Kreise: Covestro-Interessent Adnoc greift auch nach Wintershall Dea
NEW YORK (dpa-AFX) - Der Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc)
erwägt Kreisen zufolge den Kauf der BASF -Tochter
Wintershall Dea. Das Unternehmen könnte dabei mit mehr als zehn
Milliarden Euro bewertet werden, berichtete die Nachrichtenagentur
Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit
vertraute Personen. Vor knapp einem Monat hatte der Finanzchef des
deutschen Chemiekonzerns, Dirk Elvermann, das Ziel einer Trennung
vom 72,7-Prozent-Anteil an dem Öl- und Gasunternehmen bekräftigt.
Wintershall Dea will bis Mitte 2024 die Geschäfte mit Russland-Bezug
rechtlich trennen. Den nichtrussischen Teil wolle BASF zu Geld
machen. Der Rest der Firma befindet sich in den Händen der
Beteiligungsgesellschaft Letterone.
Im vergangenen Jahr fiel bei BASF wegen milliardenschwerer
Abschreibungen auf die Tochter Wintershall Dea ein Verlust von 627
Millionen Euro an. Im Januar hatte Wintershall Dea dann das Aus
seiner Geschäfte in Russland angekündigt, die zuletzt noch 50
Prozent der gesamten Produktion ausmachten. Der russische Teil der
Tochter sei bereits vollständig abgeschrieben, hatte Elvermann
weiter gesagt. Einen Teil des Geldes könnte sich der Konzern aber
unter anderem vom Staat zurückholen.
So verwies der Manager auf erhebliche staatliche
Investitionsgarantien im unteren Milliardenbereich. Die damit
verbundenen Ansprüche würden in der BASF-Bilanz aktuell jedoch nicht
als Forderungen ausgewiesen. Weiterer Interessent für Wintershall
Dea ist der Nachrichtenagentur zufolge der britische Ölkonzern
Harbour Energy . Dieser wie auch Adnoc habe keinen
Kommentar abgeben wollen, hieß es in dem Bericht weiter. BASF und
Wintershall Dea seien zunächst nicht zu erreichen gewesen.
Die von Abu Dhabi kontrollierte Adnoc versucht derzeit bereits, den
deutschen Chemiekonzern Covestro zu übernehmen. In
Medien war im Sommer die Rede davon gewesen, dass Adnoc informell 60
Euro je Aktie in Aussicht gestellt habe, womit Covestro mit 11,6
Milliarden Euro bewertet würde. Erst im September hatte der Konzern
mitgeteilt, mit Adnoc zu sprechen - der Aktienkurs war daraufhin bis
auf rund 54 Euro gestiegen, nachdem die Papiere Mitte Juni noch
weniger als 40 Euro gekostet hatten. Seit der Mitteilung vom
September herrscht wieder weitgehend Funkstille nach außen, ein
wenig Übernahmefantasie entwich denn auch aus dem Kurs. Am
Donnerstag waren die Titel bei 47,65 Euro aus dem Handel gegangen.
Das Plus seit Jahresanfang liegt damit bei gut 30 Prozent.
Mit dem österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV
verhandelt Adnoc zudem über eine Verschmelzung der Chemieunternehmen
Borealis und Borouge. Wie Bloomberg zuletzt unter Berufung auf
Insider berichtete, könnte durch eine Fusion ein Chemie- und
Kunststoffkonzern mit einem Marktwert von mehr als 30 Milliarden
US-Dollar (27,5 Milliarden Euro) entstehen. Die in Wien beheimatete
Borealis gehört zu 75 Prozent OMV, der Rest liegt bei Adnoc. Die
ebenfalls gelistete Borouge aus Abu Dhabi ist selbst ein
Gemeinschaftsunternehmen von Adnoc und Borealis und hat einen
Marktwert von 22 Milliarden Dollar./he/ajx