Aktien Europa: Im Plus - Erleichterung über weiter offene Öl-Handelswege
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Ungeachtet der kriegerischen
Eskalation in Nahost haben sich die wichtigsten Aktienmärkte Europas
am Montag moderat im Plus gezeigt. Aktuell dominiere die Hoffnung,
dass es sich um einen zeitlich begrenzten Konflikt zwischen Israel
und dem Iran handele und die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft
damit sehr begrenzt bleiben dürften, erklärte Portfoliomanager
Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt/Main.
"Das große Risiko für die Weltwirtschaft ist die Entwicklung des
Ölpreises. Blockaden von Seewegen, längere Transportzeiten und
deutlich steigende Preise haben hier das Potenzial, der
Weltwirtschaft massiv zu schaden", sagte Altmann.
Da die Straße von Hormus, eine wichtige Schifffahrtsroute für
Öltransporte, aber noch offen sei, herrscht zurückhaltende
Erleichterung. Erst durch eine Blockierung oder Schließung dieser
Meerenge zwischen Iran und Oman, durch die ein großer Teil des
weltweiten Ölgeschäfts läuft, könnte es zu Panik an den Börsen
kommen. Dann nämlich könnte der Ölpreis laut Deutsche-Bank-Experte
George Saravelos auf über 120 US-Dollar pro Barrel (159 Liter)
steigen.
Der EuroStoxx 50 , der Leitindex der Euroregion,
rückte zur Mittagszeit um 0,40 Prozent auf 5.311,86 Punkte vor.
Insbesondere die wichtigsten Indizes in Deutschland, Frankreich,
Spanien und Italien legten zu.
Außerhalb des Euroraums stieg das Londoner Börsenbarometer FTSE 100
um 0,35 Prozent auf 8.881,50 Zähler und näherte sich
wieder seinem Rekordhoch aus dem Monat März bei etwas über 8.900
Punkten. Treiber waren weiterhin vor allem die Ölwerte. Der
Schweizer SMI gab unterdessen um 0,38 Prozent auf
12.100,17 Punkte nach.
Der Blick auf die Branchen Europas zeigte eine deutliche Erholung
des Reise- und Freizeitsektor, der sich an die Spitze des
Branchentableaus setzte. Der Öl- und Gassektor zeigte sich zudem
weiterhin fest. Defensive Branchen wie Lebensmittel, Medien oder
Pharma schwächelten. Im letztgenannten Sektor ging es etwa für Roche
um 1,7 Prozent abwärts. Den Pharmakonzern dürfte
belasten, dass die Gentherapie Elevidys zur Behandlung von
Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) bei nicht-gehfähigen Patienten nach
zwei Todesfällen eingestellt wurde.
Unter den französischen Aktien standen vor allem Renault
und Kering mit gegenläufigen
Kursbewegungen im Blick. So büßten die Papiere des Autobauers 6,3
Prozent ein, während Kering um 9,6 Prozent nach oben sprangen. Der
derzeitige Vorstandschef von Renault Luca De Meo verlässt das
Unternehmen Mitte Juli. Unbestätigten Medienberichten zufolge
wechselt er zu Kering, um dort die Leitung zu übernehmen.
JPMorgan-Analyst Jose Asumendi schrieb, dass De Meo schon immer
stark auf Turnaround-Geschichten und große Herausforderungen
fokussiert und dabei auch erfolgreich gewesen sei.
In London sprangen die Aktien der Metro Bank um knapp
16 Prozent nach oben und erreichten zeitweise den höchsten Stand
seit mehr als zwölf Monaten. Wie "Sky News" am Wochenende
berichtete, hat die Private-Equity-Gesellschaft Pollen Street
Capital die Bank wegen einer möglichen Übernahme kontaktiert. Pollen
Street ist einer der Hauptaktionäre des mittelständischen
Kreditgebers Shawbrook, der zuvor mit der Metro Bank über eine
mögliche Fusion verhandelt hatte, hieß es in dem Bericht.
Die Aktien von Entain gewannen zuletzt 11,4 Prozent.
Der Sportwetten- und Glücksspielkonzern hob die Jahresumsatzprognose
für das US-amerikanische Joint Venture mit MGM Resorts, BetMGM,
an./ck/mis