ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Zinsaussichten halten Anleger auf Distanz
FRANKFURT (dpa-AFX) - Zins- und damit auch Konjunktursorgen haben
den deutschen Aktienmarkt weiter im Griff. Die wichtigsten Indizes
präsentierten sich am Donnerstag schwach, während die Renditen an
den Anleihemärkten stiegen. Das am Vorabend veröffentlichte
Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed ließ erkennen, dass die Tür
für weitere Zinserhöhungen offen bleibt. Bei hohen Zinsen gewinnen
festverzinsliche Papiere an Attraktivität gegenüber risikoreicheren
Anlagen wie Aktien.
Der hiesige Leitindex Dax verlor somit am vorletzten
Handelstag der Woche 0,71 Prozent und rutschte mit 15 676,90 Punkten
unter die wichtige Unterstützung von 15 700 Zählern. Es hätten sich
nun offenbar die Käufer zurückgezogen, die bei den vorangegangenen
Tests in diesem Bereich noch aktiv geworden seien, sagte Analyst
Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Für den MDax
der mittelgroßen Unternehmen ging es am Donnerstag
mit minus 1,07 Prozent auf 27 518,51 Punkte noch etwas deutlicher
bergab als für den Dax.
Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von Robomarkets, schrieb mit
Blick auf das Fed-Protokoll: "Den Anlegern wird so langsam klar,
dass die Zinsen lange auf dem hohen Niveau bleiben werden, bis erste
Zinssenkungen auch nur von der Notenbank ins Auge gefasst werden
dürften."
Stark finanzierungs- und investitionsabhängige Konzerne aus dem
Technologie-Sektor leiden unter hohen Zinsen besonders. Europaweit
waren Techwerte am Donnerstag daher schwach, im Dax
verzeichneten SAP und Infineon die
größten Einbußen mit bis zu 2,5 Prozent.
Banken können von einer strafferen Geldpolitik
hingegen profitieren, da steigende Zinsen die Erträge erhöhen. Vor
diesem Hintergrund gewannen im vorderen Dax-Feld Commerzbank
0,7 Prozent und Deutsche Bank 0,4
Prozent. Auch Versicherer sind im Umfeld steigender Zinsen gefragt:
Munich Re zogen an der Dax-Spitze um 1,3 Prozent an.
Deutliche Verluste verzeichneten am Donnerstag auch andere Börsen in
Europa. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss
1,32 Prozent tiefer auf 4227,83 Punkten. Kursverluste von 39 Prozent
beim Zahlungsabwickler Adyen nach enttäuschenden
Halbjahreszahlen hinterließen ihre Spuren. In einem ähnlichen Ausmaß
wie in Frankfurt beendeten auch die Leitbörsen in Paris und London
den Handel tiefer. In New York verloren die wichtigsten Indizes
etwas weniger.
Der Euro wurde zuletzt bei 1,0873 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Nachmittag den
Referenzkurs auf 1,0900 (Mittwoch: 1,0916) Dollar festgesetzt, der
Dollar damit 0,9174 (0,9161) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,67 Prozent am Vortag
auf 2,70 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,22
Prozent auf 123,33 Punkte. Der Bund-Future sank um
0,27 Prozent auf 130,56 Punkte./ajx/he