Aktien Frankfurt: Dax wagt sich vor Nvidia-Zahlen vorsichtig ins Plus
Nach dem jüngsten Kursrutsch kann der Dax
am Mittwoch weitere Verluste vermeiden. Anleger
atmeten durch, nachdem der Leitindex binnen einer Woche mehr als
fünf Prozent verloren hatte. Sie blieben wenige Stunden vor den
Quartalszahlen von Nvidia aber vorsichtig und
erhoffen sich von dem Chipkonzern nach US-Börsenschluss neue Signale
zum Boomthema Künstliche Intelligenz.
Der Dax etablierte sich zum Nachmittag ein Stück weit im Plus,
nachdem er am Vortag auf das niedrigste Niveau seit Juni gesackt
war. Zuletzt lag der deutsche Leitindex 0,3 Prozent höher bei 23.257
Punkten. Er blieb damit jedoch unter seiner
200-Tage-Durchschnittslinie und gilt weiterhin als charttechnisch
angeschlagen. Zuletzt hatten Sorgen wegen der Bewertung von
Technologiewerten und Zweifel an weiteren US-Zinssenkungen die
Stimmung stark getrübt.
Für den MDax ging es am Mittwoch um 1,1 Prozent auf
28.801 Punkte nach oben, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
nur auf ein dünnes Plus von 0,1 Prozent kam.
"Die Spannung am US-Markt konzentriert sich derzeit auf einen
einzigen Giganten", schrieben die Experten von Index-Radar mit Blick
auf Nvidia. Den Resultaten wird nochmals mehr Bedeutung beigemessen
als ohnehin üblich. Der Chipkonzern stehe vor der Aufgabe, hohe
Erwartungen zu erfüllen und zudem die erhebliche Skepsis
hinsichtlich der Investitionen in KI zu zerstreuen, schrieb Analyst
Vivek Arya von der Bank of America in seinem Ausblick.
"Zu dieser Gemengelage gesellen sich auch noch die Sorgen über den
Zustand des Zinssenkungszyklus in den Vereinigten Staaten", hieß es
von NordLB. Die Märkte seien sensibler gegenüber möglichen
zurückhaltenden Tönen seitens der Fed, die im Dezember ihren letzten
Zinsentscheid für dieses Jahr treffen wird. Am Abend wird das
Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung veröffentlicht und am
Donnerstag dürften nachgeholte Daten zur Entwicklung des
US-Jobmarktes im September von großer Relevanz werden.
Positiv fielen Aktien von Nutzfahrzeugherstellern auf: Daimler Truck
erklommen im Dax mit einer Erholung um 3,3 Prozent
die Spitzenposition. Traton legte im MDax um 2,7
Prozent zu. Als erleichternd wurde laut Händlern ein Bericht
aufgefasst, wonach die US-Umweltbehörde EPA zwar an neuen
Abgasregeln für 2027 festhalte, aber den Prozess schlanker gestalten
möchte. Außerdem wurde am Markt darüber spekuliert, dass die Regeln
im kommenden Jahr in den USA zu vorgezogenen Lkw-Käufen führen
könnten.
Dagegen gerieten Rüstungswerte im Laufe des Tages immer stärker
unter Druck. Mit Rücksetzern um bis zu sechs Prozent sackten
Rheinmetall , Hensoldt und Renk
jeweils auf ihre tiefsten Stände seit August ab. Für
Verkaufsdruck sorgte eine mögliche neue US-Initiative, um den
Ukraine-Krieg zu beenden. In einem Medienbericht hieß es, ein
hochrangiger General des US-Militärs treffe derzeit in Kiew zu
Friedensgesprächen ein.
Die obersten Positionen im MDax übernahmen mit Redcare Pharmacy
und Delivery Hero zwei Werte, die sich
nach besonders schwacher Kursentwicklung erholt zeigten. Die Titel
der Online-Apotheke wurden vom Analysehaus Cantor Fitzgerald mit
einem Kursziel von 125 Euro in die Bewertung aufgenommen. Diese
Zielmarke verspricht in etwa eine Kursverdopplung.
Unter den Nebenwerten im SDax waren die Aktien von
Hypoport stark gefragt. Sie erholten sich um 13
Prozent von ihrem niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Der
Finanzdienstleister hatte am Vorabend nach Börsenschluss
Aktienrückkäufe für bis zu zehn Millionen Euro angekündigt. Analyst
Simon Stippig von Warburg Research sprach von einem guten Zeitpunkt,
um sich die Papiere ins Depot zu holen.
SMA Solar sprangen nach einer Kaufempfehlung des
Investmenthauses Jefferies um 16 Prozent hoch. Auf ihrem
Erholungspfad glichen sie mit dem höchsten Stand seit Juni 2024
einen Rückschlag vom Vortag wieder aus. Analyst Constantin Hesse
lobte die Rückkehr des Wechselrichter-Herstellers zur
Profitabilität./tih/he