Aktien Frankfurt: Dax rutscht deutlicher ab - US-Präsident Trump droht EU
FRANKFURT (dpa-AFX) - Angesichts neuer Zolldrohungen von
US-Präsident Donald Trump ist der Dax nach seiner
Rekordjagd am Freitag unter Druck geraten. Trump erwägt pauschale
Strafzölle von 15 oder 20 Prozent auf Importe aus der Europäischen
Union. "Der Schluck aus der Pulle im Dax mit einem Niveau über
24.600 Punkten war dann doch scheinbar zu groß, der Index legt den
Rückwärtsgang ein", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar
von RoboMarkets.
Gegen Mittag weitete der Dax seine Verluste aus und büßte 0,95
Prozent auf 24.224,88 Punkte ein. Am Donnerstag hatte der deutsche
Leitindex bei 24.639 Zählern noch einen weiteren Höchststand
erreicht. Nach rund 24 Prozent Plus im laufenden Jahr fehlten dann
jedoch die Anschlusskäufe. Auf Wochensicht steht der Dax trotzdem
immer noch gut 1,8 Prozent im Plus.
Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen gab am
Freitag um 1,09 Prozent auf 31.305,51 Punkte nach. Für den
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,99
Prozent abwärts. An der Wall Street zeichnete sich ein schwächerer
Start für die wichtigsten US-Indizes ab.
Neben der Drohung in Richtung EU verhängte Trump außerdem neue Zölle
gegen Kanada in Höhe von 35 Prozent. Marktanalyst Jochen Stanzl vom
Broker CMC Markets verwies darauf, dass Kanada diese höheren Zölle
trotz Verhandlungen mit den USA akzeptieren müsse. "Dieses Schicksal
droht auch Europa", so Stanzl. Es sei besorgniserregend, dass die
Gespräche im Ergebnis weitestgehend zwecklos waren.
"Eine Verhärtung der Fronten im Handelskonflikt könnte die
Exportdynamik bremsen und die jüngste Dax-Rally ins Wanken bringen",
schrieb Maximilian Wienke, Marktanalyst beim Finanzdienstleister
eToro. Aus seiner Sicht könnten ein wieder rauerer Ton oder
enttäuschende Unternehmenszahlen in den kommenden Wochen rasch neue
Volatilität am deutschen Aktienmarkt auslösen. Die anstehende
Berichtssaison werde zeigen, wie die Unternehmen mit geopolitischen
Risiken und Zollthemen umgehen.
Vor den Quartalszahlen stufte Barclays-Analyst Henning Cosman die
Aktien von BMW von "Underweight" auf "Equal Weight"
hoch. Die letzten Signale des Autobauers vor der
Zahlenveröffentlichung stimmten ihn hinsichtlich Marge und
Barmittelzuflüssen optimistischer. Nach starken Kursgewinnen am
Vortag hielten sich die BMW-Papiere mit 0,3 Prozent im Plus.
In der Hoffnung auf eine möglichst gütliche Einigung im Zollstreit
zwischen den USA und der EU gebe es nun für die Margenprognosen
bezüglich des zweiten Halbjahrs obendrein eher Chancen als Risiken,
fuhr Cosman fort. Mit Mercedes-Benz und Volkswagen
zeigten sich daraufhin auch die Aktien anderer
Autobauer im Dax vergleichsweise robust.
Bei Schaeffler stand ebenfalls eine abschließende
Analystenkonferenz vor dem Quartalsbericht im Fokus. Ein Händler
bemängelte mit Blick auf eine Präsentation des Auto- und
Industriezulieferers, dass sowohl Umsatz als auch Marge im zweiten
Quartal leicht unter der Markterwartung liegen dürften. Die
Schaeffler-Aktien verloren 2,3 Prozent.
Die Anteilsscheine von Flughafenbetreiber Fraport
gewannen an der MDax-Spitze 0,9 Prozent. Ein Experte lobte
angesichts der Verkehrszahlen ordentliche Fortschritte am Flughafen
Frankfurt gegenüber dem Vormonat. Die innereuropäische
Reisenachfrage bleibe hoch. Auch für die internationalen Standorte
von Fraport sei es ein guter Monat gewesen.
Ansonsten flog das Telekomunternehmen 1&1 nach der
Anteilsaufstockung durch den Mutterkonzern United Internet
aus dem SDax . Für 1&1 wurde vor dem
Wochenende die Verve Group in den Kleinwerte-Index
aufgenommen. Die Papiere des schwedischen Tech-Unternehmens verloren
bei ihrem Debüt 1,6 Prozent.
SDax-Schlusslicht waren Stabilus mit Kursverlusten
von 7 Prozent auf 25,95 Euro. Warburg-Analyst Marc-Rene Tonn beließ
sein Votum für den Autozulieferer zwar bei "Buy", senkte aber das
Kursziel von 54 auf 44 Euro. Das zweite Quartal dürfte eher schwach
gewesen sein, das untere Ende der Jahresziele bleibe aber
erreichbar./niw/jha/