Aktien Europa Schluss: Woche der Notenbanken beginnt verhalten
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An den wichtigsten europäischen Börsen
dominieren am Montag moderate Kursverluste. Zum Beginn einer von den
großen Notenbanken und der Berichtssaison dominierten Woche hielten
sich die Anleger eher zurück. Daten, die eine Verschlechterung der
Unternehmensstimmung in Europa belegten, konnten die Stimmung
derweil nicht nachhaltig trüben, denn sie erhöhen die
Wahrscheinlichkeit, dass die EZB nach der für diese Woche erwarteten
Leitzinserhöhung erst einmal zumindest ein Pause einlegen wird.
Um die Mittagszeit notierte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
0,21 Prozent im Minus bei 4382,04 Punkten. Für den
französischen Cac 40 ging es um 0,16 Prozent auf
7421,03 Punkte nach unten.
Der spanische Ibex 35 verlor deutlichere 0,67 Prozent
auf 9507,40 Punkte, nachdem die dortigen Parlamentswahlen zu einer
politischen Pattsituation geführt hatten. Der britische FTSE 100
schaffte indes ein Plus von 0,13 Prozent auf 7674,00
Zähler.
Am Mittwoch beziehungsweise Donnerstag stehen die Zinsentscheidungen
der US-Notenbank Fed sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) auf
der Agenda. Weithin erwartet wird, dass die beiden Notenbanken ihre
Leitzinsen noch einmal anheben werden. Mehr Aufmerksamkeit als die
Zinsentscheidungen an sich dürften aber Aussagen der Fed dazu
finden, wie es danach weitergeht. Viele Investoren hoffen auf ein
baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus der US-Währungshüter.
Die Unternehmensstimmung im Euroraum sowie in Großbritannien trübte
sich im Juli erneut ein - und das noch deutlicher als ohnehin schon
erwartet. Dies belegten die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global.
In der Eurozone liegt der Indikator nun zudem auf dem tiefsten Stand
seit acht Monaten und klar unter der 50-Punkte-Grenze, die zwischen
Wachstum und Schrumpfung unterscheidet.
Im europäischen Branchenvergleich behaupteten sich zu Wochenbeginn
Telekomaktien am besten: Ihr Subindex im marktbreiten
Stoxx Europe 600 gewann 1,4 Prozent und setzte so
seine jüngste Erholung fort. Gestützt wurde diese von
Geschäftszahlen, die dem britischen Branchenvertreter Vodafone
ein Kursplus von 4,2 Prozent und seinem
niederländischen Konkurrenten KPN immerhin Gewinne
von 0,5 Prozent bescherten.
Die Aktien von Ocado sprangen in London sogar um rund
zehn Prozent hoch, nachdem der Logistikdienstleister für den
Online-Lebensmittelhandel einen Patentstreit für sich entschieden
hatte.
Dagegen ging es für die jüngst gut gelaufenen Bankenaktien bergab:
Ihr Index gab um 0,5 Prozent nach. Auch Einzelhandels-
und Konsumgütertitel standen unter
Druck.
Verluste von 4,2 Prozent erlitten die Aktien von Philips
, die ebenfalls eine gute Kursentwicklung hinter sich
haben. Hier folgten die Anleger dem Börsenmotto "sell on good news",
nachdem der Medizintechnikkonzern für das vergangene Quartal ein
deutliches Umsatz- und Ergebniswachstum berichtet und den Ausblick
angehoben hatte. Nach den letzten zwei Quartalen mit positiven
Überraschungen seien gute Zahlen wohl auch schon antizipiert worden,
kommentierte JPMorgan-Analyst David Adlington. Zudem entsprächen die
angehobene Jahresziele lediglich den Konsensschätzungen und
berücksichtigten möglicherweise nicht die jüngsten
Wechselkursveränderungen.
Bei Ryanair mussten die Anteilseigner Kursverluste
von 2,8 Prozent verkraften. Die Reiselust der Europäer bescherte der
Billigfluggesellschaft in den Monaten April bis Juni zwar einen
kräftigen Gewinnsprung, und Unternehmenschef Michael O'Leary stellte
weiter steigende Ticketpreise in Aussicht. Für die wichtigste
Reisesaison von Juli bis September rechnet die Ryanair-Spitze
dennoch nicht mit einem so starken Preisanstieg wie im abgelaufenen
Quartal. Zudem wird das Geschäftswachstum von Lieferverzögerungen
beim US-Flugzeughersteller Boeing gebremst./gl/mis