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Das Ende aller ­Krankheiten (Conrad Lauterbach)

Ozempic, Wegovy, Mounjaro, das sind wahrscheinlich die Begriffe, die man neben AI und den Namen der großen US-Tech-Konzerne in diesem Jahr am meisten in der Finanzpresse gelesen hat. Dahinter verbergen sich die als Abnehmspritzen bekannt gewordenen Medikamente der Hersteller Novo Nordisk und Eli Lilly. Sie versprechen deutliche Gewichtsrückgänge der behandelten Patienten und es ist absehbar, dass sie sich zu Mega-Blockbustern für die beiden Unternehmen entwickeln werden. Aber vor allem die Zweitrundeneffekte der Medikamente sind spannend: Für Kursrückgänge bei Herstellern von Konsumgütern wie zuckerhaltigen Getränken, Snacks, Spirituosen, Bier werden nicht mehr nur die gestiegenen Zinssätze verantwortlich gemacht, nein, die Nachfrage wird aus Sicht der Anleger durch Ozempic und Co in der Zukunft geschwächt werden.

Aber nicht nur der Lebensmittelsektor ist durch den Einfluss der Abnehmmedikamente betroffen. Auch im Healthcare Bereich sind beispielsweise plötzlich die Hersteller von künstlichen Hüftgelenken und Dialysegeräten deutlich unter Druck, weil dünnere und gesündere Menschen ihre Hüfte nicht mehr so stark verschleißen und weniger Nierenschäden davontragen – so die Hypothese.

Bei vielen Meldungen, die in diesem Zusammenhang über die Ticker gingen, sollte man meinen, dass es schlecht ist, wenn Menschen insgesamt gesünder werden. Zuallererst sollte man sich aber freuen, wenn neue erfolgreiche Behandlungsmethoden die Zahl von chronischen Krankheiten in Zukunft beschränken helfen. Im zweiten Schritt sollte man nachdenken, ob viele Kurzschlussreaktionen langfristig wirklich gerechtfertigt sind. Dazu gehört für mich auf jeden Fall der übereilte Abverkauf, der in diesem Zusammenhang bei vielen Healthcare Unternehmen zu beobachten war.

Ich denke gerade jetzt, wenn die Zinssätze (noch) hoch sind und bewährte Geschäftsmodelle wegen neuer Medikamente hinterfragt werden, dass es für langfristig orientierte Investoren interessant ist, in den Healthcare Bereich einzusteigen. Aus unserer Sicht ist der Sektor ein ideales Investment als Basisallokation in jedem Aktienportfolio, das aktuell eine attraktive Einstiegsgelegenheit für alle Anleger bietet, die noch nicht in diesem Bereich positioniert sind.

Trotz der enorm positiven Kursentwicklung der beiden Schwergewichte Novo Nordisk und Eli Lilly zeigt der breite Healthcare Index seit Anfang 2021 eine Seitwärtsbewegung. Die Gewinne sind gestiegen, die Bewertung ist also in den letzten 2,5 Jahren zurückgegangen und hat nun mit einem KGV von 16,7 auf Basis, der für nächstes Jahr erwarteten Gewinne ein attraktives Niveau erreicht.

Die Vorteile von Healthcare liegen auf der Hand: Konjunkturunabhängigkeit der Nachfrage, langfristiges Wachstum durch das zunehmende Alter der Weltbevölkerung und ein steigendes Wohlstandsniveau in den Entwicklungsländern, das immer mehr Menschen den Zugang zu modernen Behandlungsmethoden ermöglicht. Langfristig kann man erwarten, dass die Umsätze weltweit zwischen sechs bis zehn Prozent jährlich zulegen werden, die Gewinne sollten bei guten Unternehmen stärker ansteigen. Damit ist der Healthcare Bereich deutlich attraktiver als die meisten anderen Branchen.

Besonders erfolgreich kann ein solches Investment sein, wenn man nicht einfach einen Healthcare ETF erwirbt, der von den großen, langsam wachsendenden amerikanischen Pharmaunternehmen dominiert wird. Denn die echten Wachstumsmärkte liegen in den Emerging Markets. Der Einsatz eines aktiven Managers, der dieser Region in seinem Portfolio eine höhere Prominenz einräumt als der Index, wird aus unserer Sicht langfristig einen deutlichen Performancevorteil bringen.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

 

Aus dem Börse Express PDF vom 01.12.2023 

Screen 01122023 

 

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