Aktien Frankfurt: Wochengewinne schrumpfen deutlich
FRANKFURT (dpa-AFX) - Zum Ende einer insgesamt recht starken Woche
lässt der Dax am Freitag ordentlich Federn. Anleger
gingen aus dem Risiko, bevor die Berichtssaison ab dem Mittag in den
USA eingeläutet wird. Auch Zinssorgen hemmen weiter, denn laut den
Experten der ING Bank bleibt ein weitere, finale
Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed nach den Inflationsdaten vom
Vortag im Bereich des Möglichen.
Am Vortag war der Dax am Nachmittag schon ins Minus gedreht und
daran knüpfte er nun an. Mit einem Abschlag von 0,95 Prozent auf 15
278,79 Punkte wurden die Verluste im Laufe des Morgens größer. Für
den MDax ging es zeitgleich um 0,83 Prozent auf 25
082,22 Zähler bergab und der EuroStoxx bewegte sich
mit 0,9 Prozent im Minus.
Das Wochenplus des Dax schrumpft mit dem schwachen Freitag auf nur
noch knapp 0,4 Prozent. Die Anleger hatten die neue Gewaltspirale im
Nahen Osten zunächst relativ gut weggesteckt, doch im Bereich der
200-Tage-Linien, die ein Gradmesser für den längerfristigen Trend
sind, hat sich der Leitindex dann im Laufe der Woche schwergetan.
"Mit den US-Banken JPMorgan , Citigroup und Wells Fargo startet die
US-Berichtssaison heute richtig durch", sagte Marktbeobachter Thomas
Altmann von QC Partners. Sie habe das Potenzial, über die
Börsenrichtung der kommenden Wochen zu bestimmen. "Wir erachten die
regionalen Gewinnschätzungen als etwas konservativ und sehen
positives Überraschungspotenzial", schrieb am Morgen DZ-Bank-Analyst
Stephen Schneider mit Blick auf die anstehenden Berichte
europäischer Unternehmen.
Wegen der Bankenzahlen aus den USA dürfte der Fokus im Tagesverlauf
auch hierzulande verstärkt auf die Aktien der Commerzbank
und der Deutschen Bank wandern. Sie
setzten ihre durchwachsene Entwicklung der vergangenen Wochen fort
mit Abgaben, die größer wurden, je näher die zuerst erwarteten
Zahlen von JPMorgan rückten. Bis zu 2,5 Prozent betrugen zuletzt die
Kursverluste.
Sartorius statuiert für positive Erwartungen an die
Berichtssaison jedoch kein Exempel: Der Pharma- und Laborausrüster
hat nach einem rückläufigen Geschäft in den ersten neun Monaten
seine Jahresprognose gesenkt und erschreckte damit die zuletzt
ohnehin schon Leid gewohnten Anleger. Der Kurs brach um mehr als 12
Prozent ein auf das niedrigste Niveau seit Juni 2020. Damit nähert
er sich dem Niveau vor der Corona-Pandemie, die dem Unternehmen eine
Sonderkonjunktur beschert hatte.
Die französische Großbank Societe Generale hatte am Vorabend vor der
Mitteilung von Sartorius schon den richtigen Riecher, indem sie ihre
bisherige Kaufempfehlung aufgab. Am Freitag zog Warburg Research
damit nach. Analyst Michael Heider verwies neben den gesenkten
Prognosen auch darauf, dass das Unternehmen die mittelfristigen
Ziele überprüfen will. Die Unsicherheit gehe einher mit einer
Bewertung, die trotz der schwachen diesjährigen Entwicklung immer
noch hoch sei.
Die schlechten Nachrichten von Sartorius belasteten auch einige
andere Dax-Mitglieder aus der Gesundheitsbranche: Merck
, Qiagen und Siemens Healthineers
gaben zwischen 1,5 und 4,7 Prozent nach. Titel des
Diagnostikanbieters Qiagen erreichten ihr niedrigstes Niveau seit
fast einem Jahr. Auch die Aktien des Pharmakonzerns Merck blieben
nur knapp über ihrem Jahrestief.
Ganz anders stellte sich aber die Situation bei Morphosys
dar mit einem Kurssprung um 6,7 Prozent nach oben.
Hier sorgte es für Euphorie, dass Morgan Stanley das Votum für die
Papiere des Biotech-Unternehmens auf "Overweight" drehte. Die
US-Bank schraubte ihr Kursziel deutlich auf 35 Euro nach oben, was
vor Bekanntwerden der Studie etwa die Hälfte an Kurspotenzial
versprach. Vom September-Hoch war der Morphosys-Kurs um bis zu 30
Prozent abgesackt.
Analystenmeinungen waren auch bei Zalando der Treiber
für eine Erholung. Die Titel des Online-Händlers gehörten mit einem
Anstieg um ein Prozent zu den Dax-Favoriten nach einer
Kaufempfehlung der britischen Bank HSBC. Sie taten sich aber
weiterhin schwer damit, im Kurschart die 21-Tage-Linie zu
überqueren. Diese ist beliebter Indikator für den kurzfristigen
Trend./tih/men