Aktien Frankfurt: Dax kann klaren Gewinn nicht halten - Ifo-Index enttäuscht
Nach den deutlichen Verlusten in der Vorwoche
hat sich der deutsche Aktienmarkt am Montag stabilisiert. Die
anfänglich deutlichen Gewinne der Leitindizes verringerten sich aber
merklich, nach unerwartet schwachen deutschen Konjunkturdaten.
Der Dax notierte gegen Mittag noch 0,5 Prozent höher
bei 23.215 Punkten. Für den MDax mit den mittelgroßen
deutschen Werten ging es zuletzt um 0,8 Prozent auf 28.500 Zähler
nach oben. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 gewann
rund 0,1 Prozent.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich überraschend
verschlechtert. Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima um 0,3
Punkte auf 88,1 Punkte, während Analysten mit einem Anstieg auf 88,5
Punkte gerechnet hatten. Experten verwiesen unter anderem auf
Unsicherheiten mit Blick auf die Verwendung der milliardenschweren
Investitionen des Staates, die eigentlich für Infrastruktur und
Rüstung vorgesehen sind.
Am Freitag war der deutsche Leitindex mit 22.943 Punkten zeitweise
auf den tiefsten Stand seit Mai abgesackt und hatte die Woche mit
einem Verlust von 3,3 Prozent abgeschlossen. Selbst gute Zahlen und
ein starker Quartalsausblick des KI-Konzerns Nvidia
hatten die zuletzt von Zinssorgen geprägte Anlegerstimmung nur
kurzzeitig wieder in die Spur gebracht. Die Anlagestrategen der UBS
betrachten den jüngsten Rücksetzer an den Märkten allerdings als
gesund und bleiben mittelfristig optimistisch für Aktien.
Angesichts der Einigung zwischen den USA und der Ukraine auf einen
überarbeiten Plan für ein mögliches Ende des russischen
Angriffskrieges gegen die Ukraine stehen die deutschen Rüstungswerte
weiter unter Druck. So fielen die Papiere von Rheinmetall
auf den tiefsten Stand seit Ende April und bildeten
mit einem Kursrückgang von 5,0 Prozent das Schlusslicht im Dax. Die
Titel von Renk und Hensoldt waren mit
Verlusten von 4,3 beziehungsweise 4,1 Prozent die schwächsten Werte
im MDax.
Unter den Einzelwerten ragten im Dax die Aktien von Bayer
mit einem Kursplus von 9,4 Prozent und dem höchsten
Stand seit rund 14 Monaten positiv heraus. Der Pharma- und
Agrarchemiekonzern veröffentlichte starke Studienergebnisse mit dem
Gerinnungshemmer Asundexian zur Behandlung von Schlaganfällen. Bayer
will deshalb nun weltweit Gespräche mit Gesundheitsbehörden über
Zulassungsanträge aufnehmen. Analysten sehen einen möglichen
Jahresspitzenumsatz im Milliardenbereich.
Ein komplexer Deal zwischen United Internet und der
Tochter 1&1 stützte die Aktien beider Unternehmen.
United Internet will das Telekommunikationsgeschäft künftig ganz in
ihrer Tochter bündeln. Dazu übernimmt 1&1 die 1&1 Versatel von
United Internet für etwa 1,3 Milliarden Euro. Der Preis erscheine
etwas hoch, sagte ein Börsianer. Letztlich dürfte der Deal aber vor
allem als der lange erwartete nächste Schritt in der Konsolidierung
des deutschen Markts gesehen werden. Die Papiere von United Internet
stiegen um 3,8 Prozent, jene von 1&1 gewannen 3,7 Prozent.
Eine weitere United-Internet-Tochter, Ionos , will bis
zu 2 Millionen eigene Aktien für bis zu 60 Millionen Euro
zurückkaufen. Der Rückkauf erfolge unter anderem zur Bedienung von
Ansprüchen aus Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen, könne aber
grundsätzlich für alle in der Hauptversammlungsermächtigung
genannten Zwecke verwendet werden, teilte der Internetdienstleister
mit. Die Ionos-Anteilsscheine verteuerten sich um 3,4 Prozent.
Zudem sorgen einige Umstufungen für Bewegung. So nahm Goldman Sachs
die Titel von Mercedes-Benz und BMW
jeweils mit dem Anlageurteil "Buy" wieder in die Bewertung auf.
Analyst Christian Frenes sieht die beiden die Premium-Autobauer am
stärksten unterbewertet. Bei BMW und Mercedes lobte er unter anderem
die gesunden Bilanzen und Barmittelzuflüsse sowie die
aktionärsfreundliche Mittelverwendung. Die BMW-Anteilsscheine
stiegen um 1,4 Prozent und die Mercedes-Papiere um 0,7 Prozent.
Das Analysehaus Jefferies nahm die Bewertung von Nemetschek
ebenfalls mit "Buy" auf. Der Bereich Bausoftware
stehe in der Digitalisierung noch relativ am Anfang, Nemetschek
dürfte hier besonders stark wachsen, schrieb Analyst Charles
Brennan. Die Nemetschek-Titel stiegen um 4,0 Prozent./edh//mis