NEW YORK (dpa-AFX) - Wenige Stunden vor der Rede von
US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag sind die Anleger in New
York vorsichtig optimistisch. Es herrscht die Hoffnung, dass Powell
positive Hinweise in Richtung einer Zinssenkung auf der Sitzung
Mitte September geben wird. Jüngste Aussagen einiger
US-Währungshüter mahnen indes etwas zur Vorsicht.
Eine halbe Stunde vor dem Handelsstart an den US-Börsen taxierte der
Broker IG den Dow Jones Industrial 0,3 Prozent höher
auf 44.919 Punkte. Damit würde der Leitindex nach der weitgehenden
Stagnation der vergangenen Tage ein minimales Wochenminus verbuche.
Den zuletzt gebeutelten Tech-Index Nasdaq 100
erwartet IG mit 23.179 Punkten 0,2 Prozent im Plus, womit sich immer
noch ein Wochenverlust von 2,2 Prozent abzeichnet.
Kurz nach Handelsbeginn ist die Rede von Powell angekündigt. Die
Märkte preisen bereits mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für
September die erste US-Leitzinssenkung 2025 sowie vor dem Jahresende
eine weitere Senkung ein. Allerdings haben sich die Erwartungen
zuletzt schon etwas abgekühlt.
Jüngst hatten bereits Aussagen einiger US-Währungshüter zur Vorsicht
gemahnt. So sagte Beth Hammack, Chefin der lokalen Notenbank von
Cleveland, dass sie nicht für eine geldpolitische Lockerung stimmen
würde, wenn die Sitzung unmittelbar anstünde. Weitere Notenbanker
hatten sich davor ähnlich zurückhaltend geäußert.
Die Märkte erschienen vor der Powell-Rede zu optimistisch, was die
US-Geldpolitik angehe, warnte Rajeev De Mello, verantwortlich für
die Anlageentscheidungen bei der Investmentgesellschaft Gama Asset
Management. Er gehe davon aus, dass die Notenbank eine vorsichtige,
datengestützte Haltung beibehalten werde. Gebe es im September keine
Senkung, dürften die Kurse unter Druck geraten, ergänzte Stratege
Joachim Klement vom Beratungsunternehmen Panmure Liberum.
Die Aktien von Zoom legten am Freitag vorbörslich um
3,9 Prozent zu. Der Anbieter von Videokonferenzen-Software
überraschte im Rahmen eines erfreulichen Quartalsberichts auch mit
seinem Jahresausblick für das Umsatzwachstum positiv.
Bei Ross Stores lobte das US-Analysehaus Jefferies,
dass der Gewinn im abgelaufenen Quartal sowohl die eigene Planung
der Discounterkette als auch die Markterwartungen übertroffen habe.
Die Titel verteuerten sich um 3,4 Prozent.
Für die Anteilsscheine von Intuit ging es hingegen um
6,8 Prozent bergab. Der Hersteller von Finanzsoftware für
Privatpersonen und Unternehmen blieb mit seinem Ausblick laut
Jefferies hinter den gestiegenen Erwartungen zurück. Das Unternehmen
habe in der Vergangenheit aber typischerweise konservative Ziele
ausgegeben und diese dann übertroffen, betonte Experte Brent Thill.
Die Aktionäre von Workday mussten einen vorbörslichen
Kursrutsch von 5,4 Prozent verdauen. Der Anbieter cloudbasierter
Computersoftware für Rechnungswesen, Personalverwaltung und
Unternehmensplanung übertraf zwar laut Jefferies-Analyst Thill die
Schätzungen für das zweite Quartal. Dazu komme ein erneut
angehobener Margenausblick. Doch der Markt sei offenbar besorgt,
dass KI-Tools die Anwendungen des Unternehmens verdrängen könnten.
Daran konnte offenbar auch die Ankündigung des Unternehmens nichts
ändern, mit Paradox einen KI-Spezialisten aus diesem Bereich zu
übernehmen.
Für die Aktien von Nvidia zeichnet sich nach der
jüngsten Konsolidierung ein Minus von 1,5 Prozent ab. Das
Vorzeigeunternehmen für KI-Chips habe Komponentenlieferanten wie
Samsung Electronics Co und Amkor Technology Inc angewiesen, die
Produktion im Zusammenhang mit dem H20-KI-Chip einzustellen,
berichtete die Tech-Publikation "The Information" unter Berufung auf
ungenannte Quellen./gl/jha/