Aktien Frankfurt: Dax stabilisiert sich vor US-Zinsentscheid
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich am Mittwoch
nach dem Kursrutsch am Vortag wieder etwas stabilisiert. Vor dem
US-Zinsentscheid am Abend zeigten sich die Anleger aber vorsichtig.
Dazu drückte ein Medienbericht etwas auf die Stimmung. Der
"Financial Times" zufolge verlangt China von seinen Tech-Unternehmen
einen Verzicht auf KI-Computerchips des US-Branchenriesen Nvidia
.
Um die Mittagszeit behauptete der deutsche Leitindex ein Plus von
0,20 Prozent auf 23.375,40 Punkte. Der am Vortag ebenfalls schwache
MDax der mittelgroßen Unternehmen trat mit einem
Anstieg um 0,03 Prozent auf 30.109,93 Punkte auf der Stelle. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 erholte sich ähnlich
moderat wie der Dax.
Am Dienstag war der Dax auf den niedrigsten Stand seit Juni
gesunken. Damit hatte er weiter Anschluss an die US-Börsen verloren,
die nur leicht im Minus aus dem Handel gegangen waren. Im bisherigen
Jahresverlauf liegt das wichtigste deutsche Aktienbarometer aber
immer noch vor den großen US-Indizes.
An den Finanzmärkten gilt es als ausgemacht, dass die US-Notenbank
Fed erstmals im laufenden Jahr die Zinsen senken wird. Geht es nach
den Experten der Commerzbank, stehen vor allem die Aussagen zum
Tempo künftiger Lockerungen im Mittelpunkt. Die Währungshüter
stünden vor der Herausforderung, ihrem doppelten Mandat
nachzukommen, nämlich maximale Beschäftigung zu erreichen und
Preisstabilität zu gewährleisten.
Eine große Mehrheit rechnet mit einer moderaten US-Zinssenkung um
0,25 Prozentpunkte. Ein größerer Zinsschritt von 0,5 Punkten hatte
zuletzt zwar auch zur Debatte gestanden. "Mit den Zahlen zu den
US-Einzelhandelsumsätzen ist eine kräftige Senkung der Leitzinsen
aber noch unwahrscheinlicher geworden", hieß es nun aber von der
NordLB. Die vom Markt eingepreiste Senkung um 1,4 Punkte in den
kommenden zwölf Monaten sei zudem zu optimistisch, ergänzte Ökonom
Anthony Willis von Columbia Threadneedle Investments.
Am deutschen Aktienmarkt waren zur Wochenmitte Rüstungstitel wieder
gefragt: Im Dax ging es für Rheinmetall um 1,5
Prozent hoch, während im MDax Hensoldt und Renk
um 1,2 beziehungsweise 0,5 Prozent zulegten.
Die Aktien von Dax-Schwergewicht SAP starteten nach
einer zweimonatigen Talfahrt mit plus 3 Prozent einen
Erholungsversuch. Jefferies-Analyst Charles Brennan betonte am
Vorabend, er rechne bei den Titeln mit einer Kurswende. Konträr zur
derzeit schlechten Anlegerstimmung habe ein Gespräch mit dem
Finanzchef an die guten Eigenschaften der Walldorfer erinnert. SAP
verfüge über vielfältige Hebel, um ein dauerhaftes Wachstum zu
erzielen.
Im Nebenwerte-Index SDax lag Formycon
mit einem Kursplus von 4,4 Prozent weit vorn. Der
Biosimilar-Hersteller hat eine weitere Vertriebspartnerschaft für
sein Biosimilar zu Bayers Augenmedikament Eylea
geschlossen. Damit winkten Formycon weitere Lizenzzahlungen, sagten
Händler.
Unter Druck stand dagegen Indexnachbar ProSiebenSat.1
. Mit einem Minus von 6,3 Prozent setzten die Titel
ihre steile Talfahrt fort. Am Dienstagnachmittag hatte bereits eine
Senkung der Jahresziele belastet. Nun stuften mit Oddo BHF und
Kepler Cheuvreux gleich zwei Häuser ProSiebenSat.1 ab. In
Deutschland bleibe das Werbeumfeld schwach und es gebe auch keine
Anzeichen einer Erholung, begründete Oddo-Experte Jerome Bodin seine
Neubewertung. Es sei zudem unwahrscheinlich, dass Großaktionär
MediaForEurope für die verbleibenden Aktien ein neues
Angebot unterbreiten werde.
Wacker Chemie zählte mit einem Kursrückgang um 1,7
Prozent zu den größten MDax-Verlierern. Die US-Bank Morgan Stanley
stufte die Titel des Chemiekonzerns gleich doppelt ab und spricht
jetzt ein "Underweight"-Votum aus. Für Symrise ging
es um ein Prozent bergab. Sebastian Satz von der Citigroup erwähnte
nach einer Auswertung der aktuellen Investorenpositionierung, dass
Symrise neben den Chemieunternehmen Victrex und Lanxess
zu den Aktien zähle, mit denen Spekulanten derzeit
besonders umfangreich auf fallende Kurse setzten./gl/jha/