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Aktienexperten: Börsenkonzerne von heimischer Wirtschaft entkoppelt / Starke Exportorientierung - Banken profitieren von gestiegenen Zinsen - Austro-Aktien noch immer unterbewertet

Österreich hat zwei Jahre Rezession hinter sich und dürfte auch heuer nur mäßig wachsen - eine Entwicklung, die sich mit Blick auf die Aktienindizes der Wiener Börse nur schwer nachvollziehen lässt. Die börsennotierten Unternehmen seien nämlich nicht sehr stark an die heimische Wirtschaft gekoppelt, sondern eher vom Export und der wirtschaftlichen Entwicklung in Osteuropa abhängig, so der Tenor unter Finanzexperten bei einem Pressegespräch des Finanzjournalistenforums.

Zudem seien wichtige Wiener Aktienindizes wie der ATX stark von Banken- und Versicherungsfirmen dominiert, führte Bernhard Haas, Fondsmanager bei der Erste Group, aus. Diese würden davon profitieren, dass die lange Phase vorbei ist, in der die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen sehr niedrig gehalten hat. Zudem seien Börsen vorwärtsgerichtet - also abhängig von den Zukunftserwartungen der Anlegerinnen und Anleger. Wenn die Konjunkturerwartungen also besser werden, spiegle sich das auch an den Aktienmärkten wider.

Verlierer und Gewinner durch US-Zölle

Dazu kommt, dass der österreichische Aktienmarkt "historisch ein sehr unterbewerteter Markt" gewesen sei, "unter dem Radar" der ausländischen Investoren. "Mit diesem sehr guten Jahr haben sich die Bewertungskennzahlen wieder etwas verschoben", erläuterte Paul Pichler, Fondsmanager bei der Liechtensteinischen Landesbank (LLB). Auch jetzt noch seien die österreichischen Aktien im jeweiligen Branchenvergleich günstig bewertet. Teilgrund für die Zurückhaltung internationaler Investoren sei die geringe Liquidität am heimischen Markt.

Der Handelskonflikt mit den USA und die von US-Präsident Donald Trump eingeführten Importzölle treffe die börsennotierten Unternehmen sehr unterschiedlich - auch innerhalb der Industrie. Viele Firmen hätten sich global aufgestellt - auch mit Werken vor Ort. Andere könnten ihre Produkte kaum mehr konkurrenzfähig in den USA absetzen, so Pichler. Jene mit Produktionsstätten in den USA würden sogar von den Zöllen profitieren, sagte Haas, da sie dadurch gegenüber Konkurrenten außerhalb der USA abgeschottet würden.

spo/bel

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