ATX auf Rekordjagd: Ukraine-Hoffnung und Fed-Entscheidung beflügeln Wiener Börse
Die Rekordrally am Wiener Parkett hat neuen Schwung bekommen. Der heimische Leitindex ATX kletterte am Donnerstag auf ein neues Allzeithoch. Zwei Faktoren trieben die Kurse nach oben: die Hoffnung auf Fortschritte im Ukraine-Krieg und die erwartete Zinsentscheidung in den USA.
Der ATX schloss mit einem Plus von 0,84 Prozent bei 5.173,12 Punkten – ein historischer Höchststand. Auch der breitere ATX Prime legte zu. Das europäische Börsenumfeld zeigte sich ebenfalls freundlich.
Friedenssignale aus der Ukraine befeuern die Stimmung
Später am Nachmittag sorgten Meldungen zu den Friedensverhandlungen für positiven Impuls. Medien berichteten, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe ein Referendum über die territoriale Kontrolle im Osten ins Spiel gebracht.
"Die Russen wollen den gesamten Donbass – das akzeptieren wir nicht", wurde Selenskyj zitiert. Die USA sollen zudem eine entmilitarisierte Wirtschaftszone in der Region vorgeschlagen haben. Diese diplomatischen Bewegungen nährten die Hoffnung auf eine Deeskalation – und beflügelten die Risikobereitschaft der Anleger.
Fed senkt Zinsen – aber mit versteckter Bremsung
Erwartungsgemäß hatte die US-Notenbank Fed am Vorabend die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Für Überraschungen sorgte diese Entscheidung kaum. Spannender war das Kleingedruckte.
Raiffeisen-Ökonom Franz Zobl sprach von einer "falkenhaften Zinssenkung". Der Beschluss enthalte Formulierungen, die auf eine mögliche Pause im Zinssenkungszyklus hindeuten. Gegenstimmen im Komitee und vorsichtige Wirtschaftsprognosen untermauerten diesen Eindruck. Die Botschaft war klar: Weitere Senkungen sind nicht garantiert.
Banken stützen den Index – Einzelwerte im Fokus
Die Meldungslage zu heimischen Unternehmen blieb dünn. Stützung für den ATX kam von den Bankenschwergewichten:
* Erste Group und BAWAG gewannen jeweils knapp ein Prozent.
* Raiffeisen Bank International (RBI) legte sogar 2,8 Prozent zu. Hier könnte ein Gerichtsverfahren in Russland bald entschieden werden. Ein Aktionär fordert Schadenersatz von der RBI-Tochter in Höhe von 339 Millionen Euro.
Unter den weiteren Bluechips zeigte sich ein gemischtes Bild:
* Andritz profitierte mit +1,8 Prozent.
* OMV und Verbund schlossen dagegen mit leichten Verlusten im Minus.
Nebenwerte: Mayr-Melnhof mit Analysten-Korrektur
Aktivität gab es auch bei den Nebenwerten. Mayr-Melnhof Karton stieg um 1,9 Prozent. Die Analysten der Baader Bank senkten jedoch ihr Kursziel von 137 auf 130 Euro. Die "Buy"-Empfehlung blieb bestehen.
Analyst Varun Sikka sieht weiterhin "erhebliches Aufwärtspotenzial". Allerdings sei der Zeitplan für eine nachhaltige Erholung ungewiss. Das Unternehmen bleibe zu abhängig von der Laune der Konsumenten. Ein spannender Zwiespalt also zwischen kurzfristigem Kurspotenzial und langfristigen Unsicherheiten.
Die Wiener Börse zeigt sich robust. Getragen von globalen Hoffnungen und soliden heimischen Werten, jagt der ATX von einem Rekord zum nächsten. Ob der Schwung anhält, hängt nun stark von den weiteren Entwicklungen in der Ukraine und dem Kurs der großen Notenbanken ab.