ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Unsicherheit in Frankreich belastet europaweit
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Anleger haben am Dienstag wegen
politischer Unsicherheit in Frankreich einen Bogen um europäische
Aktien gemacht. Hinzu kamen Sorgen um die Unabhängigkeit der
US-Notenbank Fed sowie neue Zolldrohungen aus Washington in Richtung
China, die Anleger zurückhaltend agieren ließen.
Der Leitindex EuroStoxx 50 gab letztlich um 1,11
Prozent auf 5.383,68 Punkte nach, womit das Leitbarometer der
Eurozone sein Minus vom Vortag ausweitete und den tiefsten Stand
seit fast zwei Wochen erreichte. Außerhalb der Eurozone kam der
Londoner FTSE 100 0,60 Prozent tiefer aus dem
verlängerten Wochenende. Der schweizerische SMI gab
um 0,37 Prozent nach.
Vor allem die Pariser Börse wurde von der Entwicklung in Frankreich
belastet: Der Leitindex Cac 40 verlor 1,7 Prozent. Im
Streit um den anstehenden Sparhaushalt will Premier François Bayrou
die Vertrauensfrage stellen. Das Parlament werde darüber in zwei
Wochen am 8. September abstimmen, sagte er. Bank-Ökonomen fürchten
wirtschaftlichen Schaden, sollte die Regierung in Frankreich
stürzen. Die drei größten EuroStoxx-Verlierer kamen mit Vinci
, BNP Paribas und Axa
alle aus Frankreich.
Zunehmend irritiert zeigten sich Anleger am Dienstag auch mit Blick
auf Personalien der Fed. In einem sich zuspitzenden Machtkampf
teilte US-Präsident Donald Trump mit, dass Fed-Gouverneurin Lisa
Cook mit sofortiger Wirkung aus ihrem Amt im Vorstand entlassen
werde. Auch beim Thema Zölle gegen China gab sich Trump aggressiv.
Er drohte dem Land mit Strafzöllen von bis zu 200 Prozent, falls
Peking die Vereinigten Staaten nicht zuverlässig mit Magneten aus
seltenen Erden beliefert.
Relativ große Kursverluste musste im EuroStoxx nach zuletzt gutem
Lauf noch Unicredit einstecken: Die Titel sackten um
3,6 Prozent ab, während eine mögliche Übernahme der Commerzbank
weiter schwelt. Am Vortag war bekannt geworden, die
italienische Großbank ihren direkten Aktienanteil an Deutschlands
zweitgrößter Privatbank nach eigenen Angaben auf rund 26 Prozent
erhöht hat.
Ein großer Verlierer waren die Aktien von Novo Nordisk
, die in Kopenhagen 4,5 Prozent verloren. Belastet
wurden sie von Nachrichten des US-Konkurrenten Eli Lilly
, dessen Aktien an der New Yorker Börse wegen eines
Studienerfolgs mit einer Abnehmpille anzogen. Die Verabreichung
könnte der bisher gewohnten Medikation mit Spritzen, für die Novo
bekannt ist, große Konkurrenz machen.
In London büßten British American Tobacco fast zwei
Prozent ein. Der Tabakkonzern muss sich einen neuen Finanzvorstand
suchen. Die bisherige Amtsinhaberin Soraya Benchikh werde mit
sofortiger Wirkung von ihrem Posten zurücktreten, hieß es. Ferner
gewannen in London die Titel des Großhandels- und Logistikkonzerns
Bunzl nach Halbjahreszahlen fünf Prozent./tih/he