ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax überspringt kurzzeitig 16 000 Punkte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ohne die US-Märkte als Impulsgeber ist es an
der Börse hierzulande am Donnerstag recht ruhig geblieben.
Konjunkturdaten aus der Eurozone bewegten kaum. In den USA blieb die
Wall Street wegen des Thanksgiving-Feiertags geschlossen. Am Freitag
wird dort zudem nur verkürzt gehandelt.
Im umsatzschwachen Marktumfeld gelang dem Dax
kurzzeitig der Sprung über die psychologisch wichtige Hürde von 16
000 Punkten. Allerdings kam der Leitindex rasch wieder zurück und
schloss letztlich 0,23 Prozent höher auf 15 994,73 Punkten. Der MDax
der mittelgroßen Unternehmen gab um 0,13 Prozent auf
26 101,25 Zähler nach. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50
gewann 0,21 Prozent auf 4361,32 Zähler. Die
Länderbörsen in Paris und London stiegen ebenfalls moderat.
Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone verbesserte sich im
November laut dem Einkaufsmanagerindex von S&P Global überraschend
deutlich. Ökonomen rechnen dennoch mit einem Abrutschen der
Euro-Wirtschaft in eine Rezession.
"Die Börse wartet nun auf die Nachrichten zum Shopping-Wahnsinn on-
und offline, der spätestens mit dem morgigen Black Friday in den USA
losgetreten wird oder eben auch nicht", sagte Marktanalyst
Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Die positive Dynamik an den
Aktienmärkten dürfte sich ihm zufolge wahrscheinlich fortsetzen,
wenn die Händler mit dem vorweihnachtlichen Stimmungstest zufrieden
seien und größere Umsatzrückgänge über das Wochenende ausblieben.
Unter den Einzelwerten gingen die Blicke vor allem in Richtung SAP
. Die Aktien des Software-Anbieters legten um 1,0
Prozent zu. Die Deutsche Börse will im Frühjahr die sogenannte
Kappungsgrenze für die Unternehmen im Dax, MDax, SDax
und TecDax von 10 auf 15 Prozent anheben. Das soll
unter den Investoren die Aufmerksamkeit für die Großkonzerne
erhöhen. Außerdem soll verhindert werden, dass Unternehmen an andere
Börsen abwandern, wie im Frühjahr der Industriegashersteller Linde
.
Nach derzeitigem Stand ist diese Änderung vor allem für SAP positiv.
Die Aktie, die im bisherigen Jahresverlauf um fast 50 Prozent
gestiegen ist, hat eigentlich ein Index-Gewicht von mehr als zehn
Prozent. Doch hier wird bislang regelmäßig gekappt und damit alles,
was über 10 Prozent ist, nicht berücksichtigt. Mit der anstehenden
Änderung müssen Fonds bald SAP-Anteile kaufen, um die Gewichtungen
in ihren Portfolios aufrechtzuerhalten. Das dürfte am Markt für
zusätzliche Nachfrage nach den Papieren des Software-Entwicklers
sorgen.
Die Rheinmetall-Papiere gaben als einer der
schwächsten Dax-Werte um 1,9 Prozent nach. Hensoldt
sanken im MDax um 2,5 Prozent. Hier belastete ein Bericht der
"Augsburger Allgemeinen". Demnach hat das Bundesfinanzministerium
nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts auch das
Verteidigungsministerium mit einer Sperre für Mittel aus dem
Sondervermögen Bundeswehr belegt, hieß es. Das Finanz- und das
Verteidigungsministerium dementierten dies.
Die rote Laterne im Index der mittelgroßen Unternehmen hielt Kion
mit minus 2,6 Prozent. Die Investmentbank Stifel
strich ihre Kaufempfehlung für die Aktie des
Lagertechnik-Herstellers. Wie Analyst Alexander Koller schrieb, sind
die Kunden derzeit kaum geneigt, E-Commerce-Investitionen zu
tätigen. Profiteure der gegenwärtigen Entwicklung dürften die
Anbieter von industriebezogener Lagerlogistik sein, weniger die von
konsumbezogenen Services.
Synlab stiegen um 2,0 Prozent auf 11,06 Euro und
erreichten ein Zehn-Monats-Hoch. Laut einer Stimmrechtsmitteilung
sicherte sich Paul Singer über seine Investmentgesellschaft Elliott
Zugriff auf 6,5 Prozent der Synlab-Anteile. Singer ist dafür
bekannt, Anteile an Unternehmen zu erwerben, die - wie der
Labordienstleister aus dem SDax - vor einer Komplettübernahme
stehen. In einem sogenannten Zwangsabfindungsverfahren (Squeeze-out)
hofft er damit, einen höheren Preis herauszuschlagen. Bei Synlab
strebt der Finanzinvestor und Großaktionär Cinven die
Komplettübernahme an und will für die noch ausstehenden Aktien zehn
Euro pro Stück zahlen.
Der Euro kostete am frühen Abend 1,0906 US-Dollar.
Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0900
(Mittwoch: 1,0911) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9174
(0,9165) Euro.
Am Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,59 Prozent am Vortag
auf 2,60 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06
Prozent auf 124,02 Punkte. Der Bund-Future sank um
0,46 Prozent auf 130,60 Zähler./ck/he