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Die Magnificent Six

Im Moment stehen die Magnificent Seven-Aktien, die im vergangenen Jahr für 73% des Anstiegs des Standard and Poor's 500 Index verantwortlich waren, medial im Rampenlicht. Doch sollte man nicht lieber von den Magnificent Six sprechen? Da der Aktienkurs von Tesla inzwischen auf die Hälfte seines Höchststandes vom November 2021 gesunken ist, ist seine Zugehörigkeit zu der elitären Gruppe ernsthaft in Frage gestellt. Tesla ist ein Automobilhersteller mit einer Gewinnspanne von kaum 10% (etwas weniger als Stellantis!). Es ist nicht ausgeschlossen, dass Tesla nur ein temporärer Kandidat zwischen Microsoft, Nvidia und den anderen war.

Hier geht es nicht um die Frage, ob der aus dem amerikanischen Kino entlehnte Begriff der "glorreichen Sieben" zutreffend ist oder nicht, sondern vielmehr um die möglichen Folgen und Risiken einer Konzentration der Wertentwicklung auf eine kleine Anzahl von Aktien. Bilden die Magnificent Six oder Seven eine irrationale Blase? Werden sie mit drei Aktien enden (wie im Film), und wird der Rest des Marktes abnormal vernachlässigt?

Bevor ich versuche, diese Fragen zu beantworten, möchte ich darauf hinweisen, dass die Konzentration von Performance und Gewicht in den Indizes nicht auf die USA beschränkt ist. Verfolgt man als Däne seinen nationalen Index, ist die Konzentration noch größer. Novo-Nordisk macht dank seines Medikaments gegen Fettleibigkeit inzwischen mehr als die Hälfte des Index aus! LVMH macht 11,5 % des französischen Leitindex CAC 40 aus. Das ist zwar weniger extrem, aber der CAC ist zweifellos konzentrierter als noch vor fünf Jahren.

Konzentration ist nicht nur eine Herausforderung für Aktienfondsmanager, die versuchen, einen Index zu schlagen; sie ist ein Problem für alle Vermögensverwalter. Betrachtet man die Bestandteile des bekanntesten globalen Aktienindex, dem MSCI World, so besteht dieser zu 70% aus US-Aktien. Dies ist eine Folge der bereits erwähnten Logik der Megakapitalisierung. Es sei jedoch daran erinnert, dass auf die USA "nur" ein Viertel des weltweiten BIP entfällt (in aktuellen Dollarwerten). Ist ein globaler Index daher wirklich relevant?

Vergleichbare Situationen hat es schon gegeben. Nortel, einst der wichtigste Anbieter von Hard- und Software für den Telekommunikationssektor, machte einst mehr als ein Drittel der Kapitalisierung des kanadischen Aktienindex (damals TSE 300) aus. Dann verlor das Unternehmen innerhalb von zwei Jahren mehr als 90% seines Wertes und musste schließlich 2009 Konkurs anmelden.

Ein Beispiel für eine übermäßige Länder-Konzentration finden wir in den späten 1980er Jahren. Auf Japan, das damals 10 % des weltweiten BIP ausmachte, entfiel die Hälfte des Weltaktienindex (laut Gavekal). Auch hier hatte die Geschichte kein Happy End.

Es gab auch Konstellationen von Konzentration mit einem besseren Ausgang, aber diese beiden Beispiele erinnern daran, dass die Wahl eines Referenzindexes keine triviale Entscheidung ist. In einer Zeit, in der passives Management gegenüber aktivem Management überwiegt, kann kurzfristig eine gewaltige Aufwärtsspirale in Gang gesetzt werden, die sich dann langfristig in eine tödliche Baisse verwandelt.

Aktive Fondsmanager sind in den größten Titeln der Indizes (den berühmten amerikanischen "Magnificents") untergewichtet. Wenn Allokatoren ihre Positionen in diesen aktiven Fonds reduzieren und sie in "Indexfonds" (in grün) umschichten, gleichen die Manager die Spitzengewichte sofort wieder aus und machen die "Magnificents" noch stärker.

Wer sich noch an den Fall von Nortel oder den Zusammenbruch des Nikkei im Jahr 1990 erinnert, dem sei gesagt, dass das durchschnittliche KGV der "Magnificent Seven" laut JP Morgan jetzt bei 30 liegt. Das ist hoch im Vergleich zum durchschnittlichen KGV von Standard and Poor's von 18, aber was ihr Wachstum angeht, befinden wir uns nicht in einem Szenario wie in Japan Ende der 1980er Jahre, als das KGV für den gesamten Markt bei 70 lag!

Dennoch müssen wir die Konzentration aus mindestens drei Gründen genau im Auge behalten:

1. Der automatische Indexierungseffekt des passiven Managements kann zu einer weiteren Aufblähung führen.

2. Historisch gesehen hat eine zu starke Konzentration zu vielen Rückschlägen geführt: Manche Anleger mögen sich an Japan 1989, die Nifty Fifty der späten 1970er Jahre oder die Technologieblase des Jahres 2000 erinnern.

3. Wie der Wirtschaftswissenschaftler Harry Markowitz in weiser Voraussicht sagte, bleibt die Diversifizierung der einzige „Free Lunch", und dieser Ansatz sollte unsere Allokation heute leiten. Wir sollten uns nicht den Trends widersetzen, nur weil die Giganten den Mehrwert an den Aktienmärkten für sich beanspruchen, sondern wir sollten andere Akteure im Auge behalten und Geld zurücklegen. Schließlich gibt es immer noch 2993 kleinere Unternehmen im Russell 3000 und noch mehr in anderen Regionen. Ein Grund mehr, den von Markowitz geschätzten Grundsatz zu befolgen.

 

Aus dem Börse Express PDF vom 12.03.2024 - hier zum Download

 

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