ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax sackt ab - Risiken und steigende Zinsen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Dienstag
deutlich unter Druck geraten. Der Dax rutschte weit
unter die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten, die er
erst tags zuvor wieder überwunden hatte. Letztlich schloss der
Leitindex 2,29 Prozent tiefer bei 23.487,33 Zählern und damit auch
merklich unter der 100-Tage-Durchschnittslinie, einem
mittelfristigen Trendindikator. Wegen zahlreicher Risiken und
steigenden Zinsen werden die Anleger angesichts der erreichten
Kurshöhen vorsichtiger. Der MDax der mittelgroßen
Werte brach um 2,76 Prozent auf 29.604,64 Punkte ein.
"Der September scheint seinem Ruf alle Ehre zu machen", kommentierte
Marktbeobachter Andreas Lipkow mit Blick auf die oftmals triste
Bilanz des neu angebrochenen Monats. "Es bilden sich derzeit viele
neue Risikocluster aus, die noch für erhebliche Schwankungen an den
Finanzmärkten sorgen könnten." Lipkow verwies auf die
konjunkturellen Folgen der US-Zölle und den gescheiterten
Friedensversuch im Ukraine-Krieg. Dazu kommt der Machtkampf rund um
die US-Notenbank und ihr weiteres geldpolitisches Vorgehen. Ein
schwacher Start der US-Börsen nach dem feiertagsbedingt verlängerten
Wochenende belastete zusätzlich.
Am Markt wurde außerdem auf steigende Zinsen sowie Sorgen rund um
die Verschuldung Frankreichs verwiesen. Mit Blick auf die
Staatsanleihen erreichte die Rendite 30-jähriger Bundesanleihen den
höchsten Stand seit 2011. In den USA stieg die Rendite der
30-jährigen Bonds ebenfalls kräftig und britische Staatsanleihen
kletterten auf den höchsten Stand seit 27 Jahren. In Frankreich
liegt die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Anleihen
aktuell über der griechischen. Steigende Zinsen bedeuteten auch
höhere Finanzierungskosten, die direkt auf die Gewinne der
Unternehmen durchschlügen, erklärte Portfolio-Manager Thomas Altmann
von QC Partners.
Die steigenden Renditen von Staatsanleihen belasteten auf
Unternehmensseite vor allem die Immobilienwerte, die am Dienstag
europaweit der mit Abstand schwächste Sektor waren.
Im Dax gaben die Aktien von Vonovia als Schlusslicht
um 6,1 Prozent nach. Im MDax zählten auch LEG ,
Aroundtown und TAG Immobilien zu den
größten Verlierern.
FMC musste ebenfalls deutlich Federn lassen und ging
5,3 Prozent tiefer aus dem Handel. Eine Verkaufsempfehlung durch die
Schweizer Großbank UBS belastete den Dialyse-Spezialisten. Analyst
Graham Doyle verwies auf strukturelle Risiken hinsichtlich der
Geschäftsentwicklung in den USA und die Gefahr sinkender
Konsensschätzungen für das operative Ergebnis.
Siemens gaben um 4,4 Prozent nach und litten unter
einer Abstufung durch Bernstein Research auf "Market-Perform".
Analyst Nicholas Green begründete seinen Schritt mit den kräftigen
Kursgewinnen der Aktie in den vergangenen Jahren. Commerzbank-Aktien
, von Morgan Stanley auf "Equal-weight" abgestuft,
verloren 2,8 Prozent. Auf dem aktuellen Bewertungsniveau seien
zunächst weitere Fortschritte im Businessplan der Frankfurter nötig,
schrieb Analyst Alvaro Serrano.
Einen heftigen Kurseinbruch von 29,3 Prozent erlitten im
Kleinwerte-Index SDax SMA Solar . Der
Hersteller von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen senkte seine
Prognose für das laufende Jahr und erwartet nun einen operativen
Verlust. Die bereits eingeleiteten Restrukturierungsbemühen sollen
nochmals verschärft werden.
Dass der Motorenbauer Deutz mit dem geplanten Kauf
der Sobek Group, einem Antriebsspezialisten für Drohnen, sein noch
kleines Geschäft im Rüstungsmarkt ausbaut, kam dagegen gut an. Das
Papier stieg um 4,3 Prozent.
Bei PVA Tepla setzten nach einer Verdopplung des
Aktienkurses im laufenden Jahr dagegen Gewinnmitnahmen ein. Zum
Kapitalmarkttag sackten die Papiere um 3,4 Prozent ab. Der
Technologiekonzern bestätigte seine Mittelfristziele und will
außerdem seine Gewinnmarge langfristig deutlich steigern.
Auch in anderen Ländern Europas gaben derweil die wichtigsten
Indizes nach: Der französische CAC 40 verlor 0,7
Prozent, in ähnlicher Größenordnung ging es auch für den britischen
FTSE 100 und den SMI in Zürich
abwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte
letztlich 1,42 Prozent auf 5.291,04 Punkte ein./niw/nas