Aktien Frankfurt: Politische Unsicherheit hält Dax zurück
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach den leichten Verlusten zum Start in den
Juni haben zunehmende politische Risiken den Dax auch
am Dienstag am Vorankommen gehindert. Der Bruch der Regierung in den
Niederlanden verunsicherte etwas. Die runde Marke von 24.000 Punkten
erweist sich für den deutschen Leitindex damit als zäher Widerstand,
nur im frühen Handel hatte er vorübergehend darüber gestanden. Am
Nachmittag verbuchte er bei 23.961 Punkten ein Plus von 0,13
Prozent. Von seinem Rekordhoch aus der vergangenen Woche bei fast
24.326 Punkten bleibt er damit ein Stück weit weg.
Der MDax der mittelgroßen Werte notierte kaum
verändert bei 30.763 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
gab um 0,1 Prozent nach. Dass China und die USA in
Kürze auf höchster Ebene über den Handel sprechen dürften, half den
Indizes allenfalls am Vormittag etwas. Gelöst ist der Zollstreit
nicht.
Belastet hat am Dienstag die Nachricht, dass die Regierungskoalition
in den Niederlanden im Streit um die Migrationspolitik zerbrochen
ist. Der Populist Geert Wilders erklärte den Rückzug seiner
radikal-rechten Partei aus der Vier-Parteien-Koalition, an der diese
als stärkste Kraft beteiligt war.
Im Dax erholten sich die Rüstungstitel von Rheinmetall
mit einem Plus von 1,2 Prozent etwas von ihrem
schwächeren Vortag. Nach den starken Kursgewinnen der vergangenen
Monate mit einem Jahresplus von rund 200 Prozent rückt der
Rüstungskonzern noch im Juni in den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
auf und ersetzt dort den Luxuswarenhersteller Kering .
Die Veränderungen treten am Freitag, dem 20. Juni, nach
Börsenschluss in Kraft.
Gerresheimer zeigten nach ihrem Kursabsturz am Vortag
von knapp 23 Prozent im Zuge einer Prognosesenkung am Dienstag kaum
Stabilisierungstendenzen mit minus 0,7 Prozent. Mehrere Analysten
stuften die Titel des Spezialverpackungsherstellers nun ab.
Delivery Hero rutschten um gut 6 Prozent ab. Der
Rücktritt des Investmentchefs des Großaktionärs Prosus
sorgte für neue Verunsicherung. Prosus hält laut
Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg etwas über 27 Prozent am
Essenslieferdienst. Tags zuvor hatten die Papiere von Delivery Hero
eine EU-Strafe wegen wettbewerbswidriger Absprachen gut weggesteckt.
Am Dienstag waren E-Commerce-Unternehmen generell schwach: So
verloren im Dax Zalando 2,4 Prozent, im MDax waren
Hellofresh mit minus 6,6 Prozent noch schwächer als
Delivery Hero. Der Kochboxenversender muss sich einen neuen
Finanzchef suchen. Christian Gärtner wird sein Amt spätestens Ende
des Jahres niederlegen.
Immobilienwerte profitieren von der Entwicklung am Anleihemarkt, wo
die Rendite weiter zurückging, was den zinssensitiven Aktien von
Immobilienkonzernen entgegenkommt. Vonovia führten am
Nachmittag den Dax mit plus 2,1 Prozent an.
Im Blick stand am Dienstag auch die Inflation im Euroraum. Diese ist
im Mai auf 1,9 Prozent gesunken. Im April hatte die Rate noch bei
2,2 Prozent gelegen. Der Rückgang war stärker als von Volkswirten
erwartet. Die Inflation liegt jetzt unter dem Inflationsziel der
Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent. Der Weg für die
nächste Zinssenkung durch die EZB an diesem Donnerstag sei damit
geebnet, sagten Marktbeobachter./ajx/mis