Aktien Europa: Schwache Finanzwerte ziehen Markt nach unten
AMSTERDAM/LONDON/PARIS/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas Aktienmärkte haben
am Freitag deutlich nachgegeben. Kräftige Verluste im Finanzsektor
belasteten den Markt. Der EuroStoxx 50 verlor am
späten Vormittag 1,32 Prozent auf 5.577,53 Punkte. Außerhalb des
Euroraums sank der Schweizer SMI um 1,41 Prozent auf
12.522,85 Punkte und der britische FTSE 100 gab um
1,49 Prozent auf 9.295,18 Punkte nach.
Vor dem Wochenende zogen eine ganze Reihe von Faktoren die Kurse
nach unten. "Zum einen fliegen die Investoren seit dem US-Shutdown
im Blindflug, da die offiziellen Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten
nicht mehr publiziert werden", so Marktexperte Andreas Lipkow. "Des
Weiteren ist der Handelsstreit zwischen den USA und China wieder zu
einem akuten Thema geworden." Hinzu kämen die Probleme kleinerer
US-Banken. Dies wecke "böse Erinnerungen an das Jahr 2023, als die
Silicon Valley Bank geschlossen wurde".
Banken, Versicherer und Finanzdienstleister gehörten am Freitag vor
diesem Hintergrund zu den größten Verlierern. Schwergewichte wie BNP
Paribas oder UBS fielen um über drei
Prozent. Die Kursverluste folgten auf die Mitteilungen zweier
US-Regionalbanken, wonach diese möglicherweise Opfer von
Kreditbetrug in Zusammenhang mit notleidenden Immobilienfonds
geworden sind. Das ließ bei Anlegern Sorgen über möglicherweise zu
laxe Kreditstandards kleinerer US-Banken aufkommen.
Ausnahme waren die Aktien der spanischen BBVA . Diese
legten um fünf Prozent zu, nachdem die Übernahme der heimischen
Konkurrentin Banco Sabadell gescheitert war. Letztere
kamen dagegen unter Druck.
Zuflucht suchten Anleger bei defensiven Werten. Der schon am Vortag
starke Nahrungs- und Genussmittelsektor hielt sich im Plus, auch
Versorger und Telekomaktien tendierten besser als der Gesamtmarkt.
Die ebenfalls defensiven Pharmaaktien litten dagegen unter den
Abgaben von Novo Nordisk . Die Aktien des Herstellers
von Präparaten zur Gewichtsreduktion reagierten mit einem Abschlag
von 6,4 Prozent auf Aussagen von US-Präsident Donald Trump. Er hatte
gesagt, der Preis für eine Monatsration des Abnehmmittels "Ozempic"
von Novo Nordisk dürfte auf 150 Dollar fallen. Derzeit liegt der
Preis in den USA bei rund 1.000 Dollar.
Im Fahrzeugsektor standen Aktien von Volvo unter
Druck und verloren 7,7 Prozent. Der schwedische Lkw-Bauer hatte im
dritten Quartal wegen der US-Zölle einen Umsatzrückgang hinnehmen
müssen und deutlich weniger verdient. Das Management rechnet zudem
damit, dass die Unsicherheit wegen der Zollpolitik der US-Regierung
die Nachfrage in Nordamerika auch im kommenden Jahr belasten wird.
Es gab aber auch positive Nachrichten. Der Brillenkonzern
EssilorLuxottica hatte im dritten Quartal mehr erlöst
als gedacht. Der Konzern mit Brillenmarken wie Burberry, Oakley und
Ray-Ban punktete in allen Regionen bis auf Lateinamerika. Auch das
Geschäft mit Smartbrillen wuchs weiter rasant. An der Börse kam dies
sehr gut an. Die Aktie sprang um 11,8 Prozent auf einen neuen
Höchststand./mf/jha/