Aktien Frankfurt: Zins- und Rezessionssorgen lassen die Kurse weiter sinken
FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt bröckeln die Kurse am
Dienstag weiter ab. Zins- und Rezessionssorgen lassen eine
positivere Tendenz zurzeit nicht zu. Am Nachmittag verlor der Dax
0,30 Prozent auf 15 765,64 Punkte. Bleibt es beim
negativen Vorzeichen zum Börsenschluss, wäre es für den Leitindex
der siebte Handelstag im Minus. Der MDax der
mittelgroßen Unternehmen sank zuletzt um 0,22 Prozent auf 26 773,09
Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand
rund 0,2 Prozent tiefer.
Am Vortag war der Dax mit 15 713 Zählern zeitweise auf den tiefsten
Stand seit Ende Mai gesunken, dann kamen einige Käufer zurück. Für
einen positiven Tagesabschluss hatte es aber nicht ganz gereicht.
Einschätzungen von Börsen-Experten fallen eher verhalten aus:
Andreas Lipkow betonte die derzeit sehr stark ausgeprägten
Konsolidierungstendenzen. Fundamental signalisierten die Stimmen aus
der Wirtschaft einen eher schwierigen Sommer, erläuterte Jürgen
Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets.
Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets glaubt zudem, dass die Angst
vor einer Rezession in den USA den Aktienmarkt in den kommenden
Wochen wieder einholen wird. Gleichzeitig könnten sich die Wetten
auf erste Leitzinssenkungen Anfang des Jahres 2024 als falsch
herausstellen, was wiederum Anleger enttäuschen dürfte, so Stanzl.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine
Lagarde, hatte am Dienstag bei einer Konferenz der Notenbank im
portugiesischen Sintra gesagt, es sei "unwahrscheinlich, dass eine
Zentralbank in naher Zukunft mit absoluter Überzeugung erklären
kann, dass die Leitzinsen ihren Höchststand erreicht haben". Lagarde
stellte die Märkte zugleich auf eine erneute Anhebung der Leitzinsen
im Juli ein.
Am Markt waren Papiere aus dem Pharma- und Medizintechnikbereich
unter den größten Verlierern. Fresenius Medical Care (FMC)
sanken um 4,4 Prozent. Gründe sind schlechte
Nachrichten aus den USA, eine Erhöhung der Erstattung von
Dialyse-Behandlungskosten im Rahmen des staatlichen
Medicare-Programms fiel niedriger aus als von Experten erwartet. Für
die Papiere des FMC- Anteilseigners Fresenius ging es
um 2,4 Prozent bergab, Sartorius notierten 2,7
Prozent schwächer.
Nach einer Abstufung durch das Bankhaus Metzler ging es zudem für
die Aktien von Carl Zeiss Meditec um 3,3 Prozent nach
unten. Gerresheimer büßten 4,3 Prozent ein. Eine
Gewinnwarnung der US-Apothekenkette Walgreens Boots Alliance
trübte am Nachmittag die Stimmung im Sektor
zusätzlich.
Synlab gewannen hingegen 2,7 Prozent. Es kam am Markt
gut an, dass der Labordienstleister seine Aktivitäten in der Schweiz
an das australische Unternehmen Sonic Healthcare verkaufte.
Volkswagen drosselt nach Angaben des Betriebsrates in
seinem Emder Werk wegen eines schwächelnden Absatzes vorübergehend
die Produktion von E-Autos. Die im Dax notierten Vorzüge gaben um
2,5 Prozent nach.
Die Titel des Internet-Modehändlers Zalando setzten
ihren Erholungskurs der vergangenen Tage fort, indem sie 1,9 Prozent
gewannen. Andere E-Commerce-Werte wie die Essenslieferdienste
Delivery Hero und Hellofresh oder der
Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 legten noch
deutlicher zu. Die gute Stimmung im Sektor hängt zusammen mit hohen
Kursgewinnen für die niederländische Internet-Beteiligungsholding
Prosus . Analysten werteten die Vereinbarung mit deren
Mutterkonzern Naspers zur Vereinfachung der Kapitalstruktur und
Beseitigung der Überkreuzbeteiligung positiv.
Für Siemens Energy ging es nach dem Kurseinbruch seit
Freitag wieder etwas nach oben mit 3,8 Prozent. Vor dem Wochenende
hatten die Titel des Energietechnikkonzerns nach zurückgezogenen
Prognosen um mehr als 37 Prozent verloren und sich am Montag davon
noch nicht erholen können.
Im Nebenwerteindex SDax gerieten die Anteile des
Gewerbeimmobilien-Spezialisten Hamborner Reit unter
Druck. Sie büßten 4,7 Prozent ein. Hamborner sieht seine
Vermögenswerte stärker sinken als bisher gedacht.
Der Euro legte zu und kostete zuletzt 1,0958
US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs
am Montagnachmittag auf 1,0918 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt
stieg die Umlaufrendite von 2,41 Prozent am Vortag auf 2,42 Prozent.
Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 125,26
Punkte. Der Bund-Future gab um 0,06 Prozent auf
134,74 Punkte nach./ajx/jha/