ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Kursrutsch hält an - Zinsangst hemmt Anleger
NEW YORK (dpa-AFX) - Die US-Börsen haben ihre jüngste
Abwärtsbewegung auch am Donnerstag fortgesetzt. Neben den
Wirtschaftsproblemen in China, die schon länger ein Thema sind,
rücken bei Anlegern neuerdings wieder Zinsängste in den Vordergrund.
Konjunkturdaten untermauerten es, dass die US-Notenbank Fed noch
Zinsspielraum hat, um die Inflation zu bekämpfen. Starke
Quartalszahlen zum Beispiel von Cisco waren am
Gesamtmarkt kein Kaufargument.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,84 Prozent tiefer
bei 34 474,83 Punkten. Der Leitindex bewegt sich damit weiter auf
dem niedrigsten Niveau seit Mitte Juli. Seit Anfang August, als das
höchste Niveau seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine erreicht
wurde, hat der Dow 3,4 Prozent verloren. Der breiter gefasste S&P
500 verlor am Donnerstag 0,77 Prozent auf 4370,36
Zähler.
Der technologielastige Nasdaq 100 büßte sogar 1,08
Prozent auf 14 715,81 Punkte ein. Weil Tech-Werte für gewöhnlich als
besonders sensibel für Zinsperspektiven gelten, hatte er am Vortag
schon besonders stark nachgegeben, weil die US-Notenbank Fed die Tür
für weitere Zinserhöhungen weiter offen ließ.
Konjunkturdaten dämpften am Donnerstag weiter die Hoffnung mancher
Anleger, dass bald wieder Zinssenkungen realistisch werden könnten.
Das Geschäftsklima in der Wirtschaftsregion Philadelphia hellte sich
im August überraschend und auch deutlich auf. Eine sinkende Zahl von
Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe deutet außerdem auf einen weiter
robusten Arbeitsmarkt hin. Den beobachtet die US-Notenbank beim
Kampf gegen die Inflation sehr genau.
Cisco war die überzeugendste Aktie im Dow mit einem
Anstieg um 3,3 Prozent. Der IT-Ausrüster lieferte aus Sicht des
DZ-Bank-Analysten Ingo Wermann einen "famosen Jahresabschluss". Der
Konzern komme bei der Abarbeitung extrem hoher Auftragsbestände
weiter sehr gut voran. Der Experte lobte einen Rekordumsatz und den
höchsten Erlöszuwachs innerhalb der letzten fünfzig Quartale.
Der Einzelhandelsriese Walmart machte laut dem
Marktanalysten Edward Moya vom Broker Oanda in seiner Quartalsbilanz
deutlich, dass die US-Verbraucher weiter bereit seien, Geld
auszugeben. Dennoch rutschte der Kurs um 2,2 Prozent ab. Börsianer
argumentierten mit Gewinnmitnahmen. Auf dem Rekordniveau, das die
Aktien am Montag erreicht hatten, seien gute Ergebnisse längst
vorweg genommen worden.
Zu einem Thema wurde noch Apple , die Aktie sank um
1,5 Prozent. Analyst Dan Ives von Wedbush Research brachte in einer
Studie ein mögliches Interesse am Sportsender ESPN ins Spiel, der
wegen notwendiger Sportrechte gut zum Streaming-Dienst Apple TV
passe. Solch ein Geschäft für die Tochter des Disney
-Ablegers ABC könnte locker 50 Milliarden Dollar
schwer werden, errechnete er. Disney-Titel verloren 0,50 Prozent.
Ein besonders großer Verlierer waren derweil die Anteile des
Pharma-Einzelhändlers CVS Health . Sie sackten um 8,1
Prozent ab, nachdem der gemeinnützige Versicherer Blue Shield of
California den Plan ankündigte, einen Großauftrag für eine
CVS-Sparte aus Spargründen auf mehrere Anbieter verteilen zu wollen.
Die Aktien des Rivalen Cigna büßten daraufhin 6,4
Prozent ein.
Im Fokus standen auch Coronavirus-Impfstoffwerte. Die Quartalszahlen
von Curevac zeigten, dass das Tübinger Unternehmen
immer noch mit Belastungen aus der Zeit der fehlgeschlagenen
Entwicklung eines Vakzins kämpft. Die in den USA notierten
Anteilscheine sackten um acht Prozent ab.
Die Titel von Curevac-Konkurrenten zogen jedoch angesichts
steigender Fallzahlen mit der Coronavirus-Variante EG.5. an. Moderna
gewannen 7,4 Prozent, nachdem sie am Vortag auf den
tiefsten Stand seit November 2020 gefallen waren. Bei Biontech
und Novavax gab es ein Plus von bis zu
fünf Prozent.
Der Kurs des Euro begab sich auf das niedrigste
Niveau seit sechs Wochen. Zuletzt wurden 1,0873 US-Dollar notiert.
Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0900
(Mittwoch: 1,0916) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9174
(0,9161) Euro.
Die Kurse von US-Staatsanleihen knüpften an ihre jüngste Schwäche
an. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen fiel um 0,13 Prozent
auf 109,42 Punkte, während die Rendite auf 4,28 Prozent stieg. Sie
näherte sich damit weiter dem höchsten Niveau seit 2007./tih/he