Aktien Frankfurt: Gewinnmitnahmen - Sartorius sacken ab nach Prognosesenkung
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Montag seiner
jüngsten Rekordjagd etwas Tribut gezollt. Nach der ereignisreichen
Vorwoche heiße es für die Anleger jetzt erst einmal Atemholen,
schrieben die Experten der italienischen Bank Unicredit.
Um die Mittagszeit sank der deutsche Leitindex um 0,49 Prozent auf
16 277,02 Punkte. Für den MDax der mittelgroßen
Unternehmen ging es um 0,53 Prozent auf 27 336,08 Punkte bergab,
während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,25
Prozent auf 4383,94 Zähler verlor.
Am Freitag hatte der Dax eine starke Woche mit dem erstmaligen
Anstieg über die Marke von 16 400 Punkten gekrönt. Die
vorangegangenen Leitzinsentscheidungen der US-Notenbank Fed sowie
der Europäischen Zentralbank (EZB) waren wie von Ökonomen erwartet
ausgefallen und hatten den Dax tendenziell gestützt - obwohl die Fed
etliche Anleger mit Hinweisen auf die Zahl möglicher weiterer
Zinserhöhungen im weiteren Jahresverlauf negativ überrascht hatte.
Zum Wochenauftakt sprachen Marktteilnehmer von einem eher ruhigen
Handelsgeschehen, auch weil wegen eines Feiertags in New York nicht
gehandelt wird. Somit fallen die US-Börsen im Laufe des Tages als
Taktgeber aus - sie hatten am Freitag unter moderaten
Gewinnmitnahmen gelitten. Auch aus Asien kam keine Unterstützung für
Dax & Co: An den wichtigsten dortigen Börsen überwogen am Montag
Kursabschläge.
Die Aktien von Dax-Schlusslicht Sartorius sackten
nach der Senkung der Umsatz- und Margenziele um 14,4 Prozent auf den
tiefsten Stand seit rund einem Jahr ab. Zu schaffen machen dem
Pharma- und Laborausrüster der anhaltende Abbau von Lagerbeständen
bei Kunden nach der Corona-Pandemie sowie eine allgemein schwache
Nachfrage. Für JPMorgan-Analyst Richard Vosser steht nun die
Erreichbarkeit der Ziele für 2025 infrage, obwohl Sartorius an
diesen festhält.
BASF zeigten sich mit einem Minus von 2,5 Prozent auf
44,585 Euro beeindruckt davon, dass die Bank HSBC ihre
Kaufempfehlung für die Titel des Chemiekonzerns aufgegeben hat und
nur noch eine "Hold"-Empfehlung ausspricht. Sie notieren damit etwas
unter dem von 57 auf 46 Euro gesenkten Kursziel.
Dagegen übernahmen MTU und Airbus mit Kursgewinnen
von 3,3 beziehungsweise 0,5 Prozent vordere Plätze im Dax. Der
Triebwerkshersteller MTU überzeugte die Anleger mit seinem
angehobenen Gewinnziel für das laufende Jahr. Vom Analysehaus
Jefferies hieß es, eine Anhebung der Prognose habe man erwartet,
aber eher erst mit den Zahlen für das erste Halbjahr. Derweil machte
der Flugzeugbauer Airbus kurz vor Beginn der Luftfahrtmesse in Le
Bourget bei Paris Hoffnung auf ähnlich gute Geschäfte wie vor der
Corona-Pandemie.
Die Aktien von Beiersdorf zogen um 1,4 Prozent auf
122,20 Euro an, nachdem die französische Großbank Societe Generale
sie gleich doppelt von "Sell" auf "Buy" hochgestuft hatte. Das
Kursziel stockte Analyst David Hayes von 112 auf 139 Euro auf. Er
ist sehr optimistisch für die Wachstumsdynamik der Marke Nivea.
Zudem stützten die Ambitionen mit La Prairie und die Trends in der
Dermakosmetik. Die Markterwartungen hält Hayes noch für konservativ.
Flatexdegiro war mit plus 7,4 Prozent Spitzenreiter
im Nebenwerte-Index SDax , nachdem die Investmentbank
Oddo BHF die Aktien des Onlinebrokers auf "Outperform" hochgestuft
hatte. Analyst Sinan Doganli lobte das attraktive
Chance-Risiko-Profil. Zudem seien die Papiere des Onlinebrokers im
Branchenvergleich unterbewertet. So dürften beispielsweise die
Probleme mit der Börsenaufsicht Bafin spätestens bis zum Jahresende
abgehakt sein.
Am deutschen Aktienmarkt traten an diesem Montag zudem die von der
Deutschen Börse vorgenommenen Index-Änderungen in Kraft. Im Dax
bleibt alles beim Alten. Einige Verschiebungen gibt es indes im MDax
und SDax. So rücken in den Index der mittelgroßen Werte der
Wirkstoffforscher Evotec , der Anlagenbauer Krones
, die Software AG und die
Online-Apotheke Redcare Pharmacy (ehemals Shop
Apotheke) auf. Redcare und Krones zählten mit Kursaufschlägen von
drei und 0,7 Prozent direkt zu den größten MDax-Gewinnern.
In den Nebenwerte-Index SDax steigen dafür der Immobilienkonzern
Aroundtown , der Telekommunikationsanbieter United
Internet , der Waferhersteller Siltronic
und der US-Telekomausrüster Adtran ab.
United Internet wurden zudem von der britischen Investmentbank
Barclays abgestuft, hielten sich nach dem vorangegangenen
Abwärtstrend mit einem Plus von 0,7 Prozent aber recht gut. Analyst
Mathieu Robilliard begründete sein "Equal Weight"-Votum mit
erheblich reduzierten Umsatz- und Ergebnis-Schätzungen (Ebitda) für
die Mobilfunktochter 1&1 sowie seinen neuen Prognosen
für die Internetdienste-Tochter Ionos . 1&1 sanken um
1,7 Prozent, während Ionos 0,6 Prozent verloren. Adtran trotzten mit
plus 1,2 Prozent dem Abstieg in den SDax.
Aus dem Nebenwerte-Index scheidet der Immobilienkonzern Dic Asset
aus, da er - gemessen am frei handelbaren Börsenwert
- der kleinste Index-Wert ist und daher seinen Platz angesichts der
Wiederaufnahme von Evotec in die Dax-Familie räumen muss. Die Aktien
büßten 2,2 Prozent ein. Evotec war im Mai wegen eines nicht
fristgerecht vorgelegten Geschäftsberichts von der Deutschen Börse
aus dem MDax herausgenommen worden./gl/men