Aktien Frankfurt: Nahost-Waffenruhe leitet kräftige Erholung ein
FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran
hat die europäischen Börsen am Dienstag kräftig nach oben getrieben.
Ein Einbruch der Ölpreise auf das Vorkriegsniveau war Ausdruck
großer Erleichterung, die sich auch am Aktienmarkt zeigte.
Zwar gab es von den Kriegsparteien gegenseitige Vorwürfe, dass die
Waffenruhe verletzt worden sei. Laut dem US-Präsidenten Donald Trump
ist sie aber weiter in Kraft. Israel werde den Iran nicht angreifen,
alle Flugzeuge würden umkehren, schrieb der Republikaner auf seiner
Mitteilungsplattform Truth Social.
Der Dax verließ seinen jüngsten Abwärtstrend, den er
nach dem Rekord Anfang Juni eingeschlagen hatte. Am Nachmittag stand
der deutsche Leitindex 1,84 Prozent höher bei 23.698 Punkten. Er
näherte sich damit wieder seiner 21-Tage-Linie, die ein beliebter
Indikator für den kurzfristigen Trend ist.
Der MDax schnellte am Dienstag sogar noch etwas
stärker um 2,52 Prozent auf 30.022 Punkte nach oben. Während der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx um 1,4 Prozent zulegte,
waren auch die Indikationen für die New Yorker Börsen positiv.
Laut dem Marktbeobachter Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets gehen
Anleger davon aus, dass das größte Risiko im Konflikt zwischen Iran
und Israel aus dem Markt ist. "Die Rückkehr in Aktien wird getrieben
durch die Hoffnung auf ein dauerhaftes Ruhen der Waffen im Nahen
Osten", schrieb er am Morgen. Am Ölmarkt werde die zuletzt
eingepreiste Risikoprämie wieder abgebaut.
Gut an kam im Frankfurter Handel auch, dass die vom Ifo-Institut
gemessene Unternehmensstimmung in Deutschland im Juni ihren höchsten
Stand seit über einem Jahr erreichte. Die geplanten
Milliardeninvestitionen der neuen Bundesregierung in die
Infrastruktur hellten die Stimmung auf, hieß es. Die Haushaltspläne
dafür wurden am Dienstag im Kabinett von Finanzminister Lars
Klingbeil auf den Weg gebracht.
An die Dax-Spitze setzten sich vor diesem Hintergrund die
rekordhohen Aktien von Heidelberg Materials , die als
Profiteur der Infrastruktur-Milliarden gelten. Sie zogen in einem
starken Branchenumfeld um 7,1 Prozent an. Thema im Baustoffsektor
war auch die Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts von Holcim
, die laut der Bank of America Geschäfte außerhalb
Amerikas anderer Unternehmen besser bewertbar mache. Für Analyst
Arnaud Lehmann wirkt sich dies positiv auf die Aktie der
Heidelberger aus, die nun eine der 25 Top-Aktien für dieses Jahr
sei.
Bei Rüstungswerten allerdings scheint der Zug kursmäßig abgefahren,
denn hier waren die Aktien bei den Anlegern wie zuletzt schon nicht
mehr begehrt. Bei Rheinmetall , Hensoldt
und Renk gab es zuletzt Abschläge
zwischen 0,4 und 1,1 Prozent.
Stark erholt zeigten sich die zuletzt von den Kriegs- und
Ölpreissorgen gebeutelten Reiseaktien. Tui machten im
MDax mit einem Anstieg um 8,7 Prozent einen großen Schritt zurück zu
ihrem Niveau vor Israels Angriff auf den Iran. Aktien der Lufthansa
legten 6,5 Prozent zu.
Im ebenfalls gefragten Autosektor fanden die Aktien von Continental
keine klare Richtung, nachdem der Zulieferer wegen
Zöllen und derzeitiger Marktbedingungen sein Margenziel gesenkt
hatte. Außerdem wurde die Trennung von der Kunststofftechnik-Tochter
Contitech besiegelt, durch die das Unternehmen nach dem anstehenden
Börsengang der Autosparte künftig zum reinen Reifenhersteller werden
soll. Der Kurs pendelte sich mit knapp einem Prozent im Minus ein.
Im Falle von Aurubis sorgte eine Empfehlung der
Investmentbank Oddo BHF für einen Kurssprung um 6,4 Prozent. Analyst
Emna Ben Bdira sieht das Unternehmen an einem interessanten
Wendepunkt, da die Investitionen im nächsten Geschäftsjahr weiter
sinken und Wachstumsprojekte ihren Beitrag verbessern sollten. Die
Aktien des Baumarktkonzerns Hornbach Holding
schnellten nach überzeugenden Zahlen zum ersten Geschäftsquartal um
mehr als acht Prozent nach oben, nachdem sie zuletzt noch ihrem Tief
vom April nahe gekommen waren./tih/jha/