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Frankfurt: 'Lustloser Handel'

Nach freundlichen US-Konjunkturdaten, aber im Sog einer schwächeren Wall Street, hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag uneinheitlich geschlossen. Der Leitindex DAX fiel um 0,50 Prozent auf 4.776,47 Zähler und behauptete sich damit gut 20 Punkte über seinem Tagestief. Für die abgelaufene Woche bedeutete dies per saldo ein Minus von 1,30 Prozent. Der Technologiewerte-Index TecDAX fiel am Freitag um 0,54 Prozent auf 612,57 Punkte. Dagegen konnte der MDAX der mittelgrossen Werte Gewinne von 0,96 Prozent auf 5.675,82 Zähler ins Ziel retten. "Ausser Spesen nix gewesen", lautete das Urteil von Christoph Schmidt, Händler bei der N.M.F. AG. Angesichts nur weniger Akteure am Markt sei das Börsengeschehen recht lustlos verlaufen.

Bankenwerte gehörten vor dem Wochenende zu den Gewinnern. "Die Investoren finden langsam wieder Zutrauen zu den Finanzwerten", sagte Aktienhändler Stefan de Schutter. Gestützt werde dies aktuell von einem positiven Kommentar der UBS zur Deutschen Bank. Die Schweizer Grossbank hatte die Titel von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 42,00 auf 52,00 Euro angehoben. Der Finanzkonzern dürfte unter anderem von der Erholung an den Anleihemärkten und einem vorteilhafteren regulatorischen Umfeld profitieren, hiess es. Zudem sei die Bewertung im Vergleich zu ähnlich positionierten europäischen Banken wie der Credit Suisse oder Barclays niedrig, obwohl die Abhängigkeit vom Investmentbanking nicht höher sei. Aktien der Deutschen Bank stiegen um 0,96 Prozent auf 43,505 Euro. Auch andere Titel der Branche - wie Commerzbank und Postbank - legten zu.

Stammaktien von Volkswagen (VW) erholten sich von ihren deutlichen Vortagsverlusten und setzten sich mit plus 2,85 Prozent auf 249,40 Euro an die DAX-Spitze. Ein Händler sah vor allem die Hoffnung auf einen Einstieg des Emirats Katar als Kurstreiber. Mit dem Thema vertraute Personen sagten der Deutschen Presse-Agentur dpa, Gespräche zwischen Niedersachsen und Katar hätten "ganz grosse Übereinstimmungen" deutlich gemacht. Ein anderer Börsianer verwies auf einen Bericht im "manager magazin" vom Donnerstag, wonach VW sich am japanischen Konkurrenten Suzuki Motor beteiligen wolle. Die Marke Suzuki wäre eine gute Ergänzung für VW, sagte er.

Die Titel des VW-Grossaktionärs Porsche verbilligten sich hingegen um 1,83 Prozent auf 45,50 Euro. Die Verhandlungen über den Einstieg von Katar bei dem Sportwagenbauer sind kurz vor dem Abschluss: "Die Buchprüfung wurde positiv abgeschlossen", sagte ein Porsche-Sprecher. "Eine Entscheidung noch vor dem Wochenende war schon vorher kommuniziert worden - jetzt sehen wir Gewinnmitnahmen", sagte ein Händler. Unterdessen teilte Konkurrent Daimler mit, nicht an einer Beteiligung an Porsche interessiert zu sein. Die Aktie gewann 1,60. Prozent auf 25,790 Euro.

Die Papiere von K+S trotzen nur zu Beginn den schlechten Nachrichten vom US-Wettbewerber Potash . Sie sanken nach anfänglichen Gewinnen ins Minus und schlossen 2,41 Prozent niedriger bei 40,01 Euro. Potash strich in der Nacht seine Gewinnerwartungen für das zweite Quartal wegen deutlich gesunkener Umsätze. Ein Händler sagte indes, K+S habe bereits vor einigen Tagen gewarnt und ebenfalls das schwächere Düngemittelgeschäft dafür angegeben.

Im TecDAX fielen Anteilsscheine von Phoenix Solar nach dem vortäglichen Kurseinbruch um weitere 4,70 Prozent auf 82,83 Euro. Analysten zeigten sich von der Gewinnwarnung des Solarunternehmens vom Donnerstag überrascht. Commerzbank-Analyst Robert Schramm will seine Gewinnschätzungen je Aktie (EPS) für 2009 und 2010 senken. Das bisherige Kursziel von 50,00 Euro dürfte "in den unteren 40-er Bereich" fallen, heisst es weiter. Allerdings bleibe der langfristig positive Investmentansatz für Phoenix Solar intakt und sein Anlagevotum "Buy" daher bestehen.

Titel von Infineon Technologies profitierten von positiven Analystenkommentaren und stiegen um 1,61 Prozent auf 2,530 Euro. Nach einer Belebung auf dem Halbleiter-Markt hatte der angeschlagene Chipkonzern am Vortag seine Erwartungen für das dritte Geschäftsquartal leicht angehoben. Die Auswirkungen der Kostensenkungen zeigten sich schneller als zuvor angenommen, schrieb etwa Analyst Nicolas Gaudois von der UBS.