett gut bleiben. Bislang denken nur
wenige an Gewinnmitnahmen."
Lanxess senkte nach einem schwächer als erwarteten
zweiten Quartal das bereinigte operative Jahresgewinnziel. Die
Aktien sackten daraufhin am MDax-Ende zeitweise um mehr als 18
Prozent ab und damit so stark wie nie zuvor an einem einzigen Tag.
Nachdem sie den tiefsten Stand seit Ausbruch der Corona-Pandemie im
März 2020 erreicht hatten, erholten sie sich leicht und gingen
schließlich mit minus 15,4 Prozent aus dem Handel.
Wacker Chemie verloren 4,5 Prozent und Evonik
3,5 Prozent. Im Dax ging es für BASF
um 3,2 Prozent abwärts. Covestro drehten dagegen nach
einer fast achtprozentigen Talfahrt ins Plus und legten letztlich an
der Dax-Spitze um rund 13 Prozent zu.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg aus Kreisen berichtete, hat
Adnoc, ein staatseigener Ölkonzern aus den Vereinigten Arabischen
Emiraten, vorläufige Übernahmegespräche mit dem Kunststoffhersteller
geführt. Diskutiert worden sei ein mögliches Angebot im mittleren
50-Euro-Bereich je Aktie, hieß es. In der Vergangenheit hatten
Analysten Covestro angesichts des stark gefallenen Aktienkurses
immer mal wieder als potenziellen Übernahmekandidaten genannt.
MTU zogen um 1,1 Prozent weiter nach oben und kommen
ihrem Jahreshoch vom April damit zusehends näher. Die
Triebwerkshersteller und sein französischer Konkurrent Safran
wollen gemeinsam den Antrieb für den nächsten
europäischen Militärhubschrauber entwickeln.
Das Ende des Bieterstreits um die Software AG ließ
deren Aktien um 1,7 Prozent auf 31,70 Euro sinken. Das
Portfoliounternehmen Rocket Software des Finanzinvestors Bain
Capital will seinen Anteil von rund zehn Prozent an den
Technologieinvestor Silver Lake für 32 Euro je Aktie veräußern.
Im Nebenwerte-Index SDax verloren die schon zuletzt
schwachen Aktien des Linux-Spezialisten Suse 2,4
Prozent. Finanzvorstand Andy Myers tritt zum Monatsende zurück. Die
Personalie komme angesichts der häufig verpassten Unternehmensziele
nicht ganz überraschend, kommentierte Jefferies-Analyst Charles
Brennan.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,0907 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf
1,0933 (Montag: 1,0922) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9147
(0,9156) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,56
Prozent am Vortag auf 2,57 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,11 Prozent auf 124,48 Punkte. Der
Bund-Future stieg um 0,95 Prozent auf 133,73
Punkte./ck