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Stabel: US Q1-Berichte und deutsche HV Saison rücken wieder stärker in Mittelpunkt

1. Gegenwärtig überschatten Diskussionen um die Zahlungsfähigkeit einiger Mittelmeerländer - insbesondere Griechenlands – weltweit die Finanzmärkte. Auch die internationalen Aktienbörsen zeigen sich von dieser Thematik aktuell stark beeindruckt, zumal viele Börsen nach einem Superlauf derzeit ohnehin anfällig für Gewinnmitnahmen sind. Es ist nicht schwer zu prognostizieren, dass uns dieses Thema der angespannten Staatsfinanzen auch in nächster Zeit beschäftigen wird. Speziell im Falle Griechenlands belaufen sich die Refinanzierungserfordernisse bis Ende Mai auf etwa 23 Mrd €. Niemand kann ausschließen, dass es hier immer wieder zu Querschlägern kommen kann, aber die Bedeutung von Griechenland mit etwa 3 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung wird meines Erachtens eindeutig überbetont. Außerdem gibt es nach den bisherigen Refinanzierungsaktionen keinen Hinweis darauf, dass die griechische Mittelbeschaffung dieses Mal auf unüberwindbare Hindernisse stoßen sollte. Obwohl Herr Trichet die Märkte offenbar mit dem Hinweis beruhigen kann, dass ihm keine Informationen für die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands vorliegen, sollten sicherheitshalber mögliche „Stützungsaktionen“ gedanklich einkalkuliert werden. Aber: diese Maßnahmen dürften eher die Renten- als die Aktienmärkte interessieren.

2. In nächster Zeit sollten sich die Aktienbörsen diesseits und jenseits des großen Teiches wieder stärken an unternehmensspezifischen Fakten orientieren: Bei uns strebt die HV Saison ihrem Höhepunkt entgegen und in den USA eröffnet Alcoa am Montag nach Börsenschluss die Berichtssaison über das 1. Quartal 2010.

In der folgenden Tabelle sind die DAX Unternehmen nach den aktuellen Dividendenrenditen sortiert. Zudem geht aus der Liste hervor, wann die Dividenden gezahlt werden. 10 Unternehmen haben ihre HV noch in diesem Monat , 14 im Mai und 2 im Juni. Insofern ist für einen intensiven „News Flow“ sicherlich gesorgt. Insgesamt gelangen in diesem Zeitraum knapp 20 Mrd € zur Ausschüttung. Der DAX als Performance Index legt theoretisch diese Ausschüttungen wieder an. Mit 3,2 % gewichteter Durchschnittsrendite –bezogen auf alle DAX Werte –braucht der Aktienmarkt den Vergleich mit der Rendite zehnjähriger öffentlicher Anleihen von etwa 3,3 % nicht zu scheuen. Dies müsste in Verbindung mit der Tatsache, das es sich bei Aktien um Substanzwerte handelt, die Kursrisiken nach unten weitgehend abfedern.

DAX Ausschüttungen 2010 nach Dividenden-Rendite Aktie Div ex Div Kurs 07.04.10 Div Rendite DTE GY Equity 0,78 04.05.2010 10,04 7,77% EOAN GY Equity 1,50 07.05.2010 27,75 5,41% RWE GY Equity 3,50 23.04.2010 66,57 5,26% MUV2 GY Equity 5,75 29.04.2010 121,70 4,72% DPW GY Equity 0,60 29.04.2010 13,08 4,59% ALV GY Equity 4,10 06.05.2010 95,58 4,29% DB1 GY Equity 2,10 28.05.2010 55,91 3,76% BAS GY Equity 1,70 30.04.2010 47,00 3,62% BAYN GY Equity 1,40 03.05.2010 49,50 2,83% MEO GY Equity 1,18 06.05.2010 45,70 2,58% VOW3 GY Equity 1,66 23.04.2010 70,68 2,35% SIE GY Equity 1,60 27.01.2010 75,33 2,12% LIN GY Equity 1,80 05.05.2010 88,06 2,04% MRK GY Equity 1,00 12.04.2010 59,95 1,67% BEI GY Equity 0,70 30.04.2010 43,99 1,59% FME GY Equity 0,61 12.05.2010 41,28 1,48% SAP GY Equity 0,50 09.06.2010 35,99 1,39% FRE3 GY Equity 0,76 13.05.2010 56,43 1,35% HEN3 GY Equity 0,53 20.04.2010 40,37 1,31% DBK GY Equity 0,75 28.05.2010 57,64 1,30% TKA GY Equity 0,30 22.01.2010 26,65 1,13% ADS GY Equity 0,35 07.05.2010 40,28 0,87% BMW GY Equity 0,30 19.05.2010 35,08 0,86% SDF GY Equity 0,20 12.05.2010 44,48 0,45% MAN GY Equity 0,25 06.04.2010 64,05 0,39% SZG GY Equity 0,25 09.06.2010 70,23 0,36% IFX GY Equity 0,00 20.01.2004 5,23 0,00% DAI GY Equity 0,00 15.04.2010 35,54 0,00% LHA GY Equity 0,00 30.04.2010 12,83 0,00% CBK GY Equity 0,00 20.05.2010 6,41 0,00% ex Div sind die Aktien 1 Tag nach der Hauptversammlung

3. Traditionell eröffnet am Montag, dem 12. April, nach US Börsenschluss Alcoa die Berichtsaison über das 1. Quartal 2010.

Alcoa: Die Konsensusschätzung der Analysten liegt nach The Street.com bei einem kleinen Gewinn von 0,10 $ je Aktie (Verlust 0,59 $ im vergleichbaren Vorjahresquartal). Die Erwartungen sind wegen niedriger Aluminiumpreise und Schließungskosten einiger Aluminium-Hütten nicht allzu hoch gesteckt.

Intel Die Gewinnerwartungen liegen mit 0,38 $ deutlich über dem vergleichbaren Wert des Vorjahresquartals von 0,11 $. Die bisherige Umsatzprognose von Intel liegt bei 9,7 Mrd plus / minus 0,4 Mrd.

JPMorgan Als erste Großbank folgt am Mittwoch JPM. Die Ergebnisprognosen liegen mit 0,64$ im Konsensus recht hoch, im Vorjahres- Quartal wurden 0,40 $ verdient. Vor allem die Höhe der Risikovorsorge interessiert.

AMD Bei Advanced Micro Devices wird eine deutliche Verlustreduzierung von 0,66 auf 0,10 $ je Aktie im ersten Quartal 2010 prognostiziert. Wann gelingt der endgültige turn around?

Mit GE und Bank of America folgen 2 weitere Flaggschiffe am Freitag:

GE hat sich als führender Wert der Investitionsgüterbranche zuletzt besser als der S+P entwickelt. 0,16$ Gewinn je Aktie werden nach vergleichbar 0,26$ im Vorjahr erwartet. Insgesamt will GE soviel Umsatz und Gewinn im Jahr 2010 abliefern wie im Vorjahr.

BoA Nach einem Ganzjahresverlust in 2009 wird im ersten Quartal 2010 ein Gewinn von 0,09 $ je Aktie im Konsensus erwartet. Auch hier interessiert die Aussage über weitere Risikovorsorge.

4. Zehn Jahre nach der spektakulären Versteigerung der UMTS Lizenzen, die dem Bund damals 50 Mrd € in die Kassen spülte, starte die Bundesnetzagentur am Montag in Mainz erneut eine Versteigerungsaktion. T Mobil, Vodafone, E Plus und O2 werden sich um die Frequenzen der sogenannten digitalen Dividende bemühen. Diese Frequenzen werden frei, wenn die Fernsehsender nicht mehr analog ausgestrahlt werden. Experten von Moodys erwarten einen Versteigerungserlös, der in etwa bei einem Zehntel des damaligen UMTS Ergebnisses liegt.

5. Es bleibt zu hoffen, dass die Aktienmärkte sich von dem „Griechenland-Thema“ etwas abkoppeln kann und durch einen günstigen Anlauf der deutschen HV -und US -Berichtsaison gestützt wird. Allerdings ist der letzte Sprung über die bisherigen Jahreshöchststände von Mitte Januar bei knapp 6100 DAX Punkten relativ schnell und auch recht weit gewesen, weshalb die Kursdynamik in den letzten Tagen bereits spürbar nachgelassen hat. Um das aktuelle Niveau verteidigen oder sogar noch ausbauen zu können, bedarf es seitens der Unternehmen einer positiven Berichterstattung. Leichte Rückschläge sind möglich, eine Konsolidierung auf dem gegenwärtigen Niveau wäre auch kein Beinbruch.