Aktien Frankfurt: Dax trotzt US-Zöllen vor Fristende
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich am Montag
wenig beeindruckt vom nahenden Fristende für eine Lösung des
Handelskonflikts zwischen den USA und der EU gezeigt. Von diesem
Mittwoch an könnten nach früheren Aussagen von US-Präsident Donald
Trump weitere Zölle auf Einfuhren aus der EU in Kraft treten, falls
diese ihm in Handelsfragen nicht entgegenkommt.
Nach der mäßigen Vorwoche baute der deutsche Leitindex am Montag
seine anfänglichen Gewinne etwas aus. Um die Mittagszeit stand er
0,64 Prozent höher bei 23.937,29 Punkten. Damit setzte er sich von
der für den kurzfristigen Trend wichtigen 21-Tage-Linie etwas weiter
nach oben ab. Vom rund einen Monat alten Rekordhoch von 24.479
Punkten ist er aber noch ein Stück entfernt. Der MDax
, Index der mittelgroßen Unternehmen, stieg um 0,70
Prozent auf 30.492,28 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
50 ging es um 0,4 Prozent nach oben.
"Die Marktteilnehmer sind nicht mehr so schreckhaft wie noch vor
einigen Monaten", kommentierten die Experten der Deka Bank. Sie
wüssten zwar, dass die Zölle von Dauer sein dürften, die
US-Regierung jedoch vor den selbstzerstörerischen Effekten von zu
hohen Zollsätzen zurückschrecke.
Die deutschen Medizintechnikhersteller Siemens Healthineers
und Carl Zeiss Meditec zählten trotz
schrumpfender Kursabschläge von zuletzt noch 0,5 und 2,2 Prozent zu
den größten Verlierern, wogegen Drägerwerk -Titel mit
0,9 Prozent ins Plus drehten. China reagiert auf EU-Beschränkungen
und belegt Medizinprodukte aus der EU mit Gegensanktionen. Zudem
steht weiter die Gefahr von US-Zöllen auf europäische Pharmaprodukte
im Raum. Am 20. Juni hatte die EU-Kommission entschieden,
chinesische Anbieter von öffentlichen Ausschreibungen für
Medizinprodukte im Wert von über fünf Millionen Euro auszuschließen.
Bei Nordex ging die jüngste Konsolidierung nach einem
Zwischenhoch trotz positiver Unternehmensnachrichten mit minus 0,9
Prozent weiter. Ein Auftrag aus Brandenburg zur Installation von
Anlagen mit einer Gesamtleistung von 91 Megawatt hatte vorbörslich
noch etwas gestützt.
Ansonsten bewegten Analystenaussagen. Beim Pharma- und
Technologiekonzern Merck KGaA mussten die Anleger
einen Kursrückgang von 2,2 Prozent sowie den Rutsch ans Dax-Ende
verkraften. Die Investmentbank Stifel senkte ihr Kursziel deutlich
unter die aktuelle Bewertung und spricht nach der bisherigen Kauf-
nun eine Verkaufsempfehlung aus. Jüngste Gespräche mit dem
Management hätten für ihn deutliche Risiken eines frühzeitigen
Patentauslaufs des MS-Mittels Mavenclad (Cladribin) ergeben,
begründete Analyst Dylan Van Haaften seine Neubewertung. Er liegt
mit seinen Schätzungen für 2026 aufgrund dieser Belastung nach
eigener Aussage klar unter dem Konsens.
Krones -Titel büßten nach einer Abstufung 2,4 Prozent
ein. Die Investmentbank Oddo BHF spricht nur noch eine neutrale
Empfehlung aus. Die Quartalszahlen des Herstellers von Abfüll- und
Verpackungsanlagen dürften kein Kurstreiber sein, heißt es zur
Begründung.
Eine gestrichene Kaufempfehlung des Analysehauses Kepler Cheuvreux
ließ die Aktien von Aixtron um 1,3 Prozent sinken.
Die Erholung der wichtigsten Märkte des Chipausrüsters gehe wohl
langsamer vonstatten und sei weniger gewiss als bisher gedacht,
schrieb Ruben Devos.
Dagegen setzte MDax-Spitzenreiter Bilfinger mit plus
5,8 Prozent auf ein Hoch seit dem Jahr 2014 seine Rally fort. Die
Experten der Investmentbank Kepler Cheuvreux erhöhten ihr Kursziel
deutlich und signalisieren mit 95 Euro weiteres Potenzial für den
Industriedienstleister.
Die Aktien von ProSiebenSat.1 profitierten mit plus
0,8 Prozent von einem Kaufvotum der US-Bank JPMorgan. Experte Daniel
Kerven empfiehlt sie mit "Overweight" und einem deutlich angehobenen
Kursziel. Die Branchenkonsolidierung sowie die Erholung des
Werbemarkts sorgten für Potenzial, betonte er. Gleichzeitig seien
die Papiere des Medienkonzerns durch Anteilskäufe des italienischen
Großaktionärs Media For Europe (MFE) nach unten hin
abgeschirmt./gl/jha/