ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax hält 23.000 Punkte - Großes Wochenminus
Ein neuer Erholungsversuch an den US-Börsen
hat den Kursrutsch am deutschen Aktienmarkt vor dem Wochenende
immerhin leicht gebremst. Die Skepsis angesichts hoher Bewertungen
im Technologiesektor hat die Anleger aber auch am Freitag nicht
losgelassen. Die zwischenzeitliche Erleichterung nach starken
Quartalszahlen von Nvidia habe sich als Strohfeuer
entpuppt, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Broker
Robomarkets. Der Dax finde noch keinen Halt.
Nach einem Rutsch bis auf 22.943 Punkte und damit den tiefsten Stand
seit Anfang Mai büßte der deutsche Leitindex letztlich noch 0,80
Prozent auf 23.091,87 Zähler ein. Den Wochenverlust weitete der Dax
zwar auf 3,3 Prozent aus, doch in der Jahresbilanz bleibt ihm ein
Plus von 16 Prozent. Für den MDax der mittelgroßen
Werte ging es am Freitag um 0,63 Prozent auf 28.263,82 Punkte
bergab.
Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management sieht eine
ganze Reihe von Sorgen an den Aktienmärkten. Er nannte unter anderem
das hohe Investitionstempo im Bereich der Künstlichen Intelligenz,
dem die Monetarisierung klar hinterherhinke. Außerdem stolpere die
US-Notenbank Fed halbblind in den Dezember, nachdem der
Teilstillstand der Regierungsgeschäfte zahlreiche Konjunkturdaten
verzögert hatte. So erhärtet sich die Annahme, dass die Fed auf eine
weitere Zinssenkung noch in diesem Jahr verzichten könnte.
Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial
startete dennoch einen weiteren Erholungsversuch und stieg zum
europäischen Handelsschluss um fast ein Prozent. Für den
technologielastigen Nasdaq 100 ging es zuletzt rund
0,4 Prozent aufwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
schloss 0,98 Prozent tiefer mit 5.515,09 Punkten. In
London ging es dagegen leicht, in Zürich sogar deutlicher nach oben.
Die Aktien von Nvidia blieben vor dem Wochenende unter Druck und in
der Folge gaben auch die deutschen Chipwerte nach. Im Dax verloren
Infineon 3,7 Prozent, in den hinteren Börsenreihen
gehörten Branchenausrüster wie Aixtron und Suss
Microtec mit einem Minus von 6,2 beziehungsweise 10,5
Prozent zu den größten Verlierern.
Schlusslicht im Dax waren die Aktien von Siemens Energy
, die wegen des Strombedarfs von Rechenzentren auch
als KI-Profiteur gelten. Nach ihrem Vortagsrekord rutschten sie um
10,1 Prozent ab. Die Geschäftsdynamik des Energietechnikkonzerns sei
solide, zeige aber gewisse Anzeichen für einen zyklischen Höhepunkt,
schrieb Barclays-Analyst Vladimir Sergievskiy. Der Aktienkurs preise
bereits einen endlos guten Geschäftsverlauf ein.
Auch im Rüstungssektor wurden wieder Gewinne mitgenommen: Für
Rheinmetall ging es um 7,2 Prozent bergab. Im MDax
sanken Hensoldt um 6,6 Prozent und Renk
fielen nach ihrem Kursrutsch wegen enttäuschender
Mittelfristziele tags zuvor um weitere 8,4 Prozent. Ein
US-Friedensplan im Ukraine-Krieg sieht heikle Zugeständnisse der
Ukraine vor und lässt die europäischen Unterstützer bei den
Gesprächen an der Seitenlinie.
Zu den wenigen Kursgewinnern gehörte die Deutsche Börse
mit einem Plus von fünf Prozent. Die jüngste
Volatilität am Aktienmarkt dürfte dem Börsenbetreiber zupasskommen.
Auf Wochensicht erholten sich die Aktien um mehr als sechs Prozent
und sprangen wieder über die 21-Tage-Linie, einem Indikator für den
kurzfristigen Trend.
Für ein Ausrufezeichen sorgte CTS Eventim , dessen
Anteile um 11,8 Prozent nach oben schnellten. Der Ticketvermarkter
und Konzertveranstalter hatte mit einem überraschend soliden dritten
Quartal die Sorgen vieler Anleger mit Blick auf die Jahresziele
weggewischt. Auch die Berufung des neu gefundenen Finanzchefs
beruhige, kommentierte JPMorgan-Analystin Lara Simpson./niw/he