Chef der S-Bahn im Rhein-Main-Gebiet: 'Bauvolumen bleibt hoch'
Wer mit der S-Bahn im Rhein-Main-Gebiet unterwegs ist, muss sich auch kommendes Jahr auf Verzögerungen und Ersatzverkehr einstellen. Erneut wird es Baustellen geben, auch einige große, wie S-Bahn-Chef Hendrik Penner im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Das Bauvolumen bleibe hoch. "Unsere Fahrgäste werden 2026 leider nicht auf jeder S-Bahn-Linie ohne Einschränkung fahren können", sagte Penner, der seit knapp fünf Monaten im Amt ist. Insbesondere die Bauarbeiten rund um Mainz inklusive der geplanten Weichenerneuerungen würden im ersten Quartal den S-Bahn-Fahrgästen einiges abverlangen.
Bei Sperrungen werde Schienenersatzverkehr mit Bussen angeboten. Individuell helfe dann vielleicht auch ein anderer Mix aus Verkehrsmitteln wie U-Bahn oder Straßenbahn, um ans Ziel zu kommen.
Baustellen Hauptgrund für Zugausfälle
Baustellen seien neben Personalmangel in den Stellwerken und Störungen im Schienennetz das größte Problem für den S-Bahn-Verkehr: Sie seien für mehr als die Hälfte der ausgefallenen S-Bahnen verantwortlich, sagte Penner. Ihm sei wichtig, dass die Züge, die dann noch fahren, zuverlässig und pünktlich seien - und dass Bauarbeiten und deren Folgen frühzeitig kommuniziert würden.
Es gebe einen sehr intensiven Austausch mit der Bahntochter DB InfraGo: "Wir nehmen uns die Themen einzeln vor, sind in wöchentlichen Dialogen, damit der S-Bahn-Betrieb besser läuft, vor allem bei Baustellen."
"Der Zustand der Infrastruktur ist nicht gut. Es muss gebaut und es muss modernisiert werden. Die Frage ist, welches Bauvolumen für den laufenden Bahnbetrieb verkraftbar ist und wie stabil die Baustellen-Fahrpläne von der InfraGo gestaltet werden", sagte Penner.
Absperrungen und Zäune an der Strecke
Für Verzögerungen sorgten auch immer wieder Menschen, die sich unbefugt im S-Bahn-Tunnel oder auf den Gleisen aufhielten. Dieses Thema wolle er angehen, sagte Penner. So könnten etwa mehr Absperrungen angebracht und besonders kritische Punkte mit Zäunen gesichert werden. "Hier will ich auch von anderen Regionen wie beispielsweise München lernen", sagte der Bahn-Manager.
Penner erläuterte, dass der Anteil der Gleise, die sich S-Bahnen mit dem übrigen Zugverkehr teilen müssten, nirgendwo in Deutschland so hoch sei wie in Rhein-Main. Daher sei die Pünktlichkeit hier besonders stark von Regionalbahnen sowie Fern- und Güterzügen abhängig.
Schulungen für Lokführer gegen Stau im Tunnel
Stellschrauben für einen zuverlässigeren Verkehr, die er als S-Bahn-Chef beeinflussen könne, seien ausreichend Lokführer und Personal in der Werkstatt. "Beides wird 2026 der Fall sein." Schulungen für Lokführer sollen zudem dafür sorgen, im Störungsfall effektiv reagieren und Staus auf der Tunnel-Stammstrecke verhindern zu können.
Penner sagte, die Fahrzeugflotte solle bis zum Jahr 2029 modernisiert werden, dies erhöhe deren Zuverlässigkeit. Auch im Innenraum sollen viele Bahnen neu gestaltet werden, dies geschehe gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV).
S-Bahn-Chef fährt auch Auto
Der 57-Jährige sagte, er fahre selbst gern S-Bahn - allerdings nicht ausschließlich. In der Bahn könne er die Gedanken schweifen lassen oder sich auf eine berufliche Aufgabe vorbereiten. Da er in einem kleinen Ort auf dem Land wohne, fahre er aber auch Auto. "Es kommt immer auf die Situation an."
Er habe begonnen, die insgesamt 300 Kilometer Streckennetz abzufahren, sich die Abstellanlagen anzuschauen und mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu sprechen, sagte Penner. Eine Verbesserung habe er im Frankfurter Tiefbahnhof erreicht, dort würden die Gleise nun häufiger von Müll gereinigt. Er verspreche sich davon ein besseres Fahrerlebnis. "Ich will dafür sorgen, dass es mehr davon gibt", sagte Penner./isa/DP/zb
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