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Börse Frankfurt-News: Auslandsaktien: Grüne Hoffnungen - nicht immer erfüllt

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Kein Geheimnis, dass Erneuerbaren Energien die Zukunft gehört. Auch jenseits der klassischen Solar- oder Windanlagenbauer gibt es viele Unternehmen, die sich dafür aufstellen. Einige haben schon stark profitiert, andere nicht.

29. Juni 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Solar- und Windkraftanlagen, Batterien, grüner Wasserstoff - Erneuerbare Energien mit allem, was dazu gehört, gelten eigentlich als großes Zukunftsthema. Das heißt aber nicht, dass alle Aktien aus der Branche gut laufen. Um fast 40 Prozent brach die Aktie von Siemens Energy (DE000ENER6Y0) wegen Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa vergangene Woche ein. Auch in ETFs, die die Branche abbilden, spiegelt sich das verheißene Potenzial bislang nicht wider: Für den bald 5 Milliarden Euro schweren iShares Global Clean Energy (IE00B1XNHC34) ergibt sich seit dem Hoch Anfang 2021 ein Kursverlust von 40 Prozent. Auch dieses Jahr ging es abwärts.

Panasonic-Aktie mit Plus von fast 60 Prozent

Es müssen aber nicht immer die bekannten Erneuerbare Energien-Adressen wie First Solar, SolarEdge, Enphase Energy oder Vestas Wind sein, die derzeit etwa auch den iShares-ETF dominieren. So ist Japans Elektronikkonzern Panasonic (JP3866800000) - neben vielen anderen Tätigkeiten - auch weltweit drittgrößter Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien und etablierter Tesla-Partner. Der Kurs ist seit Oktober 2022 von 7 auf 11 Euro gestiegen - ein Plus von 57 Prozent. "Die weltweite Nachfrage nach Batterien ist immens", bemerkt Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Die Japaner hatten zusammen mit Tesla die erste "Gigafactory" in Nevada gebaut, zuletzt wurde bekannt, dass Panasonic bis 2030 mindestens zwei weitere Fabriken in Nordamerika für die Produktion von Teslas Batteriezellen plant. "Außerdem haben Panasonic und Mazda eine Kooperation vereinbart, Mazda ist an den zylindrischen Lithium-Ionen-Batterien interessiert."

GE: Kursverdopplung seit letztem Sommer

Auch der US-Mischkonzern General Electric (US3696043013) hat sich für die Energiewende aufgestellt. Zum Konzern gehört mit GE Renewable Energy einer der weltweit führenden Windkraftanbieter - mit über 50.000 installierten Windenergieanlagen. "Seit der Übernahme der Energiesparten des französischen Alstom-Konzerns 2015 hat GE die Sparte stark ausgebaut", erklärt Vorhauser. Der Aktienkurs hat sich zuletzt ebenfalls kräftig erholt und gegenüber Juni 2022 verdoppelt auf aktuell 97,60 Euro. Auch die jüngsten Quartalszahlen kamen gut an: Sowohl Gewinn als auch Umsatz im ersten Quartal übertrafen die Prognosen.

Air Liquide mit grünem Wasserstoff

Der französische Industriegasehersteller Air Liquide (FR0000120073) hat sich ebenfalls für die Zukunft positioniert. In Oberhausen baut Air Liquide zusammen mit Siemens Energy eine Anlage zur Herstellung von grünem, also klimaneutralem Wasserstoff, die im September in Betrieb genommen werden soll. "Wasserstoff wird eine große Rolle im Luftverkehr spielen", bemerkt Marc Richter von der Baader Bank. Der Aktienkurs ist dieses Jahr von 133 auf 162 Euro gestiegen. "Die Aktie läuft seit Jahren: Die Zahlen sind gut, die Dividende steigt Jahr für Jahr."

Vulcan setzt auf klimaneutrales Lithium

Nicht so rund läuft es derzeit für den australischen Lithiumförderer Vulcan Energy Ressources (AU0000066086), der seit Februar 2022 neben der australischen Börse auch auf Xetra gelistet ist. Vulcan mit der deutschen Tochter Vulcan Energie Ressourcen GmbH plant, Lithium aus Thermalwasser tief in der Erde zu gewinnen, und zwar am Oberrheingraben zwischen Frankfurt und Basel. Gleichzeitig soll Erneuerbare Energie erzeugt werden. "Anders als die Konkurrenz will Vulcan Lithium komplett CO2-neutral fördern", stellt Richter fest. Die Produktion befindet sich noch in der Testphase, das Unternehmen ist aber bereits Partnerschaften mit den Autokonzernen VW und Stellantis eingegangen. Diese Woche gab Vulcan außerdem eine Kooperation mit dem US-Bohrspezialisten SLB, ehemals Schlumberger, bekannt. Der Kurs hat sich seit der Notierung in Deutschland allerdings mehr als halbiert auf aktuell 2,50 Euro. "Bislang verdient Vulcan noch kein Geld, was auf den Kurs drückt, mittlerweile ist aber eine Bodenbildung zu beobachten." Richter sieht Potenzial für Vulcan, sieht die Aktie aber als Langfristanlage.

"Unternehmen müssen Erwartungen erfüllen"

"Die Erneuerbare Energien-Branche hat Chancen, die nur mit denen von Künstlicher Intelligenz zu vergleichen sind", meint Vorhauser. Allerdings sei in den Kursen mittlerweile schon viel enthalten. "Die Unternehmen müssen die Erwartungen erst einmal erfüllen. Enttäuschen sie diese, werden sie auch schnell abgestraft." Vorhauser sieht die Rücksetzer aber lediglich als Pause auf dem Weg nach oben. "Auch der Aufstieg von Amazon ging nicht schnurgerade nach oben."

Nach Einschätzung von Richter sind speziell die Bewertungen von Lithiumherstellern noch zu niedrig. "Die Solar- und Windkraftbranche ist schon sehr gut gelaufen, die Lithiumbranche aber nicht." Der Wettlauf um die globalen Lithiumvorräte habe gerade erst begonnen, und Europa sitze auf hohen Vorkommen. "Lithium ist das A&O der Energiewende."

von: Anna-Maria Borse © 29. Juni 2023, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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Relevante Links: GE Aerospace, Siemens Energy AG, Panasonic Corporation, Air Liquide S.A.

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