ROUNDUP/Covid-Arzneien nicht gefragt: Pfizer senkt Jahresprognose
NEW YORK (dpa-AFX) - Die weggebrochene Nachfrage nach
Covid-Medikamenten bremst das Geschäft das US-Pharma-Konzerns Pfizer
deutlich. Der Branchenriese kappte am Freitag die
Prognose für den Umsatz im laufenden Jahr auf 58 bis 61 Milliarden
Dollar (55,2 bis 58 Mrd Euro). Zuvor wurden Erlöse von 67 bis 70
Milliarden Dollar erwartet. Der Rückgang gehe allein auf
Corona-Arzneien zurück, hieß es. Für den um Sondereffekte
bereinigten Gewinn je Aktie peilt das Unternehmen nun 1,45 bis 1,65
Dollar an, anstatt der zuvor anvisierten 3,25 bis 3,45 Dollar.
Nach der Prognosesenkung vom Wochenende werden die Aktien von Pfizer
am Montagmorgen auf der Handelsplattform Tradegate
besonders aktiv gehandelt. Dort liegen sie gegenüber dem New Yorker
Schlusskurse mit mehr als drei Prozent im Minus. Auch die Papiere
der Corona-Impfstoffhersteller Moderna und dem
deutschen Pfizer-Partner Biontech werden unter Druck
erwartet.
Pfizer verbuchte auch eine Abschreibung von 5,5 Milliarden Dollar
auf Lagerbestände im Zusammenhang mit der niedriger als erwartet
ausfallenden Nachfrage. Allein für das Covid-Medikament Paxlovid
senkte der Konzern die Umsatzerwartung um sieben Milliarden Dollar.
Bei seinem Corona-Impfstoff Comirnaty rechnet Pfizer nun mit zwei
Milliarden Dollar weniger Umsatz.
Biontech kündigte am Montag an, dass das Unternehmen
die möglichen Auswirkungen der von Pfizer getätigten Abschreibungen
und anderen Belastungen im Zusammenhang mit Comirnaty auf die
Finanzergebnisse des eigenen Konzerns prüfen werde. Die Mainzer
werden voraussichtlich im dritten Quartal die Auswirkungen der
Vorratsabschreibungen von Pfizer im Zusammenhang mit dem
Covid-Impfstoffs in Höhe von bis zu 0,9 Milliarden Euro erfassen.
Dies entspreche etwa der Hälfte des Bruttogewinnanteils aus der
Vereinbarung mit Pfizer, hieß es. Jede solcher Abschreibungen werde
die Umsatzerlöse des Unternehmens reduzieren. Biontech will am 6.
November seine Zahlen zum dritten Quartal 2023 veröffentlichen.
Wie auch beim US-Partner Pfizer hat das mittlerweile deutlich
geringere Geschäft mit Covid-19-Impfstoffen auch in der Bilanz der
Mainzer Biontech starke Spuren hinterlassen. So war
der Umsatz mit diesen Vakzinen im ersten Halbjahr auf 1,4 Milliarden
Euro nach fast 9,6 Milliarden im Vorjahreszeitraum gesunken. Der
Gewinn war von knapp 5,4 Milliarden Euro auf 311,8 Millionen Euro
eingebrochen. Für das zweite Quartal stand unter dem Strich sogar
ein Verlust von 190,4 Millionen Euro nach 1,67 Milliarden Euro im
Vorjahreszeitraum.
Derweil teilte Pfizer am Freitag weiter mit, dass die US-Regierung
Ende 2023 etwa 7,9 Millionen der Paxlovid-Dosen zurückgeben werde.
Im Gegenzug sollen Patienten der Krankenversicherer von Medicare und
Medicaid sowie Unversicherte eine Gutschrift bekommen. Dieser
Schritt ermöglicht es Pfizer, Paxlovid an private Käufer zu
verkaufen, zu einem Preis, der laut Analysten höher sein werde als
der von der Regierung gezahlte.
Das Medikament könnte auf dem Einzelhandelsmarkt bis zu 700 Dollar
erzielen, so Morningstar-Analyst Damien Conover. Pfizer berechnete
der Regierung 530 Dollar pro Dosis des Medikaments. Als der
Gesundheitsnotstand in den USA mit Covid im Mai endete, stellte die
Regierung den Kauf der meisten Medikamente und Impfstoffe für die
Öffentlichkeit ein. Pfizer begann, seine
Covid-Auffrischungsimpfungen an private Personen zu einem
Listenpreis von etwa 120 Dollar zu verkaufen. Dies ist viermal so
viel, wie das Unternehmen von der Regierung verlangt./mne/so/ngu/tih