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Kogge: Marktmeinung aus Stuttgart

Die Börsen sehen sich in ihrem Aufwärtstrend bestätigt durch die überdurchschnittlich guten Ertragszahlen von Goldman Sachs. So konnten auch die europäischen Märkte ihre Gewinne ausbauen. Selbst der Wermutstropfen ZEW-Konjunkturindex - hier kam es zu einem starken Rückgang - konnte die freundliche Stimmung nicht trüben. Ob sich dies ändert, wird unter anderem auch davon abhängen, wie die Veröffentlichung der USNotenbank zu ihrer geldpolitischen Richtung aussieht, insbesondere unter dem Aspekt, dass die US-Einzelhändler wieder höhere Umsätze erzielen konnten und somit die Frage nach einer kommenden Inflation näher rückt. Das Thema Konjunkturerholung ist auch am Ölpreis abzulesen, der mit diesem Vertrauen durchaus wieder einen Anstieg auf die 70er- Marke nehmen wird.

Der Umkehrschluss würde bedeuten: eine länger anhaltende Rezession und ein Ölpreis unter der 50er- Marke. Die Deutsche Börse befindet sich in einem starken Optimismusfeld, der DAX konnte innerhalb von wenigen Börsentagen über 300 DAX-Punkte zulegen und hat somit die 200-Tage-Durchschnittslinie wieder nach oben durchbrochen. Die nächste Widerstandsmarke wären 4.900 Punkte, eine kleinere Unterstützungslinie liegt bei 4.550 Punkten. Nachdem der Euro Stoxx 50 kurz die 2.000-Punkte-Marke gestreift hat, ist auch er wieder stark angestiegen und bewegt sich auf seine nächste Widerstandslinie von 2.150 Punkten hin. Der Dow-Jones-Index bleibt weiterhin in seinem breiten Seitwärtskanal, er konnte die Unterstützungslinie von 8.000 Punkten halten, hier verläuft auch die 200 Punkte Durchschnittsmarke. Nächstes Ziel wären die 8.500 Punkte. Sollte hier ein Durchbruch gelingen, könnten wieder 8.850 Punkte möglich sein.

Die nächsten Wochen werden begleitet von den Quartalsberichten der Unternehmen, wobei die Aktienmärkte mit schlechten Zahlen rechnen. Insofern dürfte es hier keine grösseren Einbussen geben. Anders wird es aussehen, wenn die einzelnen Unternehmen auch ihre Erwartungen für die kommenden Monate zurückschrauben und damit der Börse die Grundlage entziehen, dass es weiter aufwärts gehen kann. Es zeigt sich aber auch eine wachsende Risikoscheu der Anleger, wie die wieder anziehenden Kurse der Staatsanleihen und die damit einhergehenden Rückgänge der Renditen zeigen. Eine zehnjährige Bundesanleihe liegt inzwischen unter 3,25 %. Obwohl die Tendenz zu mehr Sicherheit in der Anlage steigt, bleiben die Aktieninvestoren optimistisch und werden zurzeit auch bestätigt von einzelnen Unternehmenszahlen, dass Kursgewinne wieder möglich sind.

Allerdings ist anzunehmen, dass starke kurzfristige Kursanstiege wie in den letzten Tagen eher wieder zu Gewinnmitnahmen reizen und somit ein weiterer Anstieg abgebremst wird. Trotz der augenblicklichen optimistischen Stimmung dürfte die Börse weiter von hoher Nervosität geprägt bleiben und damit einhergehend hohe Kursschwankungen verursachen. Der mittel- bis langfristig orientierte Anleger sollte sich mit Käufen noch zurückhalten, für den tradingorientierten Investor sind Kursrückgänge eine Gelegenheit, einzelne Werte zu kaufen. In der defensiven Struktur bleiben wir übergewichtet mit den Branchen Energie, Gesundheitswesen/Medizintechnik und Versorger. Für kurzfristige Engagements bieten sich die Kali + Salz, Statoil und Wolters Kluwer an.