Aktien Frankfurt: Dax sackt auf Tief seit Juni - Nervosität vor US-Jobdaten
Der Dax hat seine jüngste
Talfahrt am Dienstag mit dem Rutsch auf das tiefste Niveau seit Juni
fortgesetzt. Am Nachmittag verlor der deutsche Leitindex 1,5 Prozent
auf 23.244 Punkte, nachdem er zuvor sogar bis auf 23.224 Zähler
gestürzt war. Damit stand der Dax erstmals seit April wieder unter
seiner 200-Tage-Durchschnittslinie, die ein beliebter Indikator für
den längerfristigen Trend ist. Ein Tagesschluss darunter würde die
Lage aus Sicht der Experten von Index Radar weiter eintrüben und den
Weg abwärts Richtung 23.000-Punkte-Marke freigeben.
Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen sank
derweil um 1,5 Prozent auf 28.641 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx büßte 1,5 Prozent auf 5.555 Zähler ein. An
der New Yorker Börse zeichneten sich nach einem schwachen
Wochenstart nochmals moderate Verluste ab. Die deutsche Börse fange
sich schnell eine Grippe ein, wenn die US-Börse schnupft,
kommentierte Analyst Frank Sohlleder vom Broker ActivTrades.
Dabei werfen am Donnerstag erwarteten Arbeitsmarktzahlen aus den USA
weiter ihre Schatten voraus - verbunden mit der Sorge, dass die
US-Notenbank Fed die Zinsen im Dezember nicht weiter senken könnte.
Der Rekord-Stillstand in den US-Regierungsbehörden hatte für den
Ausfall von Wirtschaftsdaten gesorgt und damit auch der Fed die
Orientierung erschwert. Die zuletzt vorsichtigen Aussagen der
US-Notenbank hätten außerdem zu einem verstärkten und gehäuften
Hinterfragen des Bewertungsniveaus des KI-Hypes geführt, stellte
Marktexperte Marcel Mußler fest.
Bereits am Mittwochabend rückt daher der Quartalsbericht von
KI-Chipriese Nvidia besonders in den Fokus. "Statt
Jahresendrally stehen die Zeichen im Vorfeld dieses Termins auf
Ausverkaufsstimmung", schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege
vom Broker RoboMarkets. In der Vorwoche hatte es noch so ausgesehen,
als ob der Dax wieder seinen Oktober-Rekord von 24.771 Punkten
ansteuern könnte. Nun versilbern aber immer mehr Anleger ihre
Gewinne. Der deutsche Leitindex liegt im laufenden Jahr dennoch fast
17 Prozent im Plus.
Unter den Einzelwerten waren die Rheinmetall-Aktien
am Dienstag ein Lichtblick, die zum Kapitalmarkttag um zwei Prozent
anzogen. In der Spitze standen sie knapp über der 1.800-Euro-Marke
auf einem Hoch seit vier Wochen. Der Rüstungskonzern will den Umsatz
bis 2030 auf 50 Milliarden Euro etwa verfünffachen. Dieses neue Ziel
liege um fast ein Drittel über dem Konsens, schrieb
Jefferies-Analystin Chloe Lemarie. Rheinmetall will zudem
profitabler werden.
Auf der Gegenseite standen mehrere Kursstürze, die es vor allem im
Kleinwerte-Index SDax gab. Nach mehr als 20 Prozent
Minus im frühen Handel standen die Titel der Verve Group
zuletzt noch mit 12,7 Prozent im Minus. Es tröstete
Anleger also nicht, dass der Spezialist für digitale Werbung auf ein
starkes Schlussquartal setzt. Technische Probleme haben im dritten
Quartal Schwierigkeiten bereitet und eine veränderte
Umsatzrealisierung nahm Einfluss auf die Zahlen und die
Jahresprognose.
Als zweitgrößter SDax-Verlierer sackten die Titel SFC Energy um 9,8
Prozent ab. Der Brennstoffzellenspezialist peilt wegen Verzögerungen
bei Rüstungsaufträgen im laufenden Jahr nur noch das untere Ende der
Prognosespanne beim Umsatz an. Beim bereinigten operativen Gewinn
dürfte die untere Hälfte der Spanne erreicht werden. Bereits Ende
Juli hatte SFC die Prognose wegen des anhaltend herausfordernden
Marktumfelds gesenkt.
Im MDax gab es ein 6,6 Prozent hohes Minus bei Fraport
, nachdem Goldman Sachs die seit 2022 bestehende
Kaufempfehlung wegen überdurchschnittlicher Kursgewinne aufgegeben
hatte. Analyst Patrick Creuset hob in einer Neubewertung das Risiko
wieder steigender Investitionen und geringerer Kapitaldisziplin des
Flughafenbetreibers hervor.
Mit einem Abschlag von 5,1 Prozent wurden die Titel der RTL Group
nach der Vorlage von Zahlen auch zu einem größeren
MDax-Verlierer. Der Medienkonzern senkte seinen Jahresausblick wegen
der anhaltenden TV-Werbeflaute. Im dritten Quartal sei der erzielte
Umsatz derweil etwas niedriger ausgefallen als vom Markt erwartet,
merkte die Expertin Annick Maas von Bernstein Research an./niw/stk