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ROUNDUP: DocMorris reduziert Verluste - Sieht sich fürs E-Rezept gerüstet

STECKBORN (dpa-AFX) - Die Schweizer Versandapotheke DocMorris hat mit dem jüngst angekündigten Verkauf des heimischen Geschäfts den Fokus voll auf Deutschland verschoben. Die deutschlandweite Einführung des elektronischen Arztrezepts soll der Firma ab 2024 zu neuen Höhenflügen verhelfen. Im ersten Halbjahr schrieb das Unternehmen weiter rote Zahlen, konnte die Verluste jedoch reduzieren. Die Umsätze sanken hingegen deutlich - auch im deutschen Geschäft.

Die Aktie startete am Donnerstag mit einem Verlust in den Handel, drehte jedoch im Verlauf ins Plus. Gegen Mittag stieg das Papier an der Schweizer Börse um gut drei Prozent. DocMorris habe wie von ihm prognostiziert den Wendepunkt zum Wachstum mit einer stark verbesserten Rentabilität geschafft, kommentierte Alexander Thiel vom Analysehaus Jefferies die Zahlen. Der Absatz des Online-Apothekers sei erwartet schwach ausgefallen, schrieb Analyst Volker Bosse von der Baader Bank in einer ersten Reaktion. Die Ergebniskennziffern lägen zwar immer noch im roten Bereich, hätten sich allerdings stark verbessert.

Wie Konzernchef Walter Hess in einer Analystenkonferenz sagte, sind die meisten Ärzte und Apotheken in Deutschland für den landesweiten Roll-Out bereit, der soeben angelaufen ist. Er verwies dabei auch auf Worte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Dieser setzt auf eine rasche Verbreitung des neuen Verfahrens. "Das E-Rezept macht Verordnung und Abgabe von Medikamenten sicherer, schneller und einfacher", hatte der SPD-Politiker unlängst gesagt.

Helfen soll DocMorris dabei die eigene App, wie Technologie-Chef Madhu Nutakki ausführte. Diese ermöglicht es den Patientinnen und Patienten einerseits, die Medikamente zu kaufen - geliefert am selben Tag (Ausnahmefall) oder am nächsten Tag (Standard). Andererseits bietet die App laut Nutakki eine ganze Reihe an Zusatzfunktionen. So erinnert sie daran, das Medikament einzunehmen oder sagt, wann es nachbestellt werden sollte. Vor allem für Patienten mit chronischen Krankheiten sei dies sehr praktisch.

Was die konkrete Umsetzung des E-Rezepts anbelangt, so sei es wichtig, dass keinerlei Papier verwendet werden muss, also dass die Patienten nicht etwa mit ausgedruckten QR-Codes hantieren müssen. "Eine Lösung, bei der etwas ausgedruckt werden muss, ist eigentlich gar keine digitale Lösung", sagte Nutakki. Um die Verwendung von Papier zu verhindern, setzt DocMorris auf NFC. Mit dieser Technologie sind die meisten modernen Smartphones ausgestattet, sie kommt beim kontaktlosen Bezahlen zum Einsatz. "NFC ist praktisch, es ist weit verbreitet und die Kunden kennen es schon", sagte Nutakki.

Was den beschwerlichen Weg von DocMorris in Richtung Profitabilität anbelangt, so ist man nach dem Verkauf des Schweizer Geschäfts mit dem Namen Zur Rose an die Migros derweil "on track", wie Finanzchef Marcel Ziwica außerdem ausführte. "Wir freuen uns, die im März veröffentlichte Guidance zu bestätigen", sagte er.

Bekanntlich hat es sich DocMorris erst für 2024 zum Ziel gesetzt, die operative Gewinnschwelle zu erreichen. So erwartet das Unternehmen, ohne Berücksichtigung der Einführung des E-Rezepts, für das kommende Jahr den Breakeven beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).

Im ersten Halbjahr stand beim bereinigten Ebitda erneut ein Verlust zu Buche und zwar 20,8 Millionen nach einem Minus von 54,7 Millionen im Vorjahreszeitraum. Auch unter dem Strich blieb das Unternehmen tief in den roten Zahlen, wie der Nettoverlust von 58,2 Millionen Franken zeigt. Aber auch hier ist es etwas weniger als das Minus von 83,6 Millionen im Vorjahr. Mit einem Verlust wurde allerdings gerechnet. Insgesamt lag das Ergebnis etwa im Rahmen der Erwartungen der Analysten.

Der Umsatz sank von Januar bis Juni um 21 Prozent auf 501,4 Millionen Schweizer Franken (524 Mio Euro), wie die Gruppe weiter mitteilte. Das verkaufte Schweizer Geschäft wurde aus diesen Zahlen herausgerechnet. Im zweiten Quartal konnte das Unternehmen dabei ein Wachstum von zwei Prozent im Vergleich zum Vorquartal erzielen. In Deutschland gingen die Erlöse um rund 21 Prozent auf 468,5 Millionen Franken zurück. Im vergleichsweise kleinen Rest-Europa-Geschäft setzte die Gruppe ebenfalls weniger um. Hier ging der Umsatz um rund 20 Prozent auf 31,4 Millionen Franken zurück.

Bereits im zweiten Halbjahr 2023 will das Unternehmen nach einer erfolgten Straffung der Kundenbasis zu Umsatzwachstum zurückkehren. Für 2023 wird außerdem ein Rückgang des Außenumsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich in Lokalwährung prognostiziert sowie eine Verbesserung des bereinigten Ebitda auf einen Wert von minus 20 bis minus 40 Millionen./kw/rw/AWP/nas/stk

 ISIN  CH0042615283  NL0012044747

AXC0152 2023-08-17/13:19

Relevante Links: Zur Rose Group AG, Redcare Pharmacy N.V.

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