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Börse Frankfurt-News: Zuversicht für US-Aktien, Skepsis für europäische (ETFs)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Kursrücksetzer scheinen niemanden zu verschrecken. Speziell US- und Welt-Indizes sind beliebt. Für europäische Aktien gilt das allerdings weniger. Weiter gesucht sind Geldmarkt-Tracker.

9. August 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Niedrigere Kurse gleich gute Einstiegsgelegenheit? So scheinen viele zu denken. "Trotz der schwachen Aktienmärkte konnten wir deutlich mehr Käufe als Verkäufe feststellen, bei gleichbleibenden Umsätzen", berichtet Holger Heinrich von der Baader Bank. Der DAX war nach Erreichen des neuen Allzeithochs von 16.524 Punkten Ende Juli deutlich gefallen, am Dienstagmittag sind es nur noch 15.810 Punkte. Auch die US-Märkte haben verloren.

Im ETF-Handel dreht sich das meiste weiter um Aktien aus den USA und weltweit. Etwa meldet Fabian Wörndl von Lang & Schwarz anhaltend hohe Nachfrage nach MSCI World- und S&P 500-ETFs. Heinrich zufolge sind im Bereich der US-Aktien vor allem S&P 500-Tracker gefragt, auch in der Minimum Volatility-Variante. "Im internationalen Bereich rücken immer mehr die relativ neuen Invesco FTSE All World-ETFs (IE0000QLH0G6, IE000716YHJ7) in den Fokus", stellt der Händler fest. Darüber hinaus seien auch wieder MSCI World-ETFs mit ESG-Filter gesucht, etwa der Amundi MSCI World ESG Leaders (IE00016PSX47). Die Invesco FTSE All-World-ETFs - einer ausschüttend, einer thesaurierend, ein weiterer währungsgesichert (IE0006VDD4K1) - wurden im Juni aufgelegt und bilden Aktien von 4.100 großen und mittelgroßen Unternehmen aus 25 Industrie- und 24 Schwellenländern ab.

Auffällig viele Käufe sieht Wörndl zudem für ETFs mit Zugang zu südkoreanischen Aktien, etwa den Xtrackers MSCI Korea (LU0292100046). Seit Jahresanfang kommt der auf ein Kursplus von 10,6 Prozent, auf Dreijahressicht sind es allerdings nur 3,6 Prozent im Jahr.

In Erwartungen fallender Kurse

Europäischen Aktien wird oft nicht so recht getraut: Im Handel mit entsprechenden ETFs sind jedenfalls derzeit Short-Produkte mit Hebel beliebt, wie Heinrich feststellt. Als Beispiele nennt er den L&G DAX Daily 2x Short-ETF (IE00B4QNHZ41), den WisdomTree DAX 3x Daily Short-ETN (IE00B8GKPP93) und den WisdomTree Euro Stoxx 50 3x Daily Short-ETN (). Daneben standen MSCI EMU Value- (LU0446734369) und MSCI Europe SRI-ETFs (LU2206597804) im Fokus, wie Heinrich außerdem registriert hat.

Im Handel mit Branchen-ETFs geht derzeit viel um in Banken-Indexfonds, etwa im iShares Euro Stoxx Banks 30-15 (DE0006289309) und im iShares S&P U.S. Banks (IE00BD3V0B10). Beide haben sich nach dem kräftigen Kursrücksetzer im Zuge der Silicon Valley Bank-Pleite im März erholt. Seit Jahresanfang kommt der Tracker europäischer Banken auf ein Kursplus von 23 Prozent, der für US-amerikanische Banken hingegen auf ein Minus von 15 Prozent. Heinrich zufolge setzen viele darüber hinaus auf den US-Konsumsektor, etwa mit S&P Consumer Discretionary-ETFs.

Geldmarkt-Tracker gefragt

Daneben ziehen Geldmarkt-Produkte: Lang & Schwarz sieht viele Käufe für den Xtrackers II Euro Overnight Rate Swap (LU0290358497). Der hat mittlerweile 2,1 Milliarden Euro eingesammelt. Auf immerhin 789 Millionen Euro kommt der ebenfalls umsatzstarke Lyxor Euro Overnight Return (FR0010510800).

Gas als Trading-Idee

Wieder gestiegen ist laut Wörndl die Nachfrage nach Gas-ETCs. Schwerpunkt sind der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (IE00BLRPRG98) und der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short (IE00B76BRD76), mit dem mit Hebel 3 auf steigende beziehungsweise fallende Preise gesetzt werden kann. "Der Handel geht in beide Richtungen." Der für Europa relevante Terminkontrakt für niederländisches Erdgas (Dutch TTF) liegt weiter bei niedrigen 29,30 Euro, vergangenen Sommer waren es kurzzeitig über 300 Euro/MWh.

Über 1 Billion Euro in Aktien-ETFs

Im Juli kletterte das Anlagevolumen in Aktien-ETFs in Europa erstmals überhaupt über die Marke von 1 Billion Euro, wie das Münchner ETF-Analyse- und Handelshaus Crossflow meldet. Bei den Zuflüssen hatten allerdings abermals Anleihe-ETFs mit 8,1 Milliarden Euro die Nase vorn, 7,2 Milliarden Euro flossen in Aktien-ETFs. "Beim Blick auf die Zahlen fällt insbesondere die homogene Verteilung der neuen Gelder in Anleihe-ETFs mit unterschiedlichen Währungen auf, also US-Dollar, Euro und Pfund", erklärt Crossflow. Auf US-Dollar-Seite waren vor allem kurzlaufende US-Staats- sowie Investment Grade-Unternehmensanleihen nachgefragt, auf Euro-Seite eher Geldmarkt-Produkte und High Yield-Unternehmensanleihen. Im Aktienbereich fanden speziell US-Aktien Zuspruch, gefolgt von globalen Aktien. Aus europäischen Aktien flossen hingegen erneut Gelder ab, wenn auch weniger als im Juni.

Von: Anna-Maria Borse, 9. August 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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