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Zulieferer FACC profitiert von Erholung der Luftfahrtbranche / Deutlich mehr Umsatz und Gewinn - CEO Machtlinger: Sind bei A320-Flugzeugen auf die nächsten sechs Jahre ausgebucht - Personalstock wächst

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Der oberösterreichische Luftfahrt-Zulieferer FACC hat heuer im ersten Halbjahr wieder besser verdient. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 31,3 Prozent auf 354,7 Mio. Euro, das operative Ergebnis (EBIT) legte auf 14,9 Mio. Euro zu, nach 6,1 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Nach Steuern blieben 7,98 Mio. Euro Gewinn, im Vorjahr stand noch ein Minus von 516.000 Euro zu Buche. Zu verdanken sei das der nachhaltigen Erholung der Luftfahrt, hieß es am Mittwoch.

In den kommenden zwölf Monaten werde eine vollständige Erholung der Luftfahrtbranche erwartet. Das regionale Reiseaufkommen, also Flüge innerhalb einer Region, liege demnach weltweit bereits um 8 Prozent über dem Niveau von 2019, vor der Corona-Pandemie. Europa stehe hier derzeit bei 101 Prozent. Internationale Reisen holen etwas langsamer auf, dort sei man aktuell weltweit bei 89 Prozent. Nordamerika, Afrika und der Mittlere Osten hätten das Niveau von 2019 hier bereits überschritten, in Europa lägen internationale Reisen derzeit bei 90 Prozent. In China habe das regionale Reiseaufkommen bereits 126 Prozent erreicht, internationale Flüge lägen hingegen erst bei 41 Prozent.

"Das Reisebedürfnis entwickelt sich weltweit extrem gut, ist auf einem sehr hohen Niveau und wird auch weiterhin wachsen", sagte CEO Robert Machtlinger am Mittwoch bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse in einer Pressekonferenz in Wien. Zuletzt habe sich das etwa auf der Luftfahrtshow in Paris gezeigt: Dort seien innerhalb von vier Tagen 1.300 Flugzeuge bestellt worden. Das wirke sich auch positiv auf FACC aus, denn "wir sind auf jedem dieser Flugzeuge mit Komponenten vertreten", so der FACC-Chef.

Das wirtschaftliche Umfeld sei dennoch weiterhin herausfordernd. Machtlinger verwies hier etwa auf andauernde Lieferkettenprobleme. "Die gesamte Industrie geht davon aus, dass sich dieses Stabilisieren der komplexen "Supply Chains" noch in den nächsten zwei bis drei Jahren fortsetzen wird", sagte der Vorstandschef.

Mit dem Hochlaufen der Produktion werde nun auch die Belegschaft der FACC entsprechend den Prognosen aufgestockt: Im ersten Halbjahr stellte das Unternehmen heuer rund 200 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein, zum Stichtag lag der Personalstand bei 3.117, bis Mitte 2024 soll die Belegschaft um weitere 400 Personen wachsen.

Im ersten Halbjahr 2023 wurden um 14 Prozent beziehungsweise 71 mehr Flugzeuge an die größten Abnehmer Airbus und Boeing ausgeliefert. Gleichzeitig wurden heuer zwischen Jänner und Juni fast gleich viele Flugzeuge an Airlines verkauft wie im gesamten Jahr 2022 (Nettobestellungen). "Airlines machen wieder Gewinne, sie sind gut gebucht, die Sitzplatzauslastung liegt bei annähernd 90 Prozent und die Ticketkosten sind hoch", berichtete Machtlinger. So zahle man heute für eine Reise nach Amerika oder Asien zwischen 20 und 40 Prozent mehr als vor dem Jahr 2020, also vor Corona.

Bis im vergangen Jahr 2022 seien vor allem Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge gefragt gewesen, nun habe auch die Nachfrage nach Langstreckenfliegern angezogen, sie mache nun rund 20 Prozent aus. Dabei gingen rund 50 Prozent aller neuen Flugzeuge in den asiatisch-pazifischen Raum.

Der Auftragsbestand der FACC liege derzeit bei 5,8 Mrd. US-Dollar (5,3 Mrd. Euro), damit das Unternehmen etwa bei A320-Flugzeugen, die 40 Prozent des Umsatzes ausmachten, auf die nächsten sechs Jahre ausgebucht.

Im zweiten Quartal erwirtschaftete FACC 192 Mio. Euro Umsatz, nach 142,7 Mio. im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das EBIT lag heuer bei 14,9 Mio. Euro, nach 3,1 Mio im Vorjahr. Damit fällt das gesamte EBIT des ersten Halbjahres ins zweite Quartal. "In den 15 Mio. Euro sind beide Quartale des ersten Halbjahres zusammengefasst weil wir hier mit unseren Kunden Preisvereinbarungen für das erste Halbjahr abgeschlossen haben", erklärte der Finanzvorstand der FACC, Ales Starek. Das Ergebnis nach Steuern legte im zweiten Quartal auf 11,67 Mio. Euro zu, im Vorjahr standen hier erst 94.000 Euro.

Der Cashflow lag auch heuer im ersten Halbjahr mit minus 20,1 Mio. Euro im negativen Bereich, hat sich im Jahresvergleich aber etwas verbessert (1. HJ 2022: minus 33,4 Mio. Euro). Grund seien heuer vor allem Verschiebungen bei Forderungen, Kunden hätten demnach Bestellungen bereits im vierten Quartal des Vorjahres statt im heurigen ersten Quartal bezahlt. "Alles in allem kommen wir hier aus dem Gröbsten raus und können für den Rest des Jahres einen flachen Cashflow erwarten", so der CFO.

Der Ausblick für das Gesamtjahr 2023 bleibt unverändert. Der Konzernumsatz soll um 12 bis 16 Prozent über jenem aus 2022 liegen, beim Ergebnis rechnet der FACC-Vorstand für das zweite Halbjahr mit einem gegenüber dem ersten Halbjahr niedrigeren, aber positiven Wert.

Mit Blick auf die Lohnverhandlungen im Herbst mahnte Machtlinger zur Zurückhaltung. Als exportorientiertes Unternehmen müsse sich FACC dem globalen Wettbewerb stellen. Die Lohnerhöhungen vom Vorjahr mit 9 Prozent hätten die Personalkosten insgesamt um 17 Mio. Euro erhöht. "Wenn das so weitergeht, dann hat der österreichische und der mitteleuropäische Standort ein riesen Problem. Hier kann ich nur anmahnen, mit Maß und Ziel vorzugehen", sonst würden Investitionen in Zukunft im Ausland und nicht mehr in Österreich getätigt, so der FACC-Chef.

cgh/kre

 ISIN  AT00000FACC2
 WEB   http://www.facc.at

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