FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag im
Handelsverlauf seine frühen Gewinne bis zum Mittag weitestgehend
gehalten. Der Dax notierte zuletzt mit einem Plus von
0,61 Prozent auf 15 835,96 Punkte und konnte sich damit im oberen
Bereich der wochenlangen Handelsspanne von 15 500 bis 16 000 Zählern
stabilisieren.
Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen konnte
zulegen mit zuletzt 0,65 Prozent auf 27 235,98 Zähler. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 lag zuletzt mit 0,5
Prozent im Plus. Trotz der Kursgewinne agierten die Investoren
angesichts der in dieser Woche mit großer Spannung erwarteten
Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) jedoch
weiter eher defensiv, hieß es von Marktbeobachtern.
Nach der schwachen Vorwoche hatte der Dax mit einem leichten
Kursgewinn am Freitag bereits wieder den Anstieg nach oben versucht
und zu Wochenbeginn auf diesem höheren Polster aufgesetzt. Aus Sicht
der Experten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) besteht
angesichts des EZB-Entscheids an diesem Donnerstag jedoch das
Risiko, dass die Kurse in den kommenden Tagen stärker schwanken
könnten.
Denn unter Experten ist angesichts wieder anziehender
Konjunktursorgen und einer hartnäckig hohen Inflationen umstritten,
ob es einen weiteren Zinsschritt geben wird, oder die europäischen
Währungshüter eine Pause einlegen.
"Lange waren Unsicherheit und Nervosität im Vorfeld einer
Zinsentscheidung nicht so groß wie diesmal", konstatierte Thomas
Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Diese hohe Unsicherheit
wird die Börsen sicherlich die ganze Woche lang begleiten", glaubt
der Börsenbeobachter.
Vor diesem Hintergrund waren am Montag vor allem als defensiv
geltende Werte gefragt. Europaweit standen zudem Banken und
Immobilienwerte bei den Anlegern vor dem EZB-Entscheid hoch im Kurs.
Hierzulande kletterten Anteile an der Deutschen Bank
um zwei Prozent, Commerzbank -Papiere
folgten mit gewissem Abstand mit 0,6 Prozent Aufschlag.
Aktien des Vermieters Vonovia zogen um 2,2 Prozent
an, noch besser lief es für TAG Immobilien im MDax
mit knapp drei Prozent Plus. Der Rüstungskonzern Rheinmetall
führte den Dax mit 2,7 Prozent, mit zwei Prozent
gehörten Bayer-Anteile ebenfalls zu den größeren
Index-Gewinnern.
Übernahmefantasien bewegten unterdessen die Covestro
-Papiere, die zeitweise ein weiteres Hoch seit Februar
2022 markierten. Zuletzt standen sie noch mit 2,6 Prozent im grünen
Bereich. Wie der Chemiekonzern bereits am Freitagabend nach
wochenlangen Spekulationen über ein Interesse von Abu Dhabi National
Oil (Adnoc) mitgeteilt hatte, will er nun mit dem Ölkonzern
ergebnisoffene Gespräche über eine mögliche Übernahme führen.
Zuletzt war in Medien die Rede davon, dass die Araber informell 60
Euro je Aktie in Aussicht gestellt hätten, was einem Wert von 11,6
Milliarden Euro entspricht. Die Analysten der Baader Bank und von
Barclays etwa halten die kolportierte Summe
allerdings für zu niedrig.
Zu den wenigen Verlierern im deutschen Leitindex gehörten SAP
(-1,3%), Symrise (-0,7%). Siemens
gaben rund ein halbes Prozent nach - die Papiere des
Technologiekonzerns litten unter negativen Analystenstimmen. Die
britische HSBC etwa strich ihre Kaufempfehlung für den
Technologiekonzern und kürzte ihr Kursziel deutlich; und die
Experten der Barclays-Bank empfahlen in einer Ersteinstufung, dass
Anleger den Wert im Depot besser untergewichten sollten
("Underweight").
Siemens sei ein Opfer seines eigenen Erfolges, schrieb Analyst
Vladimir Sergievskiy. Das Spitzenumfeld für Aufträge und Margen
normalisiere sich, der freie Barmittelzufluss sei wahrscheinlich
nicht so gut wie vom Markt wahrgenommen und neue mutige strukturelle
Maßnahmen schienen komplex oder unwahrscheinlich.
In den hinteren Börsenreihen stachen Aktien des IT-Dienstleisters
Nagarro mit fast vier Prozent Aufschlag hervor, womit
sie sich vom jüngsten Rekordtief und zwei sehr schwachen Wochen ein
wenig erholten. Ab dem Geschäftsjahr 2024 sollen die Experten der
Gesellschaft KPMG die Abschlüsse des Unternehmens prüfen, hieß es
vom Unternehmen. Dies seiTeil der Maßnahmen, um sich attraktiver für
große internationale institutionelle Investoren zu machen./tav/mis