ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax nahe am Rekordhoch - US-Zinspause erwartet
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein deutlicher Rückgang der Inflation in den
USA hat am Dienstag auch dem deutschen Aktienmarkt spürbar positive
Impulse gegeben. Für Auftrieb sorgte die gestiegene Zuversicht, dass
die US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch zumindest eine Pause im
Zinserhöhungszyklus einlegt. Der Dax überwand die
Marke von 16 200 Punkten, womit auch das Rekordhoch aus dem Monat
Mai bei knapp unter 16 332 Punkten wieder greifbar nahe rückt.
Mit einem Aufschlag von 0,83 Prozent auf 16 230,68 Punkte ging der
Leitindex aus dem Tag. Der MDax der mittelgroßen
Unternehmen gewann 0,61 Prozent auf 27 473,14 Zähler. Für den
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,72
Prozent auf 4347,55 Zähler nach oben, und auch an den Länderbörsen
in Paris und London wurden Gewinne verbucht. In den USA legte der
Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um
0,4 Prozent zu.
In der weltgrößten Volkswirtschaft fiel die Inflation auf ein
Zweijahrestief. Sie schwächte sich im Mai, verglichen mit dem Monat
zuvor, auf 4,0 Prozent und damit stärker als erwartet ab. Zugleich
ist diese Rate die niedrigste seit März 2021. Auch die
Kerninflation, aus der die Energie- und Lebensmittelpreise
herausgerechnet werden, ging zurück.
Zwar ist sie mit 5,3 Prozent "weiterhin auf hohem Niveau, doch auch
hier ist der fallende Trend eine überaus gute Nachricht",
konstatierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in
Liechtenstein. Für die Fed gebe es nun keine Notwendigkeit mehr, die
Zinsen weiter anzuheben, was zudem durch die Rezessionsgefahren in
der US-Wirtschaft untermauert werde, begründete er den Optimismus
der Anleger über die nun erwartete Zinspause.
Hierzulande schwächte sich die Teuerung ebenfalls weiter ab, bleibt
aber mit 6,1 Prozent immer noch hoch, wie aktuelle Daten vom
Statistischen Bundesamt ergaben. Diese bestätigten die vor zwei
Wochen gelieferten vorläufigen Angaben. Außerdem hellten sich im
Juni die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten in Deutschland
leicht auf: Das Stimmungsbarometer des Mannheimer
Forschungsinstituts ZEW stieg im Vergleich zum Mai auf minus 8,5
Punkte.
Unter den Einzelwerten am deutschen Markt profitierte die SAP
-Aktie von unerwartet guten Quartalszahlen des
Softwareherstellers Oracle . Sie gewannen 1,3 Prozent
und sind damit zurück auf dem höchsten Stand seit Januar 2022.
Florierende Cloud-Dienstleistungen verhalfen dem SAP-Konkurrenten
aus den USA im vergangenen Geschäftsquartal zu mehr Gewinn und
Umsatz.
Im MDax bescherte die von Dürr angekündigte Übernahme
von BBS Automation der Aktie des Anlagenbauers ein Kursplus von
letztlich 6,0 Prozent. Dürr will mit dem bis zu 480 Millionen Euro
schweren Zukauf seinen Umsatz in der Automatisierungstechnik 2024
auf rund eine halbe Milliarde Euro mehr als verdoppeln.
Dagegen blieb das Papier des Event-Veranstalters und Tickethändlers
CTS Eventim weiter unter Druck. Nachdem es am Vortag
knapp 9 Prozent eingebüßt hatte, sank es nun um weitere 7,5 Prozent.
Vom bisherigen Jahresgewinn ist damit fast nichts mehr übrig. Ein
negativer Bericht des TV-Satirikers Jan Böhmermann am Freitagabend
dürfte die Gewinnmitnahmen ausgelöst haben. In der Woche zuvor war
der Kurs der Aktie noch dem Rekordhoch aus dem Jahr 2021 bei etwas
unter 73 Euro nahegekommen.
Noch im SDax , ab der kommenden Woche dann im MDax,
rückte außerdem der Anteilsschein der Shop Apotheke in den Blick,
die nun allerdings Redcare Pharmacy heißt. Die lange
geplante Umbenennung wurde vollzogen. Die Aktie des
Online-Arzneimittelhändlers setzte nach kräftigen Kursverlusten in
der vergangenen Woche ihren jüngsten Stabilisierungskurs fort und
stieg um 7,0 Prozent. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister
Karl Lauterbach soll es zum 1. Juli möglich sein, E-Rezepte in den
Apotheken mit der Versichertenkarte abzurufen. Bis Ende Juli sollen
schon 80 Prozent der Apotheken in Deutschland an das System
angeschlossen sein.
Um 0,9 Prozent stieg außerdem das Papier der Software AG
, das ab Montag ebenfalls in den Index der
mittelgroßen Unternehmen zurückkehrt. Der Technologieinvestor Silver
Lake streicht in seinem Übernahmeangebot für die Darmstädter
angesichts des bislang mauen Interesses die Mindestannahmeschwelle
von bislang 50 Prozent plus einer Aktie. Damit verlängert sich die
Angebotsfrist um zwei Wochen. Aktuell liegt der Gesamtanteil des
Investors bei etwas über 30 Prozent.
Der Euro pendelte um die Marke von 1,08 US-Dollar und
wurde zuletzt mit 1,0796 Dollar gehandelt. Die Europäische
Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0793 (Montag: 1,0765)
Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9265 (0,9289) Euro. Am
Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 2,43 Prozent. Der
Rentenindex Rex fiel um 0,05 Prozent auf 125,41
Punkte. Der Bund-Future (September-Kontrakt) sank
zuletzt um 0,51 Prozent auf 133,65 Punkte./ck/men