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Börse Frankfurt-News: "Mit Argusaugen Richtung Nahost" (Wochenausblick)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der US-Angriff auf Iran führt zu Zurückhaltung an den Börsen. Größere Rücksetzer bleiben bislang aber aus. Nur der ?-lpreis reagiert stark. Für Mittwoch ist der Handelstart der Aktien des Autoteilehändlers AUTODOC angesetzt.

23. Juni 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Nahost-Konflikt hat die Märkte weiter fest im Griff, erst recht, nachdem die USA am Wochenende militärisch eingegriffen haben. "Das Wohl und Wehe an den Finanzmärkten hängt vom Nachrichtenfluss ab", erklärt Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Die Geschichte wird zeigen, ob der Eintritt der USA in den Konflikt die Welt sicherer oder unsicherer gemacht hat", kommentiert Analyst Andreas da Graça von der LBBW. Jetzt hänge alles von Irans Antwort und der möglichen US-Gegenreaktion ab. "Daher dürften in dieser Woche die Anleger mit Argusaugen Richtung Nahost blicken."

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Der US-Angriff auf iranische Atomanlagen am Wochenende wirkt sich vor allem auf den ?-lpreis aus, die Aktienmärkte reagieren recht gelassen. "Rein aus Finanzmarktsicht betrachtet war es vermutlich günstig, dass die Marktakteure einen ganzen Tag Zeit hatten, sich über die Situation Gedanken zu machen", bemerkt Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Daher seien panikartigen Reaktionen ausgeblieben. "Anscheinend glauben die Marktteilnehmer derzeit, dass der Konflikt regional begrenzt bleiben wird."

Begrenzte Verluste

Der DAX steht am Montagmorgen bei 23.210 Punkten nach 23.350 am Freitag zu Handelsschluss - deutlich unter dem Anfang Juni erreichten Allzeithoch von 24.479 Zählern. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent war zwischenzeitlich über 81 US-Dollar gestiegen, den höchsten Stand seit Januar. Aktuell sind es mit 78,28 US-Dollar wieder etwas weniger. Hintergrund ist die Sorge, dass Iran die Straße von Hormus blockieren könnte, eine für ?-l und Flüssiggas extrem wichtige Seestraße.

"Sorglosigkeit stimmt skeptisch"

Der Goldpreis - traditionell "sicherer Hafen" - bleibt mit 3.355 US-Dollar die Feinunze unter dem Allzeithoch von knapp 3.500 US-Dollar, ebenso der Bitcoin mit aktuell knapp 102.000 US-Dollar. "Die größten Auswirkungen sind bisher an den Energiemärkten auszumachen", erklärt Portfoliomanager Max Hanisch von der Weber Bank. Dieser Kanal transportiere aber die Folgen des Konflikts über die direkt betroffenen Regionen hinaus in die Welt: in Form höherer Preise für Benzin und Kerosin und damit steigender Inflation. "Angesichts der vielfältigen - überwiegend negativen - Folgen der angedrohten Zölle und der vielen weiteren Gefahrenherde in der Welt stimmt uns die Sorglosigkeit an den Märkten zunehmend skeptisch."

"Jederzeit negative Überraschungen seitens US-Zollpolitik"

Unabhängig von den aktuellen Geschehnissen rechnet die Fondsgesellschaft DWS für globale Aktien auf Sicht der kommenden zwölf Monate mit Gesamtrenditen von etwa sechs Prozent. Aufgrund der hohen Kursgewinne seien deutsche Aktien allerdings inzwischen deutlich höher bewertet als die meisten anderen europäischen Börsen. "Wir gehen von einem moderaten DAX-Kurspotenzial bis Juni 2026 aus: 25.600 Punkte", erklärt Fondsmanager Tobias Rommel. Für die USA hätten sich die Aussichten wieder etwas verbessert. "Das könnte sich im Falle von weiteren negativen Überraschungen seitens der US-Zollpolitik allerdings wieder ganz schnell ändern", bemerkt Rommel. Entscheidend bleibe die Entwicklung des Tech-Sektors. Er sieht den S&P 500 per Juni 2026 bei 6.100 Punkten.

Handelsstart von AUTODOC SE

Der Betreiber einer Plattform für Autoteile aus Berlin, AUTODOC, geht am Mittwoch an die Frankfurter Börse. Zuvor werden die Aktien privat platziert mit einer Zeichnungsspanne zwischen 58 und 61 Euro. Bei voller Ausnutzung des Angebots inklusive Mehrzuteilung könnte das einen Börsenwert von bis zu 2,4 Milliarden ergeben. Der Streubesitz liegt dann bei 19 Prozent.

Mehr auf handelsblatt.de Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 23. Juni

9:00 Uhr: Umsetzung der Indexanpassung für MDAX und SDAX. Ab heute ist IONOS für Jenoptik im MDAX sowie Mutares und Nagarro im SDAX.

10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Juni.

Dienstag, 24. Juni

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex Juni. Die Commerzbank geht davon aus, dass das ifo-Geschäftsklima nach fünf Anstiegen in Folge auch im Juni zugelegt hat, und zwar von 87,5 auf 88 Punkte. Dieses vergleichsweise kleine Plus werde das Wendesignal noch einmal untermauern. Es werde aber auch zeigen, dass wegen der höheren US-Zölle und der zahlreichen strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft kein kräftiger Aufschwung zu erwarten sei.

Donnerstag, 26. Juni

14.30 Uhr. USA: Auftragseingang langlebige Güter Mai. Der zivile Flugzeugbau schiebt der DekaBank zufolge die Auftragseingänge an. Sie rechnet mit einem Plus von 8,5 Prozent gegenüber dem April.

Freitag, 27. Juni

14.30 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie Mai. Das bevorzugte Inflationsmaß der Fed wird der Commerzbank zufolge einen etwas stärkeren Anstieg gegenüber dem Vorjahr anzeigen.

von: Anna-Maria Borse, 23. Juni 2025, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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