Aktien Europa: Verluste - Anleiherenditen und mäßige Zahlen belasten
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Donnerstag
erneut nachgegeben. Neben schwachen US-Vorgaben belasteten auch
enttäuschende Zahlen einiger Schwergewichte. Der EuroStoxx 50
sank am Mittag um 0,1 Prozent auf 4102,79 Punkte. Der
französische Cac 40 gab um 0,5 Prozent auf 6931,29
Punkte nach, während der britische FTSE 100 um 0,75
Prozent auf 7531,31 Punkte sank.
Die Schwäche kam einmal mehr von der Entwicklung am Anleihemarkt.
Der Renditeanstieg hatte sich in den USA fortgesetzt und eine
wichtige Marke erreicht. "Für die 30-jährigen Bonds ging es das
erste Mal seit 2007 über die Schallmauer von fünf Prozent", stellte
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest.
Damit werden Anleihen immer mehr zu einer Alternative zu Aktien,
zumal "die Angst vor einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten
mit weitreichenden Folgen für die Energieversorgung" Anleger in
sichere Häfen treibe. Das zeige sich auch an der Stärke des
Goldpreises, fügte Molnar hinzu.
Zur Unsicherheit an den Märkten trugen die Zahlen einiger
Unternehmen bei. In dem angespannten Umfeld genügten bereits kleine
Schönheitsfehler, um deutliche Kursreaktionen zu provozieren. So
büßte das Pharmaschwergewicht Roche über drei Prozent
ein und markierte dabei neue Jahrestiefs. Trotz eines soliden
Umsatzbeitrags aus dem Pharmageschäft hatte Roche im dritten Quartal
etwas verhaltener als erwartet abgeschnitten. Die Hoffnung, dass die
Jahresziele erhöht werden könnten, wurde zudem enttäuscht.
Stattdessen hält das Unternehmen an den bisherigen Vorgaben fest.
Das lastete auf den Pharmawerten insgesamt, die zu den schwächeren
Sektoren gehörten.
Auch ein anderer Schweizer Vorzeigeunternehmen enttäuschte. Der
Nahrungsmittelkonzern Nestle hatte in den ersten neun
Monaten des laufenden Jahres weniger umgesetzt als ein Jahr zuvor.
Dabei machte der starke Franken dem Unternehmen einen Strich durch
die Rechnung. Der Umsatz ging zurück. Die Aktie fiel um über zwei
Prozent.
Dass der Sektor Nahrungs- und Genussmittel sich trotzdem
einigermaßen hielt, lag an Pernod Ricard . Die
Geschäfte des Spirituosenherstellers hatten zum Start in das neue
Geschäftsjahr zwar unter einer schwächelnden Nachfrage in den USA
und China gelitten, weshalb der Umsatz des ersten Geschäftsquartals
(bis Ende September) um acht Prozent auf gut drei Milliarden Euro
sank. Damit seien die Zahlen aber weniger schwach ausgefallen, als
befürchtet worden sei, hieß es vom Bankhaus RBC. Pernod kletterten
um 5,5 Prozent.
Schlecht kamen dagegen die Zahlen von Renault an. Die
Aktie ging um 6,6 Prozent in die Knie. Analyst Pierre-Yves Quemener
vom Researchhaus Stifel bemängelte die Umsatzentwicklung, die unter
den Erwartungen gelegen habe. Hinzu kamen der Quartalsbericht von
Tesla , der den Autosektor insgesamt ausbremste. Das
US-Unternehmen hatte mit den Zahlen für das vergangene Quartal die
Markterwartungen verfehlt.
An der Spitze der Einzelbranchen rangierte trotz schwacher
US-Vorgaben der Technologiesektor. Das lag einerseits an robusten
Zahlen von SAP , die das Schwergewicht um 4,8 Prozent
nach oben trieben. Zugleich blickt der taiwanische Chipkonzern TSMC
nach einem überraschend guten Quartal optimistischer
in die Zukunft. Das stützte die Halbleiterwerte, allen voran die
Aktien des Ausrüsters ASML , die um 3,8 Prozent
anzogen.
Durch Kurskapriolen fiel unter den Nebenwerten einmal mehr die Aktie
von DocMorris auf. Die Online-Apotheke hatte auch im
dritten Quartal 2023 weniger umgesetzt. Zudem senkte das Unternehmen
den Ausblick für das Gesamtjahr./mf/jha/