ANALYSE: Oddo BHF sieht ArcelorMittal als Profiteur bei Wiederaufbau in Ukraine
Mit einem möglichen Ende des Ukraine-Kriegs rückt laut der Investmentbank Oddo BHF das Potenzial für die Stahlhersteller durch den Wiederaufbau des Landes in den Fokus. Deren Aktien hätten schon zu Jahresbeginn von entsprechenden Hoffnungen profitiert, was dann wegen ergebnisloser Verhandlungen wieder verpufft sei, erinnerte Analyst Maxime Kogge in seiner Branchenstudie vom Donnerstag.
Aus Schätzungen der Weltbank zum Ausmaß der Zerstörung oder Beschädigung von Wohngebäuden, Krankenhäusern und Bahn-Infrastruktur schließt er, dass für den Wiederaufbau fast 100 Megatonnen Stahl benötigt werden oder umgerechnet zehn Megatonnen per annum über die kommenden zehn Jahre hinweg.
Davon dürften Kogge zufolge in erster Linie ukrainische Stahlwerke
profitieren - allerdings nur die im Westen des Landes, da die Werke
im Osten entweder zerstört oder von Russland besetzt seien. Sechs
Megatonnen könnten der von ihm mit "Neutral" und einem Kursziel von
37 Euro eingestufte, weltgrößte Hersteller ArcelorMittal
ArcelorMittal betreibt laut Kogge Stahlhütten in der östlichen Großstadt Krywyj Rih, die nicht von Russland besetzt ist. Er erwartet durch das Ukraine-Geschäft eine mittelfristige Steigerung des operativen Ergebnisses (Ebitda) um 800 Millionen US-Dollar. Wegen nötiger Instandsetzungsarbeiten am größten der drei Hochöfen in Krywyj Rih werde sich dieser Beitrag aber verzögern.
Von den benötigten weiteren rund fünf Megatonnen dürften sich dank
ihrer niedrigeren Preise asiatische Stahlhersteller einen Großteil
sichern, so der Experte weiter. Für die europäischen
Branchenvertreter blieben zwei bis drei Megatonnen übrig, was deren
Geschäftsaussichten weiter verbessern würde. Vor allem Salzgitter
("Underperform", Ziel 27 Euro), SSAB ("Outperform", 81 schwedische
Kronen) und Voestalpine
Voestalpine sieht der Experte zudem als Hauptprofiteur der möglichen Wiederaufnahme von Eisenerz-Importen aus der Ukraine. Längerfristig könnte SSAB und Outokumpu ("Neutral", 4,50 Euro) die Wiederaufnahme russischer Rohstoffeinfuhren zugutekommen. Auf sehr lange Sicht drohe aber auch ein harter Wettbewerb mit den traditionell starken Stahlindustrien beider Länder. Allerdings dürften die europäischen Wettbewerbsbehörden dagegen Abwehrmaßnahmen finden./gl/tih/jha/
Mit der Einstufung "Outperform" rechnen die Analysten von Oddo BHF auf Sicht von zwölf Monaten damit, dass sich die Aktien besser entwickeln als ein Vergleichsindex, der zum Beispiel den Sektor widerspiegeln kann. Mit "Neutral" gehen sie von einer ähnlichen und mit "Underperform" von einer schlechteren Entwicklung aus.
Analysierendes Institut Oddo BHF.
Veröffentlichung der Original-Studie: 27.11.2025 / 07:23 / MESZ Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 27.11.2025 / 07:38 / MESZ
ISIN DE0007500001 DE0006202005 AT0000937503 LU1598757687 DE000KC01000
AXC0120 2025-11-27/11:10
Relevante Links: voestalpine AG, Salzgitter AG, ThyssenKrupp AG, Klöckner & Co SE, ArcelorMittal S.A.