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APA ots news: Verhaltenes Wachstum bei hartnäckiger Inflation

Nationalbank veröffentlicht Interimsprognose für Österreich 2025 bis 2027

Wien (APA-ots) - "Die heimische Konjunktur ist im ersten Halbjahr 2025 nach einer knapp zweijährigen Rezession wieder leicht gewachsen, die Aussichten für das zweite Halbjahr sind jedoch weiterhin verhalten. Für das kommende Jahr erwarten wir einen leichten Aufschwung mit +0,8 % Wachstum", erklärt der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Martin Kocher, anlässlich der Pressekonferenz zur OeNB- Interimsprognose. Die österreichische Wirtschaft wird 2025 mit +0,3 % wieder leicht wachsen, die Erholung wird allerdings erst 2026 und 2027 mit Wachstumsraten von +0,8 % bzw. 1,1 % etwas an Fahrt aufnehmen. Die Inflation steigt 2025 durch das Auslaufen der Energiehilfen auf 3,5 %. Im Folgejahr 2026 fällt dieser Basiseffekt weg, wodurch die Inflation auf 2,4 % sinkt. Aufgrund der hohen Dienstleistungsinflation bleibt sie auch 2027 bei im Vergleich zum Euroraum relativ hohen 2,3 %. Die Budgetkonsolidierung bleibt herausfordernd und stellt neben der US-Zollpolitik ein Abwärtsrisiko für die Prognose dar.

Rezession endete im Schlussquartal 2024

Das reale Bruttoinlandsprodukt fiel zwischen dem vierten Quartal 2022 und dem dritten Quartal 2024 um 2,8 %. Damit schrumpfte bzw. stagnierte die Wirtschaftsleistung sieben Quartale in Folge. Mit Ende des Jahres 2024 setzte eine leichte Erholung ein. In der ersten Jahreshälfte 2025 gab es wieder ein leicht positives Wirtschaftswachstum, das etwas stärker ausfiel als in der OeNB- Prognose vom Juni erwartet wurde. Ein schwierigeres internationales Umfeld (Euro-Aufwertung und US-Zölle) deutet jedoch auf ein relativ schwaches zweites Halbjahr 2025 hin. Für das Gesamtjahr 2025 ergibt sich aufgrund der guten Entwicklungen im ersten Halbjahr eine leichte Anhebung der Wachstumsprognose auf +0,3 % (Juni-Prognose: +0,2 %). 2026 wird das Wachstum mit 0,8 % hingegen geringfügig schwächer ausfallen als im Juni erwartet. Unsere Wachstumsprognose für 2027 bleibt unverändert bei +1,1 %. Der Arbeitsmarkt verhält sich angesichts der Konjunkturschwäche weiterhin robust. Die Prognose für die Register-Arbeitslosenquote vom Juni bleibt mit einem Anstieg auf knapp 7 œ % aufrecht.

Inflation sinkt 2026 automatisch, bleibt aber hartnäckig

Die Inflation steigt 2025 spürbar an und erreicht im Jahresdurchschnitt 3,5 %. Verantwortlich für dieses Wiederaufflammen der Inflation sind vor allem die stark gestiegenen Energiepreise zu Jahresbeginn. Der Preisschub resultiert aus dem Auslaufen staatlicher Entlastungsmaßnahmen wie der Strompreisbremse, die zuvor dämpfend auf die Energiekosten gewirkt hatten. Im Folgejahr 2026 fällt dieser Basiseffekt weg - die Inflationsrate sinkt dadurch auf 2,4 %. Allerdings bleibt die Teuerung bei Dienstleistungen hartnäckig hoch, was die Gesamtinflation auch 2027 auf einem Niveau von 2,3 % halten wird. Fiskalische Konsolidierungsmaßnahmen spielen eine untergeordnete Rolle für die Inflationsentwicklung. Die bisher bekannten Maßnahmen führen im Jahr 2026 zu einem leichten Anstieg der Inflation um etwa 0,2 Prozentpunkte. Auch Indexierungen - etwa bei Mieten oder Versicherungsverträgen - sind kein wesentlicher Treiber der aktuellen Inflationsdynamik. Lediglich 13% des Warenkorbs sind indexiert, was ihren Effekt auf die Gesamtinflation deutlich relativiert. Die höhere Inflation in Österreich im Vergleich zum Euroraum ist - wie schon historisch - in erster Linie auf die höhere Dienstleistungsinflation zurückzuführen, die auch mit der Lohnentwicklung zusammenhängt. Unterschiede in der Energieinflation erklären seit 2024 Schwankungen der Inflationsdifferenz zum Euroraum. Die Nahrungsmittelinflation spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Budgetkonsolidierung bleibt herausfordernd

Die Einschätzung der budgetären Situation hat sich gegenüber der Prognose von Juni nicht verändert. Im Juni prognostizierte die OeNB einen Budgetsaldo von -4,2 % des nominellen BIP für 2025, -3,8 % für 2026 bzw. -4,0 % für 2027. Für das Jahr 2025 wirken das stärkere Wachstum und die stabile Einnahmensituation zwar positiv auf den Saldo. Dies wird jedoch durch Aufwärtsrevisionen bei Sozialversicherungsausgaben und einen langsameren Rückgang der Subventionen annähernd kompensiert. Für die Jahre 2026 und 2027 sind im Rahmen des laufenden EU-Defizitverfahrens weitere Anstrengungen nötig, die jedoch nicht in der Prognose berücksichtigt sind.

US-Handelspolitik und Budgetkonsolidierung als Abwärtsrisiko für Wachstumsprognose

Die Prognose für das BIP-Wachstum ist mit Abwärtsrisiken behaftet. Das relevanteste externe Risiko bleibt die hohe handelspolitische Unsicherheit. Die am 27. Juli vereinbarten EU-US- Handelsbedingungen haben entgegen früheren Erwartungen keine langfristige Sicherheit verschafft. So wurden bereits wenige Wochen nach der Vereinbarung die US-Zölle auf Stahl und Aluminium in Höhe von 50 % auf weitere Produkte ausgeweitet. Die Handelspolitik der US- Administration bleibt erratisch und weitere industriespezifische Zölle (Pharmazie, Halbleiterprodukte) können nicht ausgeschlossen werden. Zu den heimischen Wachstumsrisiken zählen wir die zur Jahresmitte wiederaufflackernde Inflation. Diese könnte die Konsumstimmung eintrüben und die Erholung im privaten Konsum weiter hinauszögern. Andererseits könnte ein Sinken der weiterhin ungewöhnlich hohen Sparquote den privaten Konsum und das Wirtschaftswachstum in Österreich stärken.

Die Interimsprognose steht auf der Website der OeNB als Download zur Verfügung.

Rückfragehinweis: Oesterreichische Nationalbank Mag.a Marlies Schroeder, MiM Telefon: (+43-1) 404 20-6900 E-Mail: marlies.schroeder@oenb.at Website: https://www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

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OTS0044 2025-09-12/10:02

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