Aktien Frankfurt: Dax steigt nach EZB-Enttäuschung zum großen Verfall wieder an
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat zum großen
Verfallstermin am Freitag wieder Gewinne verbucht. Nach seinem
Vortagesrücksetzer vom Rekordhoch stemmte sich der deutsche
Leitindex damit gegen die jüngste Enttäuschung durch die Europäische
Zentralbank (EZB). Zuletzt notierte das Börsenbarometer mit 0,58
Prozent im Plus bei 16 850,05 Zählern. Damit nahm der Dax wieder
Kurs auf den tags zuvor erreichten Allzeitrekord bei gut 17 003
Zählern.
Befeuert von Zinssenkungssignalen der US-Notenbank Fed war der
deutsche Leitindex am Vortag in den ersten Handelsminuten erstmals
in seiner Geschichte über die runde Marke von 17 000 Punkten
gesprungen. Kurz danach ging der Rekordjagd dann der Schwung aus,
weil die Währungshüter der EZB anders als ihre US-Kollegen die
Hoffnungen auf schon bald niedrigere Zinsen dämpften. Damit hatte
die Europäische Zentralbank der seit November laufenden Börsenrally
ein wenig Wind aus den Segeln genommen. Die Signale hinsichtlich der
weiteren Geldpolitik seien nunmehr gespalten und die Investoren in
Europa verunsichert, schrieb Marktkenner Pierre Veyret vom Broker
Activtrades.
Für die auslaufende Woche ergibt sich bislang eine leicht positive
Bilanz für den Dax. Seit dem Oktobertief hat die Jahresendrally dem
wichtigsten deutschen Börsenbarometer einen Zuwachs von rund 15
Prozent beschert.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte legte am
Freitag um 0,48 Prozent auf 27 327,53 Zähler zu. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um rund 0,7
Prozent.
Auf der Unternehmensseite verschreckte Symrise die
Anleger. Der Hersteller von Duftstoffen und Aromen leidet unter dem
Abbau der Lagerbestände bei seinen Kunden und bekommt niedrigere
Rohstoffpreise zu spüren. Eigentlich ist letzteres ja positiv, doch
in diesem Fall musste Symrise die Bewertung der eingelagerten
Rohstoffe anpassen. Daher senkte das Unternehmen den Ausblick für
die operative Gewinnmarge im laufenden Jahr, wenngleich es
optimistischer auf das Umsatzwachstum aus eigener Kraft blickt. Die
Aktien sackten als Schlusslicht im Dax um 8,8 Prozent ab.
Für den Aktienkurs des Rückversicherers Munich Re
ging es nach der Vorstellung von Geschäftszielen für 2024 zuletzt um
gut ein Prozent nach oben. Die weltweite Nummer eins der Branche
will im kommenden Jahr ihren Überschuss weiter steigern und fünf
Milliarden Euro erzielen, auch die Erstversicherungstochter Ergo
soll weiter zulegen.
Die Nase vorn im Dax hatten die Papiere von Zalando
mit 4,3 Prozent Plus, sie knüpften damit an den positiven
Vortagestrend an. Das Papier des Online-Modehändlers gehört in
diesem Jahr zu den größten Verlierern Leitindex. Sollte sich die
Kurserholung fortsetzen, könnte der seit Februar bestehende
Abwärtstrend gebrochen werden. Allerdings ist das noch ungewiss.
Ebenfalls oben auf der Kurstafel standen Autowerte. BMW
und Mercedes -Benz
gewannen jeweils mehr als zwei Prozent, Daimler Truck
und Volkswagen folgten mit nur wenig Abstand. Die
Gewinne passen zum jüngsten Trend der Branche, die seit Ende Oktober
auf Erholungskurs ist.
Chipwerte profitierten von einer positiven Einschätzung der UBS. Die
Analysten der Schweizer Bank setzen für das kommende Jahr auf die
europäischen Hersteller analoger Chips. Von den fortschreitenden
E-Auto-Verkäufen sollten insbesondere besonders Infineon
und STMicro profitieren. Der Kurs des
Dax-Konzerns Infineon zog um rund zwei Prozent an.
Auch im Nebenwerteindex SDax sorgte eine Studie für
Schub: Die Aktien von Auto1 schossen nach einer
Kaufempfehlung der britischen Bank HSBC mit 7,5 Prozent Plus an die
Index-Spitze./tav/mis