Streit um neues Handynetz: Kartellamt leitet Missbrauchsverfahren ein
BONN/MONTABAUR (dpa-AFX) - Beim schleppenden Ausbau des vierten
deutschen Handynetzes durch den Telekommunikationskonzern 1&1
nimmt das Bundeskartellamt die Rolle des Konkurrenten
Vodafone unter die Lupe. 1&1 hatte sich im Februar
bei Deutschlands obersten Wettbewerbshütern beschwert und Vodafone
Behinderung vorgeworfen. Daraufhin nahm sich die Bonner Behörde des
Themas an und teilte nun am Freitag mit, ein Missbrauchsverfahren
eingeleitet zu haben. Man werde sich "genau ansehen, ob es gute
Gründe für die Verzögerung bei der Bereitstellung von
Antennenstandorten für 1&1 gibt", sagte Kartellamtschef Andreas
Mundt.
1&1 hätte bis zum Jahresbeginn 1000 Antennenstandorte in Betrieb
nehmen müssen, tatsächlich waren es aber nur fünf. Das liegt zum
großen Teil daran, dass der Infrastrukturanbieter Vantage Towers
, der die Masten und Dachstandorte bereitstellt für
die Antennen, viel weniger Standorte ermöglichte als vertraglich
zugesichert. Vantage gehört zu mehr als 80 Prozent Vodafone, also
einem anderen Netzbetreiber und somit einem direkten
1&1-Konkurrenten. Der Neueinsteiger aus Montabaur argwöhnte, dass
Vodafone seine Finger im Spiel hatte, um den Ausbau des
Konkurrenznetzes abzubremsen. Nun prüft das Kartellamt eine mögliche
kartellrechtswidrige Behinderung.
Vantage Towers und Vodafone weisen beide den Vorwurf zurück. "Als
neutraler und unabhängiger Host bieten wir allen unseren Kunden
einen offenen Zugang zu unserer passiven Infrastruktur", sagt eine
Vantage-Sprecherin. Man werde "die Gründe für etwaige Verzögerungen
ausführlich darlegen". Beide Firmen betonen, in dem Verfahren mit
dem Kartellamt zu kooperieren. Eine 1&1-Sprecherin begrüßte das
Vorgehen des Kartellamts: "Die Untersuchung durch die Behörde wird
nun Klarheit und Transparenz schaffen."/wdw/DP/ngu