ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Weitere Gewinne vor Zinsentscheiden
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben am Mittwoch
weiter zugelegt. Angesichts der durchwachsenen Entwicklung in New
York vor dem abendlichen US-Leitzinsentscheid blieben die
wichtigsten Indizes letztlich aber unter ihren Tageshochs. Zudem
steht am Donnerstag noch der Zinsentscheid der Europäischen
Zentralbank (EZB) auf der Agenda.
Der EuroStoxx 50 verabschiedete sich mit einem Plus
von 0,65 Prozent auf 4375,98 Punkte aus dem Handel. Damit rückt das
Hoch seit November 2021, das der Leitindex der Eurozone vor knapp
einem Monat mit 4412 Punkten erreicht hatte, immer näher. Für den
französischen Cac 40 ging es zur Wochenmitte um 0,52
Prozent auf 7328,53 Punkte hoch. Dagegen hinkte der britische FTSE
100 mit einem Anstieg um rund ein Zehntelprozent auf
7602,74 Punkte einmal mehr hinterher.
Bankökonomen rechnen schon seit einiger Zeit überwiegend damit, dass
die US-Notenbank Fed ihren Leitzins diesmal noch in der Spanne von
5,0 bis 5,25 Prozent belassen wird. Denn zuletzt hat sich die
Teuerung deutlich abgeschwächt, wie die jüngsten US-Inflationszahlen
belegen. Veröffentlicht wird der Zinsentscheid wie üblich um 20.00
Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Doch wegen der nur langsam sinkenden Kerninflation erwarten die
Experten der Deutschen Bank, dass die US-Währungshüter im Juli noch
einmal etwas an der Zinsschraube drehen werden und damit der
Höhepunkt im aktuellen Zinszyklus zur Inflationsbekämpfung erreicht
ist. Von der EZB erwarten Beobachter bereits am Donnerstagnachmittag
eine abermalige Erhöhung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte.
Im europäischen Branchenvergleich konnten sich Rohstoffwerte zur
Wochenmitte weiter erholen: Ihr Subindex im
marktbreiten Stoxx Europe 600 führte mit plus 2,3
Prozent die Gewinnerliste an.
Dagegen zählte der wenig bewegte Ölwerte-Index zu den
schwächsten im Branchentableau. Dass Shell zum
Kapitalmarkttag weitere Aktienrückkäufe und höhere Ausschüttungen
ankündigte, ließ die Aktien des Ölmultis gegen den Trend etwas
steigen. Demnach können sich die Aktionäre ab dem zweiten Quartal
auf eine Anhebung der Dividende um 15 Prozent einstellen. Analysten
wiesen indes darauf hin, dass man sich am Markt mehr erhofft habe.
Der seit Jahresbeginn gut gelaufene Index der Reise- und
Freizeittitel büßte als größter Tagesverlierer 1,1
Prozent ein.
In Zürich sackten die Aktien des Computerzubehör-Herstellers
Logitech nach dem überraschenden Abgang von Chef
Bracken Darrell um 12,5 Prozent ab. Damit waren sie abgeschlagenes
Schlusslicht im Swiss Market Index (SMI) . Darrell sei
"das Gesicht von Logitech" gewesen, hieß es in einem Kommentar von
Vontobel.
Dagegen schafften es Kuehne + Nagel am zweiten Tag
der Index-Zugehörigkeit mit plus 1,3 Prozent an die Spitze. Der
Logistikkonzern hatte bereits am Dienstag von der Übernahme des
Platzes der von der Konkurrentin UBS geschluckten
Bank Credit Suisse profitiert.
Auch ein Schweizer Nebenwert zog am Mittwoch deutlich an. DocMorris
gewannen rund vier Prozent. Das Analysehaus Jefferies
machte bei der Aktie des Online-Medikamentenanbieters deutliches
Potenzial aus. Die jüngsten Aussagen des deutschen
Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach zur elektronischen
Gesundheitskarte hätten das Thema E-Rezept bei vielen Anlegern
wieder auf die Agenda gehoben.
Die Aktie des französischen Einzelhandelsunternehmens Casino
schoss sogar um 21 Prozent nach oben. Ein
Rettungsplan des französischen Milliardärs Xavier Niel und von zwei
Partnern verlieh dem Wert Flügel. Allerdings sei noch nichts in
trockenen Tüchern, wie das Unternehmen betonte./gl/men